Fromme Hausfrau - Newsletter - Newsletter-Archiv - Newsletter August 2015 

Liebe Newsletter-Empfängerinnen,

heute möchte ich gern mal wieder HAALLOOO sagen :-)

Kurz innehalten und zurückschauen und mit euch teilen, was ich da so alles erblicke …

Vor zwei Wochen sind wir zurück gekehrt von unserem jährlichen Familienurlaub. Wir haben eine Woche lang in einem Ferienhaus auf unserer holländischen Lieblingsinsel verbracht. Inzwischen sind wir 8 Personen. Schön, wenn man bedenkt, dass alles einmal zu zweit begonnen hat :-)



Pech war, dass wir ausgerechnet diese eine niederländische Sturmtiefwoche erwischten. Wir flohen aus der Hitzeperiode in den 20 Grad kälteren Norden um nach einer Woche in die nächste deutsche Hitzeperiode zurückzukehren.




Der Rest war Glück. Inzwischen wohnen zwei Seelen in meiner Brust: Eine Mutterseele und eine Großmutterseele. Beide kamen voll auf ihre Kosten. Es ist so bezaubernd, die Welt noch einmal durch die Augen eines kleinen Kindes sehen zu dürfen. Lennart ruft viele schöne Erinnerungen in mir wach.



Hier ein Tagebucheintrag:
Ich muss das aufschreiben. Weil niemand es fotografiert hat:  
Lenni übt sich im Laufen. Vor unserem gemeinsamen Familienurlaub im Ferienhaus in Holland bringt er es auf zwei freie Schritte. Ein Sensatiönchen. Dann überfällt ihn das Dreitagefieber und es reist ein schwaches zurückgeworfenes Kerlchen an, das sich wieder gern herumtragen lässt oder sicherheitshalber krabbelt.
Am vorletzten Tag gehen wir gemeinsam essen. Lenni sitzt im Kinderstuhl und schmaust aus der Hand was ihm zugeteilt wird. Was nicht Gnade findet an seinem Gaumen, wird auf den Boden gefegt. Der Rest genüsslich gelutscht:  Muschelfleisch, Riesengarnele, gefüllte Olive, Bratkartoffel. Erstaunlicher Kindergaumen.
Plötzlich ist er satt und hängt sich über den Stuhl Richtung Boden. Jemand nimmt ihn heraus und setzt ihn runter. Üblicherweise erkundet er dort die nahe Umgebung. Es kommt anders. Lenni erinnert sich. Er steht auf. Dreht sich um. Streckt die Hände nach vorne. Und geht. Ein zwei drei vier fünf sechs sieben acht neun Schritte – Richtung Ausgang. Ohne sich umzudrehen. Allgemeiner Aufschrei der Familie. Tosendes Gelächter. Jubel, Applaus. Oma-ich rennt als erste ihn zu schützen. Mir schießen Tränen in die Augen. Der Mensch richtet sich auf und geht. Wie selten durfte ich das aus nächster Nähe miterleben. Ich habe vergessen, wie erhebend es ist. Wie mühsam es sich anbahnt, der aufrechte Gang. Wie kostbar.
Ich freue mich noch tagelang darüber, dass Lenni seine ersten Schritte im Beisein der ganzen Mischpoke gemacht hat. Was für ein Familienfest!
Werner meint:  Das ist der Anfang. Von nun an wird ein Abschied auf den nächsten folgen!

Pünktlich zum Abreisetag legte sich der Sturm, tauchte die Nordseesonne hinter den Wolkenbergen hervor und alles in idyllisches Licht, so dass wir auf der Heimreise mal wieder entschieden, im nächsten Jahr unbedingt wieder hierher zurückkehren zu müssen.




