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Newsletter vom Newsletter vom 24. November 2016

 
 

Ihr Lieben,

während ich versuche, meinen 38. Newsletter zu schreiben, jährt sich mein erster Kuss zum 38. Mal und ich freue mich daran, dass dieser von Werners Mund auf mir gelandet war. Ich finde, das ist eine schöne Parallele :-)

Hier einige Lebensmomente seit dem letzten Newsletter, es ändert sich dann doch immer alles recht schnell, obwohl sich der Alltag so gleichförmig anfühlt.

Bei allem, was ich erlebt habe, steckt Gott dahinter, das liebe ich an ihm besonders. Dass er Menschen zusammenbringt. Dass er kleine Hoffnungszeichen und immer wieder große Ausrufezeichen schenkt inmitten dieser Welt voller Fragezeichen.

Familie

Unser Enkelkind ist die reine Freude. Lenni ist jetzt gute zwei Jahre alt. Körperlich erinnert nur noch seine Zartheit an seine frühe Geburt. Er ist blitzgescheit und blitzschnell, amüsiert sich sehr über das Leben, ist ungemein neugierig und völlig vertrauensselig. Noch einmal darf ich miterleben, wie ein Mensch sich entwickelt und zu sprechen beginnt. Es ist spannend wie eh, und diesmal ohne die geringste Verantwortung. Enkelkinder sind eine geniale Erfindung! Ich genieße die Zeit mit Lenni sehr, er ist so berührend. Nichts ist eine Selbstverständlichkeit wie bei einem eigenen Kind, alles ist Geschenk. Ein Vormittag mit Lenni auf dem Spielplatz ist meine beste Erholungszeit. Ich freue mich königlich, wenn ich eintauche in seine Welt. Ich tanke sein Vertrauen, seine Liebe und habe keine Eile. Ich habe lange Weile. Das ist soo schön! Ich beobachte ihn, wie er die Welt entdeckt, wie er Kontakte knüpft, wie er Mut investiert, Fertigkeiten ausprobiert, alles spannend findet, was ich längst kenne, mich auf Dinge aufmerksam macht, die ich nicht mehr wahrnehme. Wir nehmen ihn mit auf unser Freizeitgrundstück, ein riesiger Abenteuerspielplatz für ihn, wir machen zusammen Lagerfeuer, essen einen Apfel vom Baum, während er über Glut und Funken staunt, über das Knistern des Feuers, Störche, Hubschrauber, Nebel, Sonnenuntergang. „Wassndesda“ „WasmachtnderOpada“ – er hat die Welt der Fragen entdeckt, womit er die Erwachsenen zum Reden bringt. Es ist einfach soo arg schön :-)

Kleiner Wortwechsel:
Eine Radtour mit Lenni ist eine einzige Unterhaltung. Sein Verstand wächst und wächst. Wir sortieren Blumen nach Farben, die lilafarbenen haben es ihm angetan. Die muss ich pflücken, die hegt er. Die anderen lässt er in den Wind wehen: „Schlafen“. Wir kommen an einem Kreuz vorbei. Ich sage: „Da hängt Jesus.“ Es ist ein Flash back zu jenen ersten Malen, als ich das zu Anna, Lena, Jan sagte. Lenni: „Gucken!“ Ich frage: „Soll ich umdrehen?“ „Ja, umdrehen.“ Lenni guckt. Dann: „Abhängen!“ Und: „Weinen.“ Ich bin berührt. Ich sag ihm, dass Jesus ihn lieb hat und mich auch. Die ganze Absurdität des Kreuzes wird mir wieder bewusst, als sähe ich es zum ersten Mal.

Es ist schön, Lena als Mutter zu erleben. Sie hat Kraft, Ausdauer, Liebe und viel Geduld. Nebenher treibt sie ihr Sonderpädagogikstudium voran, Schritt für Schritt. Noch etwas Schönes:

