Fromme Hausfrau - Artikel von Bianka - Family - Biankas Beiträge in der Zeitschrift family - Strafe muss nicht sein 



"Zum Erziehen benötige ich Liebe, Konsequenz und Fantasie. Strafen zerstören die Beziehungen und bleiben langfristig wirkungslos. Deshalb verzichte ich lieber auf sie!"

Wie strafst du eigentlich deine Kinder?" Diese Frage begegnet mir in meiner Laufbahn als Mutter immer wieder. Und immer reagiere ich darauf mit Befremden. Nein, ich setzte meine Kinder nie in der Mitte eines Raumes für eine Stunde auf einen Stuhl, damit sie über ihre Untaten nachdenken konnten. Ich sperrte ihnen nie das Fahrrad weg. Wir haben ihnen nie den Umgang mit dem Fernseher verboten, nie Hausarrest verhängt (wie das schon klingt!), Taschengeld gestrichen oder sie bewusst geschlagen. Mir ist das alles sehr fremd, ich kenne das auch aus meiner eigenen Kindheit nicht.

Die Ernüchterung
Wir erleben in unserer Umgebung, wie Eltern aus christlichen Kreisen nach 15, 16 Jahren Kindererziehung erschüttert und enttäuscht Bilanz ziehen: So klar im Wort Gottes gelehrt, auch die Rute nicht geschont, immer Grenzen gezogen und nun: größte Konflikte mit ausbrechenden, explodierenden Kindern, die ihre gesamte Energie in Gegenwehr und massive Abgrenzung mobilisieren. Auch auf meiner Homepage www.frommehausfrau.de gehen einige Beiträge in eine ähnliche Richtung: "Wie straft ihr denn so?" wird da gelegentlich von Müttern gefragt. Einige dieser Teenager-Eltern sagen aber auch im Nachhinein: Wir haben gegen unseren Instinkt gehandelt.
Ich glaube, dass der Versuch, Erziehungsziele durch Strafen zu erreichen, oft ein Zeichen von Hilflosigkeit, Instinktlosigkeit, Bequemlichkeit und Fantasielosigkeit ist.
Es gibt zwei Pole, mit Kindern umzugehen. Zum einen entdecke ich dieeine  zunehmende Tendenz, Kinder überhaupt nicht mehr zu erziehen und sie damit in die Orientierungslosigkeit zu treiben. Auf der anderen Seite erlebe ich -- gerade im christlichen Bereich --  eine „konsequente“, methodisch strenge Erziehung, die ich als beziehungsfeindlich und einengend empfinde. Beide Ansätze sind in meinen Augen extrem und uneffektiv. Was aber stattdessen tun?

Wurzeln und große Flügel
Wir halten viel davon, kleinen Kindern Wurzeln und großen Flügel zu geben. Je größer unsere Kinder wurden, desto größer wurde der Handlungsspielraum, den wir ihnen zugestanden. Wir wollen, dass unsere Kinder Familie als Team begreifen, das nur so gut funktioniert, wie jeder einzelne sich produktiv mit seinen Gaben, seiner Liebe und seinem Verstand einbringt. Unseren Kindern ist es zunehmend zu einem Bedürfnis geworden, fair zu sein, einander zu unterstützen, uns nicht zu enttäuschen, (realistisch hohen) positiven Erwartungen an sie gerecht zu werden. Es gibt bewährtere „Methoden“ als Strafen, um Kindern zu helfen, sich einzufügen.
Auch ich erwarte, dass meine Kinder meinen Anforderungen nachkommen. Ich frage mich manchmal, warum sie es tun, obwohl wir sie nie bestrafen. Sicher gibt es Einwände, Diskussionen, Verweigerungsversuche, hin und wieder. Aber  wenn wir unsere Meinung daraufhin nicht ändern, wissen sie, dass sie unsere Bitten ausführen müssen. Sie erleben uns fest, aber nicht unerbittlich. Kooperativ, aber nicht untertänig.
Wie reagieren wir, wenn uns unsere Kinder enttäuschen? Enttäuscht. Frustriert. Und wir zeigen unsere Gefühle. In der Regel genügt das, um zu verhindern, dass dieselbe Situation sich schnell wiederholt. Unsere Kinder wollen uns nicht enttäuschen oder frustrieren. Sie lieben uns. Umgekehrt ist es genauso. Das hat sich bereits bei sehr kleinen Kindern bewährt.
Gott erzieht mich auch mit einer Fülle an Liebe, Zutrauen, indem er mir Verantwortung überträgt und Entscheidungsfreiheit schenkt. Er lässt mich die natürlichen Konsequenzen meines Verhaltens spüren. Eine strafende göttliche Hand kann ich jedenfalls in meinem Leben keine ausmachen. Wie Gott möchte ich mich bei der Erziehung meiner Kinder von Liebe, Klarheit, Konsequenz und einem weiten Herz leiten lassen.

