Fromme Hausfrau - Artikel von Bianka - Family - Biankas Beiträge in der Zeitschrift family - Was sollte an erster Stelle kommen: der Partner oder die Kinder? 



Einst war ich fassungslos glücklich, als mich der Mann auserwählte, den ich mir auserwählt hatte. Ich konnte nichts anderes mehr denken als an seinen Namen, seine Schönheit, sein Lachen, seinen Schmerz, sein ganzes Wesen. Ich wollte jede freie Minute bei ihm sein, ihn ansehen, selbst wenn er schlief, seine warme Haut riechen, seinen Atem spüren, seine Stimme hören.
Ich erlebte, was es heißt, seine Geliebte zu sein.
Das Leben war wunderschön miteinander. Unsere Liebe wurde so groß und ausschließlich, dass wir uns vorstellen konnten, miteinander alt zu werden. Wir verschmolzen zu einer Einheit. Wir heirateten. Gemeinsam waren wir unbesiegbar. Unvorstellbar, dass jemand den besten Platz der Welt streitig machen konnte: Ganz nah beim anderen.
Ich erlebte, was es heißt, seine Frau zu sein.
Wir meisterten unseren Alltag, wuchsen an unseren Krisen, genossen unsere Zweisamkeit und reiften unserer Zukunft entgegen.
Irgendwann war das Fundament so stark, dass wir uns vorstellen konnten, miteinander ein Kind zu haben.
Unwesentlich später war ich schwanger. Neun Monate lang versuchte ich das Wunder zu begreifen, das sich in meinem Leib abspielte. Ich begriff es nie. Neun Monate lebte mein Kind – unser Kind - geschützt in mir. Neun Monate lang barg und nährte ich es, erlebte ich eine Gemeinschaft bisher ungekannter Dimension. Gespannt wartete ich auf den Tag der Abnabelung und des Kennenlernens außerhalb von mir.
Dann war unsere Tochter da. Frucht unserer Liebe. Fleisch von meinem Fleisch. Ihre Bedürftigkeit rührte mich im Innersten meiner Seele. Ihre Abhängigkeit wurde zu einem unsichtbaren Band, das uns beide verband. Beim Stillen verschmolz ich mit ihr.
Das Leben war wunderschön miteinander. Ich war fassungslos glücklich, dass ausgerechnet ich ausgerechnet dieses Wunderwesen zum Kind hatte. Ich konnte nichts anderes mehr denken als an seinen Namen, seine Schönheit, sein Lachen, seinen Schmerz, sein ganzes Wesen. Ich wollte jede freie Minute bei ihm sein, es ansehen, selbst wenn es schlief, seine warme Haut riechen, seinen Atem spüren, seine Stimme hören.
Unsere Liebe war so groß und ausschließlich, dass ich mir kaum vorstellen konnte, nicht miteinander alt zu werden.
Ich erlebte, was es heißt, ihre Mutter zu sein.
Seither bin ich Geliebte und Mutter. Seither streiten zwei Seelen in meiner Brust. Bzw. zwei Seelen um meine Brust … Wer hat Vorrang in meinem Herzen?
Es ist eine sensible Situation, wenn das erste Kind kommt. Beide Eltern müssen in neue Rollen hineinwachsen. Zentral wird sein, ob sie noch ein Liebespaar bleiben.
Die Frau besitzt für diese Weichenstellung für die Zukunft der Ehe einen wichtigen Schlüssel. Es wird entscheidend sein, ob der Partner oder die Kinder bei ihr an erster Stelle stehen. Welche innere Haltung wird sie einnehmen?
Die Versuchung ist groß, sich auf die Seite des Kindes zu schlagen. Es kostet Anstrengungen, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass auch die Ehe gepflegt werden muss, gerade jetzt. Dass das neue Wesen Raum beansprucht, aber dass Gespräch und körperliche Nähe zwischen den Partnern nicht abreißen dürfen. Das braucht Zeit, Fantasie, aber vor allem die Willensentscheidung dazu. 