Anna wird im nächsten Frühling zu uns ins Sellawie stoßen und mit Werner zusammen in der bis dahin hoffentlich fertig renovierten Scheune arbeiten. Dort werden weitere Café-Sitzplätze entstehen und wir werden unser Feinkostangebot und Küchenaccessoires dort ausbauen. Dafür wird ein weiteres Zimmer für Bücher entstehen, worüber sich mein Bücherherz sehr freut. Anna hat vor fünf Jahren engagiert mitgeholfen, dass Sellawie entsteht und es ist uns ein Vergnügen, dass sie uns wieder bereichert. Der Moment, als sie uns diesen Weg vorschlug, gehört zu den schönsten des Jahres. Hätte mir jemand in der Zeit der Loslösung von den Kindern sagen können, wie schön das mal noch werden kann, hätte ich mich leichter getan :-)

Jan ist mit Leib und Seele bei seiner neuen Arbeitsstelle im CAP-Markt angekommen. Dass sich in unserem Dorf einer von hundert dieser wunderbaren Supermärkte Deutschlands angesiedelt hat, ist ein Glücksgriff Gottes. Am Ende, habe ich eines Tages gedacht, hängt dieser erstaunliche Standort mit meinem jahrzehntealten Muttergebet für meinen Sohn zusammen … Das hat mich echt ermutigt, langatmig zu beten. Ich gehe so gern dort einkaufen, stolz wie Harry, ein aufgeräumter, gut sortierter, übersichtlicher, freundlicher Supermarkt, wie in einem Urlaubsort auf einer Hollandinsel. An diesem Ort, wo zur Hälfte Menschen mit und ohne Behinderung Seite an Seite zusammen arbeiten, blüht Jan auf. Hier darf er so sein, wie er ist, erlebt er sich als kompetent und zugehörig. Jeden Abend, nachdem er seine Hörgeräte abgelegt hat, betet Jan laut in seinem Zimmer oben unter dem Dach und ich höre ihn danken, danken, danken. „Danke, dass du da bist und wir dir vertrauen dürfen“, sagt er immer wieder. Während ich anfangs gerührt lächelte über diese Wiederholungen, stelle ich mich inzwischen gerne in den Flur und unter Jans heißen Draht zu Gott. Ich habe verstanden, dass Gott selbst mir etwas sagen möchte und dass genau diese beiden Punkte in meinem Glaubensleben ständigen Nachhilfeunterricht nötig haben: Vertrauen darauf, dass Gott da ist und überhaupt: Vertrauen!
Nachdem Jan vier Jahre lang werktags in einem schwäbischen Berufsbildungswerk gelebt hat, teilen wir seit geraumer Zeit wieder unser Häuschen mit ihm. Er ist ein überaus angenehmer WG-Genosse. Dennoch ist das übernächste Etappenziel für uns, ihm zu einer altersentsprechenderen WG zu verhelfen. Das nächste Ziel hat Jan selbst gesteckt: Er möchte den Führerschein machen. Was früher für mich unvorstellbar war, rückt an den Horizont des nicht mehr gänzlich Unvorstellbaren. Aber es gehört auch zu den schwierigeren Aufgaben als Eltern von Jan, hier loszulassen, zuzutrauen, aber gleichzeitig auch verantwortlich zu handeln.