Wir schreiben das Jahr 2015. Im Sellawie beginnt der Kalenderverkauf für das Jahr 2016. Und ich sitze an meinem Schreibtisch an den Kalendern 2017.  Manchmal komme ich ganz durcheinander …


Sellawie erscheint zum zweiten Mal, was mich sehr freut. Er lässt sich nun deutlich besser aufklappen und bleibt auch geöffnet liegen. Danke für alle bisherigen konstruktive Rückmeldungen und gern weiterhin mehr davon!









Mein Jahr
erscheint zum sechzehnten Mal :-) Sehr schön finde ich, dass der Verlag bereit war, für all diejenigen, die im vergangenen Jahr die Ringbuchversion vermissten, Mein Jahr wieder als Loseblattversion herauszubringen und dazu ein zeitloses Ringbuch, das man über mehrere Jahre hinweg verwenden kann. Ein guter Kompromiss, wie ich finde.

 

 

 

 

 



Augenblick erscheint wieder in zwei Coverversionen.



Außerdem gibt es wieder Wo Himmel und Erde sich berühren und Das Leben feiern als Wand-, Postkarten- und Smartkalender.

Es macht mir nach wie vor große Freude, schöne Bilder zu suchen und sie mit Worten und guten Zitaten zu verknüpfen.


Unser Familienbuch erscheint zum elften Mal. Martin Gundlach und ich freuen uns ungebremst nach wie vor über fröhliche Rückmeldungen von Familien, die ihr buntes Leben darin ein Stückweit dokumentieren und gern darin zurückblättern.

Meine zerstörte Festplatte ist leider irreparabel geblieben. Kein Wunder ist geschehen. Keine Auferstehung all der geschriebenen Zeilen. Inzwischen habe ich neu begonnen, Material für ein weiteres Tagebuch zusammen zu tragen und hoffe, dass es mir über den Winter gelingt, es fertig zu stellen.

Meine Kolumne in Family wurde beendet. Ich bin dankbar für so viele Jahre, in denen mich die letzte Seite der Zeitschrift genötigt hat, einen Gedanken zu Ende zu denken und über viele ermutigende Rückmeldungen von Lesern. Und ich bin offen, was die Zukunft bringt an schriftstellerischen Herausforderungen.

Diese Woche ist etwas Aufregendes passiert. Nach einem Jahr Abwägen, Planen, Verhandeln und Beten haben Werner und ich das Nachbargrundstück von Sellawie erworben. Wir möchten mehr Raum schaffen für das was im Sellawie geschieht. Es soll Parkplätze geben, eine größere Küche, um die winzige Sellawieküche zu entlasten, Infrastruktur für angelieferte Ware, einen ruhigeren Innenhof und überdachte Außensitzplätze. Wir möchten gern das Seelsorge- und Therapieangebot ausweiten und freuen uns auf die Möglichkeit, Seminare anzubieten.
Auf dem neuen Grundstück steht eine kleine alte Scheune, in der wir unser Ladenangebot erweitern möchten. Dass dadurch das Thema Buch ein zweites Zimmer erlangen wird, freut mein Bücherherz.

Ich bin glücklich über das Sellawie, die Gemeinschaft dort, das pulsierende Leben, das sich ständig verändert, die Aufgaben die ich dort vorfinde. Ab und zu kommt eine fromme Hausfrau vorbeigeschneit, das ist immer sehr schön.
Heute hatten Micha, Werner und ich einen Spinntag, wir haben uns einen ganzen Auszeittag lang Zeit genommen, um zu träumen und neu in die Zukunft zu denken. Sellawie ist und bleibt sehr spannend und abenteuerlich für mich und uns. Dass uns darin nicht langweilig wird, dafür sorgen schon die vielen Menschen, die mit uns mitarbeiten und all die Gäste, die uns besuchen und ein Stück Leben mit uns teilen. Wir sind sehr beschenkt durch diesen menschlichen Reichtum. Das Projekt bereitet nach wie vor enorm viel Freude und Sinnfülle. Viel Raum für Begegnung und Gaben ausprobieren.