Die Frau braucht keine Angst zu haben davor, dass die Spuren der Schwangerschaft und Stillzeit sie für ihren Mann unattraktiv machen. Er verehrt ihre neue Sinnlichkeit, er bewundert ihre Fähigkeit zu gebären und ihren Instinkt im Umgang mit dem Neugeborenen, er ist dankbar, wenn sie ihn darin liebevoll einführt und ihm Vaterschaft zutraut. Und: Er ist erleichtert, ihren Körper nicht mehr auf diese substantielle Weise teilen zu müssen wie in der Schwangerschaft. Sprich, er freut sich auf ungeteilte Zweisamkeit, auf Einssein mit seiner Partnerin.
Eine Frau kann davon ausgehen, dass sich durch die Geburt eines Kindes nichts daran ändert, dass sie im Herzen ihres Mannes den ersten Platz behält. Jeder Mann ist in seinen Grundfesten erschüttert, wenn er nicht Nummer eins im Leben seiner Frau bleibt.
Sein Entsetzen, seine Resignation und Entwurzelung sind groß, wenn seine Frau sich ganz in ihre Mutterrolle zurückzieht, schlimmstenfalls die Kinder zum Podium erklärt, Machtkämpfe auszuleben und Druck auszuüben. Dann fühlt er sich zu Recht ausgeschlossen und zurückgewiesen. Und wehe der Ehe und Familie, die so einen Mann zum Partner und Vater hat.
Kein frisch gebackenes Elternpaar wird darum herum kommen, diese Entscheidung für sich zu treffen, grundsätzlich und immer wieder. Für unsere Ehe war das ein wichtiges und notwendiges Signal, dass wir Partner an erster Stelle stehen. Unsere Entscheidung lautet: Unsere Kinder sind die Frucht unserer Liebe, nicht ihre Basis. Sie dürfen nicht den Platz des Partners streitig machen.
Es ist von unschätzbarem Wert für die ganze Familie, wenn beide Partner sich helfen, in ihre neuen Rollen hineinzuwachsen und sich gleichzeitig Heimat zu bleiben als Geliebte, die sie auch vor der Geburt des Kindes waren. Das bedeutet sich gegenseitig Freiräume zu gönnen und zu verschaffen und immer wieder auf Zeit zu zweit zu achten.
Glückliche Eltern sind die beste Voraussetzung für glückliche Kinder! Und glückliche Kinder sind eine gute Voraussetzung für glückliche Ehepartner. Sie klammern nicht und ruhen genügend in sich, dass sie ihren Eltern Zeit füreinander als Selbstverständlichkeit zugestehen. Für Kinder ist es darüber hinaus eine klare, gesunde Linie, zu wissen, dass die Eltern sich sehr wichtig nehmen und sowohl Eltern als auch Kinder mal zurückstehen müssen. Kinder akzeptieren das.
Als kleines Mädchen habe ich einmal meinen geliebten Vater gefragt: „Wen liebst du mehr, Mutti oder mich?“ Gespannt habe ich auf seine Antwort gewartet. Sie war so undiplomatisch wie klar: „Deine Mutter!“ Ich erinnere mich noch gut an die Mischung von Enttäuschung und Sicherheit, die mir diese Worte vermittelt haben.
Es wird genügend Situationen geben, in denen die Bedürfnisse der Kinder vorgehen müssen. Dennoch kann die Grundbotschaft aneinander, der Grundton der Ehemusik, lauten: Ich verliere dich nie und nimmer aus den Augen. Du bist mir der wichtigste Mensch der ganzen Welt. Ich liebe, ehre und begehre dich. Ich bin überglücklich, diese Kinder mit dir zusammen gezeugt zu haben. Bevor sie da waren, waren wir schon ein Paar. Wenn sie einmal eigene Wege gehen, werden wir (hoffentlich) immer noch füreinander da sein.