Werner und ich

Das ganze vergangene Jahr lang hatte Werner ein Sabbatjahr. Das war eine außergewöhnliche Lebenszeit für uns. Leider hatte ich nicht auch gleichzeitig ein Sabbatjahr, was manchmal nicht soo einfach war. Unterm Strich hat Werner sich nach vielen intensiven Arbeitsjahren während dieses lang erwarteten und angesparten Jahres gut erholt, unser Haus durchrenoviert und eine Grundsatzentscheidung getroffen: Er ist ab Januar ganz zu uns ins Sellawie dazu gestoßen. Ein Schritt, der neu Mut gekostet hat, den wir aber keinen Moment bereut haben. Vorher hat Werner mit aufgebaut und betreut, parallel zu seiner herausfordernden Berufstätigkeit. Nun kann er sich ganz einbringen und wir erleben einander noch einmal neu in der engen Zusammenarbeit. Dass wir beim Arbeiten so unterschiedlich sind, war anfangs herausfordernd, aber mittlerweile erleben wir es als schöne Ergänzung. Ich erfahre an Werner Stärken, die mir so nicht bekannt waren, weil er sie im Kontext der Arbeitswelt einbrachte. Ich staune über seine Art, groß zu denken, seinen klugen und wertschätzenden Umgang mit Menschen, seine Klarheit und Konfliktfähigkeit, seinen Mut und seine Fantasie. Mit seinen Kenntnissen hat er ein Stück mehr Professionalität ins Sellawie gebracht, was uns sehr entlastet. All die Erfahrungen, die er im Berufsleben als Betriebsstättenleiter einer Werkstatt für Behinderte gesammelt hat, bringt er nun bei uns ein. Und davon können wir jede Menge gebrauchen. Während Micha und ich uns um Laden und Café kümmern, ist Werner zuständig für Gebäude, Kaufmännisches, Mitarbeiter und den Neubau. Und er ist es, der uns immer wieder unsere Vision vor Augen malt – einen Ort schaffen, an dem Menschen sich wohlfühlen und angenommen wissen, wie sie sind, und mit ihnen zusammen das Leben feiern, gestalten, bewältigen. Jeden Montagabend treffen wir uns und besprechen alles, was anfällt. Unser Laden-Café ist größer geworden, als wir ursprünglich geplant hatten, und hat mehr Gäste, als wir jemals erwartet hatten. Beides hat nach meinem Empfinden eher mit Gott als mit uns zu tun. Ende September hatten wir unser vierjähriges Geburtstagsfest. Und obwohl wir uns gut daran gewöhnt haben, hier zu arbeiten und einen Großteil unseres Lebens zu verbringen, staunen wir immer noch täglich darüber, was wir hier erleben. Für mich sind es die Begegnungen, die mich anfüllen. Und ich liebe die Arbeit im Laden. Das Bücherbestellen, das Arrangieren der Wohn- und Gartenaccessoires. Die Arbeit im Team. Das Planen der Veranstaltungen.

Was für ein Geschenk ist es, mit über fünfzig noch einmal zusammen einen Lebenstraum angehen zu dürfen! So lange hatten wir darauf zugelebt, ohne genau zu wissen worauf. Abends, wenn alle gegangen sind, lassen wir den Tag zusammen Revue passieren, manchmal erschöpft, meist staunend und dankbar, immer im Wissen um unsere Abhängigkeit von Gott, der alles erhält. Neulich sah mich Werner lange an und sagte dann überraschend: „Ich bin so verliebt in dich!“ Arbeiten und Ruhen. Arbeiten und Ruhen. Ich teile das so gerne mit ihm.

Manchmal denke ich, ich träume. Neulich hatte Jan im Café ein Treffen mit seinen Fußballkollegen aus der Lebenshilfe. Während ich an der Ladentheke stand, hörte ich ihn aufgeräumt plaudern und lachen. Da er eigentlich ein geselliger Mensch ist, aber nur wenig Freunde hat, ist es herrlich, ihn so gelöst in guter Gemeinschaft zu erleben. Werner stand mit seiner Schürze in der Küche und backte konzentriert und seelenruhig einen Flammkuchen nach dem anderen. Wenn mir das jemand vor fünf Jahren gesagt hätte, NICHT hätte ich ihm geglaubt :-) Eine Freundin von uns arbeitete im Service und versorgte die Gäste mit Getränken und guter Laune. Den Kuchen, den sie ausgab, hatte eine andere Freundin am Morgen für uns gebacken. Eine junge Mitarbeiterin, die gerade eine Lebenskrise hinter sich hat, jetzt aber gedeiht und erstarkt und eine absolute Stütze ist, flirtete mit unserem Enkelkind, das mit seinen Eltern gerade vorbeischneite. Später würden vielleicht noch Anna und ihr Mann dazustoßen. Im Garten wehten sanft rote Ampelschirme im Wind, jeder Tisch war besetzt, die Stimmung aufgeräumt und heiter. Das war so ein Moment, in dem ich dachte: Zwick mich!
Ich will nicht verschweigen, dass es auch Momente gibt, in denen alles gleichzeitig schiefgeht, der Rücken brennt vom Schuften, Gäste oder Mitarbeiter sich gegenseitig anstrengen und man vor lauter Geschirrbergen den Sinn der Arbeit nicht mehr sieht. Dann stöhnt einer von uns: „Blöder Traum!!“, wir grinsen wieder und machen weiter. Zum Glück sind wir zu dritt, einer hat immer einen langen Atem, einen Zugang zu unserer Vision und Freude am Ganzen. Dadurch können wir uns auch immer mal gegenseitig freigeben und auftanken. Und dann ist da auch noch unser fabelhaftes Team, inzwischen arbeiten zwanzig Servicekräfte im Café mit und fünf Therapeuten. Ich bin angefüllt mit guten Kontakten.