Pfingstferien. Mutter mit drei Kindern allein zu Haus. Ich bemühe mich den ganzen Tag, eine gute Hausfrau und Mutter zu sein. Um die hungrigen Mäuler zu stopfen, lasse ich mir einiges einfallen. Ich koche eine Riesenschüssel Milchreis, mache Erdbeerquark, backe einen Kuchen und Brot. Der Teig geht wundervoll auf und ich schiebe erwartungsschwanger die beiden Laibe in den Ofen. Später fahre ich Lena zu einer Freundin. Ich verweile dort länger als geplant. Zu Hause erwartet mich ein fassungsloser Ehemann. Er ist überraschend früh heimgekommen -- empfangen von einer großen schwarzen Rauchwolke. Im Backofen lagen zwei Kohlenstücke, kurz vor dem Entflammen. Ich bin entsetzt! Ich habe mich so bemüht, den ganzen Tag alles recht zu machen und dann so ein grober Fehler, der so schwerwiegende Konsequenzen für uns alle hätte bringen können.
Stundenlang geht mir das nach. Der Schock sitzt so tief, dass ich hoffe, dass er mich vor ähnlichen Fehlern in Zukunft bewahren wird. Dann fällt mir ein: Wer straft eigentlich mich, wenn ich Mist baue? Ist es bei mir nicht dasselbe, dass ich aus den Konsequenzen meiner Taten lernen muss, dass ich die Verantwortung dafür tragen muss?

Keine Nebenschauplätze
Wir haben versucht, keine Nebenkampfschauplätze zu fördern – kein Kampf um Ordnung im Kinderzimmer oder Kleidungsstil, kein Zwang, Mahlzeiten fertig zu essenoder Dinge zu essen, die einem nicht schmecken. Wir haben unsere Kraft für Wichtigeres gebraucht. Dafür haben wir viel Wert auf Gespräche gelegt und darauf, jedes Kind auf individuelle Weise spüren zu lassen, dass es geliebt ist. Das ist kein einfaches Konzept und braucht viel Zeit. Aber was lohnt mehr, als eine Beziehung zu pflegen, die zu der wichtigsten meines Lebens gehört!
Die Liebe kennt keine Angst. Wahre Liebe vertreibt die Angst. Wer Angst hat und vor der Strafe zittert, bei dem hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht. 1. Joh. 4, 18