Werner hat seit Januar sein Sabbatjahr. Ich hatte einigen Respekt davor, als es begann. Und neugierige Vorfreude. Manchmal hatte es anstrengende Aspekte. Insgesamt ist es eine Zeit der Gnade. Es ist etwas noch nie Dagewesenes, dass ich ganztags berufstätig bin und Werner seine Zeit frei einteilen kann. Bis auf einzelne Krisenmomente gefällt es uns gut so. Im Anschluss auf sein Sabbatical hat Werner gekündigt, d.h. ihn bewegt auch die Frage, wie es anschließend weitergehen kann. All das ist herausfordernd und spannend.

Ab Montag beginnt die neue Bauphase. Ist alles für eine Angsthasennatur wie mich viel Wagnis …

Tagebuchnotiz:

Ich liege neben Werner im Bett. Morgensonne taucht das frisch renovierte Zimmer in rötlichen Schimmer. Vorfrühling. 7.15 Uhr! Ich bin es noch gewohnt, neben einem Mann zu liegen, der sich gedanklich auf seine Firma einstellt, sich für die Herausforderungen des Tages stark macht.
Woran denkst du?
Dass ich nicht mehr in meine Firma muss.
Sabbatjahr! Neuer Satz von Werner: Womit kann ich dich unterstützen?
Nachdem er mich als Flammkuchenkoch überrascht hat, der noch nie zuvor gekocht hat, interessiert ihn plötzlich, wie man wäscht. Motiviert füllt er Trommel um Trommel, begeistert von der Entdeckung, wie leicht es geht. Rollentausch. Nun bin ich die, die kaum Zeit findet für einen Frisörbesuch, die morgens im Bett an den bevorstehenden Arbeitstag denkt, sich ordentlich anziehen muss, während Werner mit Daheimrumklamotten erst einmal in Ruhe frühstückt, mit dem Hund weggeht. Alles hat seine Zeit. Ich habe beides sehr genossen – den Freiraum – die Fülle an Begegnungen und Gestaltungsmöglichkeiten. Nun ist immer jemand daheim. Nach drei Jahren Doppelbelastung jemand, der ausgeruht ist.
Lena: Ist Werner jetzt eigentlich immer so drauf wie nach drei Wochen Urlaub?
Ja!!
Es hört gar nicht auf. Werner ist daheim und daheim und immer noch daheim. Ein Jahr ist eine richtig ordentliche Zeitspanne.

Werner ist zum ersten Mal seit ich ihn kenne frei von beruflicher Verantwortung und Struktur. Erst hat er getrauert, dann hat er sich erholt und dann seine TodoListe abgearbeitet, daheim und im Sellawie. Dort ist er wunderbar präsent und lebt unseren gemeinsamen Traum nun ungeteilter. Unser Garten ist in Schuss wie noch nie. Der Haushalt allerdings hat noch Potential ...
Werners Belastbarkeit und Sortiertheit ist erfreulich. Bis Anfang Januar ist zu klären wie sein Leben nach dem Sabbatjahr weitergehen wird.

Für unser Enkelkind hat er endlich angeschafft, was er für unsere Kinder nicht durchsetzen konnte: einen Kleingartenfüllenden Pool. In diesem knallblauen Sommer war dieses 80 cm tiefe Wasser, das ich mit zweieinhalb Schwimmzügen durchpflügen kann, der Hit. Ich habe mich so manche Sellawiepause reingestürzt, mich mit Lenni darin königlich amüsiert und die ein oder andere romantische Nachtstunde mit Werner darin verbracht. Eine rundum schöne Sache.