Eines meiner Faibles im Laden sind Spruchkarten. Auf einer steht: „Es läuft. Rückwärts zwar und abwärts. Aber es läuft!“ Der Umbau des Nebengebäudes schreitet allmählich voran, langsamer als geplant, insgesamt ist das Ganze diesmal ein handwerklicher Hindernislauf, aber wenn die Handwerkerstricke endlich aufhören zu reißen, können wir im kommenden Frühling das erweiterte Sellawie eröffnen. Wer darüber auf dem Laufenden gehalten werden möchte, kann sich gern hier den Sellawie-Newsletter bestellen: info@sellawie.de oder sich Bilder auf der Fotogalerie unserer Homepage www.sellawie.de ansehen.

Urlaub

Alles hat seine Zeit – nachdem wir unser geliebtes Eriba-Wohnwägelchen seit der Eröffnung von Sellawie keinen Meter mehr bewegt haben, reifte die Erkenntnis, dass wieder eine Ära zu Ende geht. Eine Anzeige geschaltet, dreißig Anrufe erhalten und weg war er, innerhalb eines Tages. Da hatte ich mal wieder gemischte Gefühle, während Werner es als reine Entlastung erlebte (ein Fahrzeug weniger, für das er verantwortlich ist, keine Schlepperei mehr in den Urlaub), aber dann haben wir für uns etwas wiederentdeckt, was wir früher gern gemacht haben: Urlaub in Mobilhomes auf Campingplätzen. Erst haben wir es uns schöngeredet, dann war es schön: Weniger packen, keinen Caravan ans Urlaubsziel schleppen, zügig reisen, vor Ort nicht erst aufbauen müssen, mehr Platz haben, ein eigenes Bad, eine kleine, überdachte Terrasse und doch noch irgendwie Camperleben …

Also sind wir im Frühjahr dorthin gereist, wo wir unseren allerersten Urlaub verbracht hatten: in die Provence. Frankreich war für uns damals eine Offenbarung, Zelten unser Ding und unserer Liebe hat die Zeit sehr gut getan. Wir haben seither viel Frankreich kennengelernt, verbringen immer noch am liebsten auf Campingplätzen unseren Urlaub und unserer Liebe tut Abstand vom Alltag und Zweisamkeit immer noch enorm gut.
Werner und ich haben also zum ersten Mal seit über dreißig Jahren zu zweit vierzehn Tage am Stück Urlaub verbracht. Hier und da hatten wir schon mal den unerhörten Luxus eines hart erkämpften Wöchelchens. Aber vierzehn Tage sind eine immense Zeitspanne!  Wir waren östlich von Marseille in Cassis, wo die Calanques sind, tiefe Meeresbuchten, die man entlangwandern kann (was mir leider nur eingeschränkt möglich war wegen eines Fersensporns, der mich seit Monaten quälte), das höchste Cap Europas mit unglaublichem Weitblick über gigantische mediterrane Naturschönheit.
Es war so ein Zeitluxus, wir konnten in aller Ruhe beieinander ankommen, und haben uns sehr erholt. Ich habe mehrere Bücher gelesen, wir haben jeden Tag zusammen gekocht und draußen gegessen, abends dem Grillengesang bis Mitternacht gelauscht. Ich mag so sehr diese würzige Duftmischung von Wärme, Pinien und Lavendel. Die Bilder sind mir noch gegenwärtig. Diese klare Luft, das weite Panorama, die riesigen Olivenbäume, Oleander und Palmen, die kleinen Sandstrände zwischen den Kalksteinfelsen, die alten Dörfer mit Petanque spielenden Männern, Cafés und ihren Häfen mit bunten Booten …





Werner und Anna haben vor einem Jahr wieder zu reiten begonnen und nachdem ich mir das lange aus der Ferne angesehen habe, überraschte ich mich selbst damit, dass ich nach zehn Jahren Pause im April wieder eingestiegen bin. Nach der fünften Reitstunde kaufte ich mir gescheite Stiefel, eine Hose, die nicht klemmt, und einen Helm, der hält, was er verspricht. Werner staunte. Ich auch, ich hatte es meinem Körper eigentlich nicht mehr zugetraut. Schöne Überraschung! Am Ende sagte die Reitlehrerin: „So können wir dich auf Holland loslassen.“ Und dann sind Werner und ich wieder zusammen am Strand ausgeritten! Dafür fehlen mir die Worte.