Kinder können Verantwortung übernehmen
Es hat sich bei uns bewährt, den Kindern früh Verantwortung für Teilbereiche ihres Lebens zu übertragen. In der Regel haben sie sich dessen würdig erwiesen. Wir wollen unsere Kinder ausrüsten, selbständig zu handeln und dafür die Verantwortung zu übernehmen. Das kann auch heißen, auszuhalten, dass ein Kind die Schule wechselt, weil die Schulform zu hoch angesetzt war, anstatt es jahrelang mit Druck durchzuziehen. Zimmer zu akzeptieren, die nicht nach "Schöner Wohnen" aussehen. Aber jedes Kind hat bei uns heute einen ganz eigenen Stil entwickelt, was Kleidung, Lernen, Zimmer einrichten betrifft. Unsere Tochter Lena (14) sagt dazu folgendes:
„Kinder, die ständig bestraft werden, haben doch nur Probleme mit ihren Eltern. Denkst du, die reden noch mit ihnen? Die haben voll das andere Verhalten mit denen. Die erzählen denen nichts mehr. Und ich erzähl dir eigentlich alles. Die hassen ihre Eltern dann voll oft. Je mehr die Eltern strafen, umso mehr lügen ihre Kinder. Und dann, wenn es auffliegt, kriegen die noch mehr Strafe und irgendwann haben die Krieg daheim, die ganze Stimmung ist vergiftet und das ganze Strafen hat nichts gebracht.
Ich finde es toll, wie es bei uns ist. Ich will, wenn ich mal Kinder kriege, genau so eine Mutter sein, wie du bist..“

Anna, unsere 16-Jährige bekommt einen Anruf eines Freundes: „Wieso bist du zu Hause?“ scherzt er. „Hast du Hausarrest?“ Anna lacht verblüfft: „So was gibt es bei uns nicht. Ich bin zu Hause, weil ich zu Hause sein möchte.“ Ich frage Anna, wie das mit dem Hausarrest aussieht in ihrem Bekanntenkreis: „Ganz viele meiner Klassenkameraden bekommen Hausarrest. Oder Fernseh-Verbot, PC-Verbot, obwohl sie gar nichts Doofes am TV oder PC gemacht haben!“ Ich frage, was denn der Anlass für diese Abstrafung ist. Anna: „Meist haben sie etwas Blödes gesagt. Dumme Kuh zu ihrer Mutter oder so.“ Ich: „Ih, wie ätzend! Was würdest du denn tun, wenn deine 16jährige Tochter dumme Kuh zu dir sagen würde?“ Anna: „Auf dem Teppich zusammenbrechen und heulen!“ Interessant! Obwohl wir nie gestraft haben, weiß Anna, dass sie nicht Dumme Kuh zu mir sagen kann. Das scheint ihr einer Bankrotterklärung nah zu kommen.

Bewirkt Strafe Einsicht?
Ich glaube nicht.  Einsicht erreicht man nach meiner Erfahrung besser über Gespräche. Wenn ich mir die Zeit nehme, in Ruhe  über Dinge zu reden, die schlecht gelaufen sind, ist die Wahrscheinlichkeit der Einsicht höher, als wenn ich den „Übeltäter“  durch Isolation, Entzug oder körperliche Züchtigung bestrafe.
Strafe erzeugt negative Gefühle und Gehirnakrobatik nach dem Motto „Eine bessere Generation Mausefallen bringt nur eine schlauere Generation Mäuse hervor“. Strafe zeigt, wer die Macht hat und erzeugt selten Einsicht, sondern Machtkampf und Wut. Strafe führt nicht zum Miteinander, sondern zum Gegeneinander. Wenn dies so ist -- warum aber steht Strafe so hoch im Kurs?
Strafen ist oft ein Verhalten aus Hilflosigkeit heraus, die letzte Möglichkeit, Macht auszuüben. Die Gefahr ist dann aber groß, dass wir überreagieren, die Situation eskaliert und wir ausrasten vor Zorn. Wir sagen und tun Dinge, die wir später bereuen und die (im schlimmsten Fall irreparable) Schäden erzeugen können.
Strafen können Krisen heraufbeschwören, die den Anlass nicht wert sind. Strafen können entmutigen, dabei leben wir von Ermutigung.

