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Unser längster Zweisamkeitsurlaub seit 24 Jahren liegt hinter uns. Es gibt wenig Entspannenderes und Beglückenderes für mich als in der spätsommerlichen Wärme vor einer atemberaubend schönen Kulisse zu sitzen und einen guten Roman zu lesen. Daheim gehe ich dieser Ruhe aus dem Weg. Hängt vermutlich mit der Kulisse, meinem ostpreußischen Erbe und meiner 62er Prägung zusammen (Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!) ...
Immerhin beschließe ich, mir das Arbeiten Zuhause angenehmer zu gestalten. Wozu habe ich ein Laptop wenn nicht fürs Sofa? Aber nach einiger Zeit überrascht mich die vertraute Meldung „Der Ruhezustand wird vorbereitet“ und Sekunden später wird das angekündigte Urteil vollstreckt. Der Akku ist leer ... Vielleicht eine Erinnerung daran, dass Gott so eine sinnvolle Einrichtung auch für mich vorsieht. Mein Akku ist auch schwach, ich trauere immer noch um meine Mutter, die vor einigen Monaten gestorben ist, und das Leben inklusive neuer Herausforderungen geht einfach weiter.

Für Seelenarbeit ist es unerlässlich, sich in den Ruhezustand zurückzuziehen. Schweigen, ausruhen, für sich sein. Irgendwann kann man dann wieder vor die Höhle treten, in die Sonne, in die Welt. Hallo, da bin ich wieder …
In der Zeit meines Ruhezustandes stoße ich in der Bibel auf die Geschichte, wo Gott sich Elia offenbart. Er sagt zu seinem erschöpften, verzagten Propheten: „Komm aus der Höhle und tritt auf den Berg vor mich hin! Ich werde an dir vorübergehen!“
Ich folge Gottes Aufforderung und verlasse meine Höhle. Es zieht mich zum Friedhof, zum Gottesacker, begreifen versuchen. Am Grab ist es still. In mir ist es auch still. Während meine Mutter vermutlich Jubellieder im Himmel singt, bin ich schweigsamer geworden. Es herrscht Windstille. In einer Pfütze spiegelt sich der Wolkenhimmel. „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin!“ lese ich auf einem Grabstein. Sehr still stehe ich da und wünsche mir, so lange Ruhe in meinem Herzen zuzulassen, bis sich Gottes Himmel darin wieder abbilden kann. Unter einer Trauerweide lese ich Elias Geschichte zu Ende.

Der Gott, den ich beim Tod meiner Mutter als stürmischen, mächtigen Gott erlebt habe, erscheint Elia in einem leisen Säuseln. Vielleicht ist es in mir selbst noch zu stürmisch, um Gottes sanften Windhauch zu spüren. Und doch schenkt er mir immer dann, wenn ich es am dringendsten brauche und erflehe, ein Zeichen seiner Gegenwart. Dann stellt sich tiefer Friede ein, dieser Frieden von der übernatürlichen Sorte, der immer ein eindeutiger Hinweis darauf ist, dass Gottes Geist in der Nähe ist. So wie jetzt …

Da kam ein Sturm, der an der Bergwand rüttelte, dass die Felsbrocken flogen. Aber der Herr war nicht im Sturm. Als der Sturm vorüber war, kam ein starkes Erdbeben. Aber der Herr war nicht im Erdbeben. Als das Beben vorüber war, kam ein loderndes Feuer. Aber der Herr war nicht im Feuer. Als das Feuer vorüber war, kam ein ganz leiser Hauch. Da verhüllte Elija sein Gesicht mit dem Mantel, trat vor und stellte sich in den Eingang der Höhle.
1 Könige 19,11f. (GNB)