Fromme Hausfrau - Artikel von Bianka - Joyce - Beiträge aus Joyce Journal - Journal - Lasst uns einander Heimat geben auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause 



Alte Klosterinschrift

Es ist ein Irrtum zu glauben, dass man beliebig oft einen Sonnenuntergang sehen kann. Irgendwann wird es der letzte gewesen sein.
Ich habe einen guten Freund verloren. Er hat sein Leben gut gemeistert. Und sein Sterben auch. Bruchstückhaft dringt die unbegreifliche Wahrheit in meine Seele. Ich habe Heimat verloren. Ich habe mich immer wohl und angenommen gefühlt in seiner gutmütigen, wohlwollenden Nähe. Er hat gelacht wie Oma, nur tiefer. Wenn er lachend die Haustür geöffnet hat, war alles gut. Ich habe mich gemocht, wenn ich bei ihm war. Sein schlichter klarer Glaube war ein Gegenpol zu meinem suchenden, fragenden. Er hat auf Heilung gehofft bis es keine Hoffnung mehr gab und als er verstanden hat, dass es zu Ende geht, sich gefügt.
Sein Tod geht uns sehr nah und damit auch unsere eigene Sterblichkeit, die Bedrohung unseres Glücks, die Zerbrechlichkeit allen diesseitigen Lebens.
Es ist ein Weltuntergang, die ganze Welt eines Menschen ist mit ihm untergegangen. Nichts ist mehr wie es war. Ich wundere mich, dass in den Straßen das Leben weitergeht, als wäre nichts geschehen. Mein Freund ist gestorben und da läuft ein Mann mit Hausschuhen aus dem Haus, um die Zeitung zu holen. Das Gefühl, es nicht aushalten zu können, als bei der Beerdigung die Kapellentür aufgeht und Männer kommen, um seinen Sarg zu holen. Aber dann sehe ich, wie wunderbar draußen die Sonne scheint, trotz der Kälte. Frühlingsahnung wegen des Lichts. Da werde ich ruhiger und denke: „Ja, er ist im Licht.“ Und als die Tür zufällt: „Und ich sitze immer noch im Dunkel, vor dieser blöden Mauer, die Tod heißt.“
Ich bin erleichtert, dass sein Leiden ein Ende hat, dankbar für die gemeinsamen Jahre und sehr traurig, ohne ihn den Rest zu bestehen. Ich hasse die Bedrohung und Trennung durch den Tod. Ich liebe die Hoffnung auf eine bessere Welt. Gott ist rätselhaft und wild, das Leben ein Mysterium, das sich nicht begreifen lässt.

Ich sage zu Lena: „Das Leben ist seltsam. Aufstehen, essen, arbeiten, trösten, helfen, Fehler machen, streiten, essen, Zipperlein entwickeln, feststellen, dass manche nicht mehr verschwinden und das Leben schwerer machen, schlafen gehen. Der Körper verbraucht sich. Wenn es gut läuft, reift der Charakter. Irgendwann steht man da mit einer Diagnose und fragt ernüchtert: DAS WAR ES JETZT?? Dieses lapidare Leben, das vergeht, während man darauf wartet, dass endlich etwas Großartiges geschieht – das soll es nun gewesen sein??“ Lena antwortet: „Das Wesentliche in deinem Leben war der Moment, als du zum Königskind geworden bist!“ Das ist nun allerdings überhaupt kein lapidarer Moment! Mein Kind sagt mir diese ewige Wahrheit, die ich ihm versucht habe, zu vermitteln.
Ich halte mich an Luther: Zweifle tapfer, aber vertraue noch tapferer auf den Sieg der Wahrheit. Für meinen Freund gilt jetzt, was Petrus geschrieben hat: Gottes Zusagen sind wie ein Licht, das in der Dunkelheit leuchtet und Klarheit schenkt, bis es endgültig Tag wird und der aufgehende Morgenstern Licht in unsere Herzen bringt. Mein Freund ist angekommen.