 

Alternativen zum Strafen

1. Seien Sie berechenbar, fest und konsequent.
Wenn Sie eine berechtigte Erwartung an Ihre Kinder haben, bestehen Sie darauf, dass sie es tun – auf der Stelle. Festigkeit ist nur unsere Weigerung, ungebührlichen Forderungen oder Verweigerungen unserer Kinder nachzugeben und auf jede ihrer Launen einzugehen.
Treten Sie nicht wie ein Bittsteller auf, dessen Anliegen diskutiert werden könnte: Unterbrechen Sie, was Sie gerade tun und stellen Sie Blickkontakt her. Geben Sie Ihre Anweisung erst dann! Geben Sie sie klar, fragen Sie, ob sie verstanden wurde und warten Sie auf ein Ja oder Nein. Und wenn Ihr Kind nicht gehorcht?
Jetzt kommt das Wichtigste: Atmen Sie durch! Wiederholen Sie Ihre Anweisung. Diskutieren Sie nicht (dadurch gewinnt nur Ihr Kind Zeit), zögern Sie nicht (das wirkt konfliktscheu), argumentieren Sie nicht (das wirkt unsicher), werden Sie nicht ärgerlich (das Kind freut sich über das Interesse an ihm) oder ängstlich. Signalisieren Sie Entschlossenheit. Bleiben Sie in der Nähe, bis das Kind die Anweisung ausgeführt hat. Danach brauchen Sie kein großes Aufheben davon zu machen, lächeln Sie kurz, ein kleines „Danke“, das genügt. Der Trick besteht einfach darin, den längeren Atem zu haben. Je öfter Ihr Kind die Erfahrung macht, dass Sie nicht nachgeben, kein Kabarett der Wut geben, die Anweisung auch nicht vergessen – desto routinierter wird es gehorchen. Mit der Zeit werden Ihr Ton und Ihre Körpersprache für sich sprechen und den Ernstfall anzeigen. Das funktioniert auch schon bei den Kleinen!


Konfliktvermeidungsverhalten der Eltern ist oft Angst vor Liebesentzug durch die Kinder und erzeugt in Kindern das Gefühl, Macht über Sie zu haben. Bleiben Sie unabhängig von der Anerkennung und dem Verständnis Ihres Kindes!
Berechenbare Eltern haben Kinder, die wissen, welche Regeln gelten und wie sie sich aus Schwierigkeiten heraushalten können. Wichtig: Genauso berechenbar wie die konsequente, faire Grundhaltung der Eltern muss ihre Liebe zu den Kindern sein.

2. Treten Sie selbstsicher und bestimmt auf.
Ja, ich will ernst genommen werden -- und meine Kinder bekommen es kräftig zu spüren, wenn sie versuchen, sich über mich zu erheben. Das kriege ich gut mit Autorität hin, ohne eine einzige Strafe. Wir haben unseren Kindern erlaubt, uns beim Vornamen zu nennen, aber nie, sich im Kühlschrank selbst zu bedienen, mit Wäsche um sich zu werfen, ungefragt fern zu sehen. Sie besprechen mit uns, wohin sie mit wem wie lange gehen. Und wir vertrauen ihnen.
Aggressive oder passive Eltern kommen schlecht zurecht mit ihren Kindern. Zurecht kommen Eltern, die bestimmt auftreten, entschlossen, innerlich gefestigt, zuversichtlich und entspannt. Seien Sie geduldig gegenüber noch unreifer Kommunikation. Es lohnt sich, nicht auf jede patzige Antwort zu reagieren.
Starke Eltern nehmen sich selbst wichtig. Sich und ihren Partner. Sie nehmen ihre Kinder wichtig, aber sie erwarten auch, dass sie sich einordnen, sie nehmen sich Freiraum für ihre Partnerschaft und ihre eigenen Interessen.

Selbstbewusste, liebevolle Eltern wissen: Sie haben Rechte, und die Kinder brauchen Grenzen und Kontrolle. Ihr Leben läuft ruhiger und reibungsloser ab – und sie haben viel mehr Spaß miteinander. Je älter die Kinder werden, umso verhandlungsbereiter können die Eltern werden.