Einmal im Jahr treffen wir uns mit unseren Kindern, Kindeskind und Kindsvätern auf „unserer“ Insel in Holland, wo wir früher so oft Campingurlaub gemacht haben. Wir mieten ein schönes Ferienhaus und erleben uns wieder nah und dicht, bunt und familiär. Immer kommen alle. Ich genieße es, mal wieder zusammen zu leben und nicht nur beieinander zu Gast zu sein. Dann staune ich die ganze Zeit, was seit unserem ersten Kuss aus uns beiden geworden ist. Die Kernfamilie ist erfreulich gewachsen. Wir kochen, reden, spielen, wandern durch weite Sandstrände, radeln die alten Dünenwege entlang und - reiten gemeinsam aus.

Jeden Hollandurlaub dasselbe. Wenn zwei Drittel rum sind, denke ich ooch jooaah, nächstes Jahr könnte man auch mal woanders hinfahren. Soo warm ist es halt doch nicht. Dann kommen die drittletzten, zweitletzten, letzen Tage. Nur eine Runde mit dem Hund noch. Und wie es hier riecht!! Das ist wieder eine ganz eigene Duftmischung! Es soll immer so riechen wie jetzt und hier. Ich muss unbedingt wieder hierher kommen. Der Wind jagt die Schlechtwetterwolken vom Himmel und bei Blauhimmel ist es unbezahlbar schön hier. Es ist 22 Uhr, in Deutschland ist es bereits dunkel, wir sitzen draußen und es riecht …

Diese Weite! Hirsche in den Dünen. Leuchtturmfunkeln. Möwengeschrei. Feinster Sand. Silberpappeln… Es ist arg schön mit der Familie, jedes Mal denke ich: Keine Ahnung, wie oft sie noch mit uns kommen. Viel Möglichkeit zum Gespräch und Lachen, viel Gourmet, weil wir uns abwechselnd paarweise bekocht haben, viel Lebensplanung, viel Lennispaß. Ich bade in Familie und muss am Ende wieder lernen, ziehen zu lassen und die Stille wieder zu genießen.

 

Anfangs dachte ich, daran werde ich mich nie gewöhnen. Ich habe es geliebt, mit den Kindern unter einem Dach zu leben, Familienleben aufzubauen, Verantwortung zu tragen, ihre Entwicklung mitzuerleben, sie zu lieben und ihre Liebe zu tanken. Aber nun liebe ich auch meine wiedergewonnene Freiheit mit den Möglichkeiten eines Lebens mit geringerer Verantwortung. 

 

Als wir neulich Jan fragten, wohin er gern mal noch reisen möchte, überraschte er uns mit dem Wunsch, er würde gern in die Berge fahren. Da Jan selten einen Wunsch äußert, nehmen wir diesen für uns fremden Vorschlag natürlich ernst. Ich habe einige bergreisende Sellawiegäste interviewt, wobei sich Südtirol als Idee herauskristallisiert hat. Das klang in meinen Ohren bislang eher spießig, aber ich war in der Bibliothek und habe Bilder gesehen! Wenn jemand gute Erfahrungen mit dieser Region hat, würde ich mich über Tipps freuen. Wir möchten nicht in ein Hotel gehen. Wir möchten mit Gondeln in die Höhe fahren und oben Panoramawanderungen machen. Das Ganze gern bei Klarsicht und schönem Wetter :-)

Nando

Unser guter alter Nando verbringt seine letzten Erdentage. Er hat eine fortschreitende Erkrankung des Rückenmarks, die ihn schmerzlos, aber unaufhaltsam lähmt. Es ist schwer, den richtigen Zeitpunkt zu finden, uns von ihm zu trennen, ich hab ihn so furchtbar lieb. Wie viele Hundeleben haben wir eigentlich noch??