Das mit dem Großmuttersein ist übrigens etwas ganz Faszinierendes. Das wusste ich vorher nicht. Ich hätte es wissen können, wenn ich mir die Freude meiner Mutter vergegenwärtigt hätte. Also. Das ist so. Man erlebt noch einmal alles von vorn, die ganzen kleinen großen Schritte der Entwicklung, das Geliebtwerden, das Liebendürfen. Aber. Ohne Verantwortung. Ohne schlaflose Nächte. Ohne Sorge. Ohne all das nochmal lernen und können zu müssen – ein Baby kennenlernen, ernähren, zum Schlafen bringen, sich um Impffragen Gedanken machen - es ist die reine Freude. Alle sagen es, die es erleben. Alle haben Recht. Hermann van Veen sagte auf seinem letzten Konzert: Wenn ich gewusst hätte, wie schön es ist Enkel zu haben, hätte ich mit denen zuerst angefangen :-)

Anna ist inzwischen Heimleiterin in einem Heim für schwerst mehrfach behinderte junge Erwachsene, worüber ich sehr staune, wenn ich ihre Jugend erwäge. (29) Ihr geht es genauso. Sie macht es wunderbar.

Lena ist Vollblut-Mama. Es ist faszinierend, wenn die eigene Tochter Mutter wird. Seit April hat sie punktuell ihr Studium (Sonderpädagogik) wieder aufgenommen. Sie kriegt die Balance ganz gut hin. Wenn ich die junge Familie so erlebe, staune ich, mit welch fortschrittlichem Handwerkzeug sie ins Leben starten im Vergleich zu uns damals. Ohne Vorbehalte lässt sie mich an ihrem Leben teilhaben, so habe ich das selbst nicht erleben können.

Jan ist zufriedener Gärtnergehilfe bei einer Selbsthilfefirma, abends nach einem Tag im Freien rechtschaffen müde und ein angenehmer WG-Genosse in unserem Haus. Mitte September tritt er eine Stelle im neu errichteten Cap-Markt in Forst an, das ist eine große Freude für uns alle. Davon träumt er schon lange. Wenn Jan Bürgermeister von Forst geworden wäre, würde ich nicht stolzer sein können.

Nach der Eröffnung von Sellawie habe ich mich entschieden, keine Veranstaltungen mehr auswärts anzunehmen. Inzwischen ist etwas wohltuende Routine in mein neues Leben eingekehrt und ich habe angefangen, im Sellawie kleine Heimspiele zu geben: Die nächsten drei finden im Rahmen unserer Nachmittagsveranstaltungen im kleinen Wohnzimmer-Café oben auf der Galerie statt:
Mittwochnachmittags von 15.00 – 16.30 Uhr werde ich am 30. September aus BB‘s Notizen lesen, am 7.Oktober aus Kittelschürzenschönheit und am 2.Dezember aus meinem Bildband Weihnachten feiern. (Karten über www.sellawie.de oder info@sellawie.de)


Zum Mitfreuen:
Letztens dachte ich schon ich sitze in äußerst absehbarer Zeit zu Füßen von Jesus.
Mein Tumormarker war zum ersten Mal seit meiner Operation vor zwölf Jahren sprunghaft in die Höhe gestiegen.
Dachte ich. Vier Wochen lang dachte ich das. Währenddessen versuchte ich die Mühlen in Bewegung zu setzen, die langsam mahlen. Uniklinik, Hausarzt.
Dann kam meine Freundin und warf einen Blick auf meine Blutwerte, Krankenschwester von Beruf, verkannte Ärztin in Wirklichkeit, und sagte lakonisch:
Die haben gar nicht deinen Tumormarker abgenommen. Die haben deinen Tumormarker-Antikörper abgenommen, das ist etwas ganz anderes.
Und siehe da.
Das Gespenst war verschwunden, innerhalb einer Sekunde.
Die Arzthelferin hatte einen Fehler gemacht.
Was bei Menschen immer verhängnisvoller ist als bei Dingen.
Nächtelang bin ich vorgestorben.
Umsonst?
Vermutlich nicht.
Um-Bruch.
Mehr als ein Quäntchen Glück :-)

Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Sommer!

Vielleicht sehe ich ja die ein oder andere von euch im Sellawie – ich freue mich immer sehr über Besuch!

Behüt euch Gott,

Bianka