3. Investieren Sie Vertrauen
Nach 16 Jahren Kindererziehung weiß ich, dass es grundsätzlich lohnt, zu vertrauen, immer weiter, selbst gegen allen Anschein. Misstrauen erzeugt Misstrauen. Vertrauen, das Sie investieren, selbst auf das Risiko hin, dass es missbraucht wird, wird Früchte tragen. Ihre Botschaft wird früher oder später ankommen.

4. Verhalten Sie sich angemessen
Die Konsequenzen, die dem unangebrachten Verhalten entsprechen, sollen so ausfallen, dass Kinder mit ihrem feinen Gespür für Gerechtigkeit sie im Innern akzeptieren können. Kinder spüren, wenn Eltern zu heftig reagieren, merken aber auch, wenn sie sich zuviel gefallen lassen oder inkonsequent sind. Bleiben Sie flexibel -- bis hin zur Bereitschaft, sich zu entschuldigen, wenn Sie sich geirrt oder unangemessen reagiert haben.
Manchmal ist es angebracht, massiver zu reagieren. Z.B. bei einem trotzenden Kleinkind, beieinem überbordenden Teenager, in einer herausfordernden Situation. Dann kann auch mal ein strenges Anpacken an den Schultern, ein klarer Blick in die Augen und eine laute Stimme genau richtig sein.

5. Verstärken Sie positiv anstatt negativ
Am Anfang meiner Erziehungsaufgaben war ich sehr unsicher. Ich begann, Erziehungsbücher zu lesen und stellte fest, dass es ganz verschiedene Erziehungsstile gibt und dass der positiv verstärkende für mich naheliegend ist. Ich probierte aus, was geschah, wenn ich erwünschtes Verhalten mit Aufmerksamkeit belohnte und unerwünschtes ignorierte.
Wenn z.B. Anna eifersüchtig war und Lena quälte (in der Hoffnung, dadurch meine Aufmerksamkeit zu erregen), ignorierte ich sie. Mitunter musste ich mich dazu an einem Türrahmen festhalten, um nicht meinem Impulsiv zu folgen, einzugreifen. Mehr als erstaunt stellte ich fest, dass Anna dieses Verhalten innerhalb kürzester Zeit einstellte. Ermutigt blieb ich dran, testete neugierig den nächsten Stresspunkt: Wenn Anna und Lena stritten, neigte ich dazu, Lena beizustehen, weil sie die Kleinere war. Als die beiden herausfanden, dass Streit nur noch eine Sache unter ihnen war und nicht mehr dazu taugte, die Mutter auf den Plan zu rufen, ließ er massiv nach. Nebeneffekt: die beiden lernten früh, Streit selbst zu klären, seit ich nicht mehr als Schiedsrichter zur Verfügung stand. Umgekehrt freute ich mich sichtlich, wenn die beiden friedlich miteinander spielten, wenn Lena Anna tröstete, wenn Anna mit Lena freiwillig etwas teilte. Meine Freude allein schon bestärkte ihr Verhalten. Das ist heute, da beide Mädchen im Teenageralter sind, noch genau so!