Innerlich bin ich am Verabschieden und hasse es. Wie ein Schatten liegt die Entscheidung über unserem Leben. Elf gemeinsame Jahre sind eine lange Zeit und sie ist irgendwie sehr schnell vorübergegangen. Nando ist Jans bester Kamerad. Er ist ein arg guter Hund. Wir haben unser Pferd verkauft, die Hühner und Hasen aus Zeitmangel aufgegeben und unsere Katze im Sommer in hohem Alter beerdigt, bald haben wir gar kein Tier mehr, ein unglaublicher Zustand.

 

Und dann hat Gott ein neues Tabu in meinem Leben gebrochen: Meine gute Freundin Anneliese ist gestorben. Es war so gut, mit ihr diese Erde zu teilen und mich von ihr geliebt zu wissen. Jahrelang haben wir in der Alphabuchhandlung sehr gerne zusammengearbeitet, lange hat sie danach noch Kuchen fürs Sellawie gebacken, sie war meine mütterliche Freundin, immer ein paar Schritte voraus im Leben und im Glauben. Es ist so ein Verlust. Auch wenn geistlich betrachtet alles gut und richtig sein mag, ist es menschlich betrachtet auch irgendwie völlig falsch. Ich habe keinen Zweifel, dass sie in Gottes Licht und Frieden angekommen ist, aber mir fehlt sie arg. Gott bleibt ein Rätsel und meine große Hoffnung, die Karte, auf die ich alles setze. Anneliese hat sich an ihn gehalten bis zur letzten Sekunde und ist mir nun auch das voraus. Meine Oma, meine Mutter, meine Freundin – ich nehme Annelieses Tod zum Anlass, ein Album anzulegen mit Fotos und inhaltlichen Hinterlassenschaften von Menschen, die mir vorausgegangen sind. Jeder hinterlässt Sätze, die zu ihm gehören und zu Botschaften geworden sind, die nicht verloren gehen dürfen. In so einem Alter bin ich also…

 

Ich liebe es, am Feierabend mit dem Fahrrad zu dem Stück Land zu fahren, das wir von meiner Oma geerbt haben. Ursprünglich war es Ackerland. Deshalb nennen wir es heute noch „Acker“. Jahrzehnte körperlicher Arbeit (überwiegend von Werner), Wind und Wetter, unzählige Setzlinge und gutes Saatgut haben daraus eine Oase geschaffen. Inmitten bäuerlicher Monokultur ist ein Flecken Erde entstanden mit Sträuchern, Bäumen, Hängematte, Obstbaumallee, Beachvolleyballplatz, Feldtoilette, Holzlagerplatz, Brunnen, Hütte, Nistkästen und viel Wiese. Gemüse bauen wir inzwischen nicht mehr an, ich habe es geliebt, aber es passt nicht mehr in unser Leben. Aber picknicken, das passt noch J Wein, Brot, Käse, Wurst, Oliven, Tomaten, Gläser, Zeitschriften. Werner macht ein Lagerfeuer. Wir genießen das Freilandvesper. Und dann gucken wir in die Flammen. Ich warte immer darauf, dass Glut entsteht. Ich liebe es, wenn Werner ein massives Stück Holz hineinlegt und ich zusehen kann, wie es sich in der flackernden Hitze allmählich auflöst. Hier draußen will kein Schwein etwas von uns. Die Sonne geht unter, die Störche fliegen zurück in ihre Nester, Käuzchen schreien, Nachtigallen singen, Grillen zirpen, Frösche quaken und ich sitze und gucke, im Einklang mit mir, mit Werner, mit der Natur, mit Gott und der Welt. Ich lese, döse, beobachte Nando, der durch das benachbarte Maisfeld zieht und Werner, der immer wieder Holz nachlegt und sich wie ein Schäfer auf seine Heugabel stützt, die untergehende Sonne, den aufgehenden Mond, Fledermäuse. Wir reden immer weniger, hängen unseren Gedanken nach. Erst wenn die Glut verglimmt, verlassen wir diesen heimatlichen Ort, tiefenentspannt, dankbar und sehr zufrieden.

Schreiben

Nach dem Ende meiner Kolumne „BBs Notizen“ in der Zeitschrift Family bekam ich das Angebot, eine neue Serie in der Zeitschrift Aufatmen zu beginnen - „Mitten im Leben“. Ich habe großen Respekt vor dem theologischen Niveau dieser Zeitschrift, aber ich habe mich gefreut, dass ich wieder eine Möglichkeit bekam, Gedanken schriftlich zu Ende zu denken, eine gute, anstrengende schriftstellerische Übung. Es ist leicht, ein paar Sätze niederzuschreiben und schwer, etwas was Hand und Fuß haben soll in 4000 Zeichen inklusive Leerzeichen zu packen. Erst habe ich gar keinen Gedanken und dann zu viele, es ist immer dasselbe. Erst ist es schwer, anzufangen, dann ist es schwer aufzuhören. Am Ende sitze ich da und versuche wie ein Bildhauer das Verzichtbare wegzunehmen damit das Eigentliche zu Vorschein kommt. Das dauert zwei Tage.

Jetzt startet ein neues, erfreuliches Magazin: FamilyNEXT - biografisch die Weiterführung von Family. Die Zeitschrift richtet sich an Familien mit heranwachsenden Kindern und Paare, die schon einige Jahre, vielleicht Jahrzehnte zusammen sind. Also an Menschen, die eine Zeit durchleben, in der nochmal wichtige Veränderungen und Entscheidungen anstehen: die Kinder für ein Leben in Selbständigkeit rüsten und in gesunder Weise loslassen, eine erwachsene Beziehung mit ihnen anstreben, die Herausforderungen der Lebensmitte bewältigen, eine vitale Langzeitpartnerschaft gestalten, die alt werdenden Eltern unterstützen, die neu gewonnene Freiheit nutzen … Ehe und Familie für Fortgeschrittene. Gespeist wird die Schwester von Family zu zwei Dritteln aus der regulären Family mit Themen, die für jede Altersgruppe relevant sind plus ein Drittel Themen speziell für Eltern von Kindern, die gerade erwachsen werden.

Gerne könnt ihr euch hier gratis ein Heft zum Kennenlernen bestellen. Oder gleich stapelweise zum Verteilen in eurer Gemeinde, im Freundeskreis. In FamilyNext habe ich meine Kolumne „BBs Notizen“ wieder aufgenommen, hier kann ich wieder nach Herzenslust über die Themen schreiben, die mich als Mutter, Großmutter, Tochter, Ehefrau, Frau bewegen.



Während des Urlaubs konnte ich weiter an meinem nächsten Tagebuchmanuskript schreiben, das mir so unter den Nägeln brennt. Gut Ding braucht echt gut Weil - inzwischen sitze ich erst einmal wieder an den Kalendern 2018 ...  

Apropos – meine neuen Kalender für 2017 sind erschienen und sehen so aus:







Die 18. Ausgabe von Mein Jahr, das komfortable Kalendertagebuch für Vielschreiberinnen, erscheint in zwei Varianten, als Klassiker in gebundener Form und als mehrjähriges Ringbuch, in dem Mein Jahr als Buchblock eingeheftet werden kann.
Bei der Firma Kalos kann man übrigens maßgeschneiderte Hüllen für beide Varianten in vielen verschiedenen Ausführungen bestellen: www.kalos.de



Sellawie hat sich als Wochenkalender etabliert, er ist dünner und flexibler als Mein Jahr, hat aber dieselben Listen, immer noch viel Schreibplatz und für jeden Monat ein schönes Foto im Vintagestil.



Augenblick, der kleinste von diesen drei Kalendern, erscheint ab 2018 in einer einzigen Coverversion, für Frauen, die einen handlichen Taschenkalender brauchen mit den bewährten Listen und inhaltlichen Aufteilungen von Mein Jahr und für jede Woche schöne jahreszeitliche Fotografien



Zum 13. Mal erscheint Unser Familienbuch (für 2017 noch einmal als Ringbuch, ab 2018 dann wieder in der bewährten Ringlochung, da sich diese einfach als langlebiger erweist) – eine schöne Möglichkeit, ein Jahr Familienleben unkompliziert zu archivieren

Ich freue mich immer über Rückmeldungen zu meinen Kalendern, viele Änderungsvorschläge fließen in die kommenden Jahrgänge ein, davon lebt ein lebendiges Kalendarium.

Nun wünsche ich Euch den Segen unseres guten Gottes und freue mich über Nachricht von Euch per Mail oder auf der Homepage und natürlich ganz besonders über Euren Besuch im Sellawie :-)

Ich wünsche Euch einen bunten Herbst und besinnliche Adventstage.

Herzliche Grüße,

Bianka