Die Regel von Saat und Ernte

Natürliche Konsequenzen spiegeln die Realität unseres Lebens wider. (Nicht damit zu verwechseln sind beziehungsstörende Konsequenzen wie Liebesentzug, Wutanfälle, Vermittlung von Schuldgefühlen. Kinder verändern ihr Verhalten deshalb nicht -- und wenn, dann nicht langfristig, sondern nur mit dem Ziel, kurzfristig den psychologischen Druck zu verringern.)
Veränderung geschieht dann, wenn wir aufgrund von Fehlverhalten unter natürlichen Konsequenzen leiden. Die Regel ist einfach die, dass wir aus unseren Fehlern lernen, wenn wir für sie bezahlen müssen. Das Schlüsselerlebnis lautet: Ich bin für die Qualität meines Lebens verantwortlich. Fragen Sie sich bei Problemen: Wessen Problem ist das? Wer trägt die Konsequenzen? Wie könnten sie aussehen? Immer muss aber zuerst das Gespräch kommen, die Warnung. Heben Sie sich Konsequenzen für ernsthaftes Fehlverhalten auf.
Kinder werden unsere Führung akzeptieren, wenn sie erleben, dass wir sie als gleichwertige Menschen achten. Wenn ein Kind geschlagen wird, leidet seine Würde -- aber auch die Würde desjenigen, der schlägt. Strafe als Machtdemonstration bewirkt nur Auflehnung und erschwert den Wunsch des Kindes, sich an angemessene Ordnungen anzupassen.
Wichtig ist der Sprachgebrauch. Wir müssen die Folgen nicht als solche deklarieren, sonst erscheinen sie dem Kind wie eine Strafandrohung. Es genügt, wenn wir helfen, den Zusammenhang aufzuzeigen. Das braucht Zeit zum Überlegen und Fantasie – aber Übung verkürzt diesen Vorgang bald.
Ohne Strafen zu erziehen ist wesentlich anspruchsvoller. Wenn keine natürlichen Konsequenzen zu finden sind, muss man kreativ werden und logische herbeiführen. Das kann heißen, zu einem Kind, das sich anderen Kindern gegenüber schlecht benimmt, zu sagen: "Die anderen Kinde scheinen dich zu meiden, weil du sie immer herumschubst und ihnen Spielsachen wegnimmst. Du solltest erst mal keine Kinder mehr einladen, bis wir gemeinsam einen Weg gefunden haben, wie du besser mit anderen Kindern umgehen kannst."
Oder: "Ich habe dich aufgefordert, das Wohnzimmer aufzuräumen. Du ignorierst es. Wenn du es in 15 Minuten nicht erledigt hast, kannst du heute nicht ins Fußballspiel." Oder: "Dein Geschrei bewirkt bei mir nichts, ich werde es mir nicht anhören. Geh, solange du schreist, in dein Zimmer, wenn du wieder ruhig bist, kannst du wieder kommen."
Machen Sie keine Staatsaktion durch lange Erklärungen, Entschuldigungen oder Predigten daraus. Gerade bei jüngeren Kindern ist ruhige Festigkeit besonders wirksam. Manchmal genügt ein fester Blick. Wenn die Beziehung zwischen Eltern und Kind grundsätzlich freundlich ist, ist diese Methode äußerst wirksam.


Streitpunkt Essen
Häufiger Streitpunkt Essen: Wenn das Kind das Pausenbrot zuhause vergisst, ist das sein Problem. Wenn das Kind zur vereinbarten Zeit nicht zum Essen erscheint, wird sein Platz abgeräumt und es hat ein Problem. Wenn ein Kind sich bei Tisch nicht benimmt, muss es den Tisch verlassen und hat ein Problem: Hunger ist die natürliche Folge davon, wenn man nichts isst. Das Kind hat sich selbst entschieden zu seinem Verhalten und trägt nun selbst die Folge davon. (Bei Kleinkindern ist das für den Rest der Familie mühsam, aber der Lerneffekt ist groß.) Wenn das Kind uns anklagt, können wir sagen: "Es tut mir leid, dass du dein Pausenbrot vergessen hast.“ Oder: „Ich glaube dir, dass du Hunger hast (oder den Nachtisch willst). Essenszeit ist jetzt leider vorbei. Heute Abend hast du wieder die Möglichkeit." Sagen Sie nicht: "Hoffentlich wird dir das eine Lehre sein.“ Das Kind soll selbst verstehen, dass es in seiner Macht liegt, das Problem zu lösen und nicht denken, dass wir eine Hoffnung daran knüpfen.
Betrügen Sie es nicht aus Mitleid um diese Erfahrung. Wenn ein Kind zum zweiten Mal im Sommer seine Turnschuhe verliert, kann es genügen, ihm Ihr Mitgefühl auszusprechen. Fest und freundlich. Manchmal treten natürliche Folgen ein, wenn wir uns nicht einmischen. Druck der Realität ist z. B. wenn das Kind morgens verschläft und die Wut des Lehrers ertragen muss.
Manchmal müssen wir logische Folgen herbeiführen. Es ist unlogisch, Marie Hausarrest zu geben, weil sie den Müll nicht weggebracht hat. Es ist logisch, dass Mutter sich weigert, in einer Küche zu kochen, wo der Müll sich stapelt. Es ist auch logisch, dass Anna nicht zum Volleyballtraining kann, wenn sie um diese Zeit ihre Pflicht noch nicht getan hat. Mara will unbedingt aufs Gymnasium. Sie lernt zu wenig um annehmbare Noten zu erreichen. Sie muss die Schule wechseln, als sie ihr Lernverhalten nicht ändert. Je früher und konsequenter man mit diesem Verhalten ansetzt, um so weniger muss man in späteren Jahren tun.. Die Verhältnisse sind geklärt und gelten, müssen höchstens von Zeit zu Zeit überprüft werden. Wenn Kinder früh lernen, dass Eltern keine Kumpels sind, sondern eine exklusive Beziehung zu ihnen haben, die es sonst nicht mehr gibt im Leben, wird sich das Problem "Strafen" selten stellen.

Bücher zu diesem Thema
Kompetente Erziehungsbücher, die keine Methode vorgeben, sondern mir helfen, meinen Menschenverstand einzuschalten und auf meinen Instinkt zu vertrauen, waren mir immer eine gute Hilfe. Beispiele dazu: Rudolf Dreikurs: "Kinder fordern uns heraus", Ross Campbell: "Kinder sind wie ein Spiegel", Steve Biddulph: "Das Geheimnis glücklicher Kinder", XXX: "Liebevoll Grenzen setzen", Eberhard Mühlan: "Und plötzlich sind sie 13", Gary Chapman: "Fünf Sprachen der Liebe für Kinder" und "Fünf Sprachen der Liebe für Teenager".


Konstruktives Familienziel

Hilfreiche Frage: Was ist uns als Familie von Bedeutung? Spontan sammeln, später ordnen, eventuell einiges wieder streichen. Dabei nichts kommentieren, gehen Sie nicht davon aus, dass die Prioritäten Ihres Partners mit den ihren identisch sind. Wenn es bei Ihnen das saubere Waschbecken ist, ist es bei ihm vielleicht viel mehr die Außentreppe, die immer gepflegt aussehen soll
Mögliche Ziele formulieren:
Gemeinsame Aktivitäten zweimal im Monat, Kindern helfen bei den Hausaufgaben, ein offenes Haus für die Freunde der Kinder haben, Eltern haben einen freien Eheabend im Monat/Woche, wir sparen für ein Auto/Haus/Urlaub...

Zuerst mit dem Partner über Prioritäten nachdenken
Dann mit den Kindern über deren Ideen reden
Formulieren Sie gemeinsam mit Ihrem Partner die Liste Ihrer Familienprioritäten
Was sind die einzelnen Bedürfnisse?
Prioritäten formulieren: z.B.: die notwendigen Aufgaben müssen erledigt werden

Regeln aufstellen und an den Kühlschrank hängen (Vor Benutzung des Kühlschrankes fragen...)
Was bewirken Regeln? Erleichterung seitens der Kinder: jetzt sind die Grenzen klarer und das Leben leichter
Was geschieht, wenn Regeln nicht eingehalten werden? Logische Konsequenzen, die vorher bekannt sind, sollten eintreten.  – kein Herumnörgeln mehr, kein Zorn, sondern Kinder, die die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen