Fromme Hausfrau - Artikel von Bianka - Joyce - Biankas Beiträge in der Zeitschrift Joyce - Bianka Bleiers Hundeleben 



Ein leidenschaftliches Plädoyer, das Leben mit einem vierbeinigen Freund zu teilen.

Zitat: „Egal, wie die restlichen Familienmitglieder drauf sind, dieses eine Wesen ist zuverlässig begeistert über meine Gegenwart.“


Warnung: Hier kommt ein ziemlich persönlich gefärbtes, subjektives Plädoyer über die Faszination des Lebens mit einem Hund, das Frau Mut machen will, ihr Leben mit einem Hund zu teilen, wenn sie es sich insgeheim wünscht und einiges dafür spricht. Es spricht so viel dafür…
Hier die Pro’s aus Bleiers Hundeleben:

Coach
Als unsere drei Kinder zwischen drei und neun waren, haben Werner und ich uns einen gemeinsamen Kindheitswunsch erfüllt: einen Hund. Es war ein Glücksgriff. Charly, ein Schäferhund-Collie-Labrador-Mix, gab den Kindern Mut, uns allein losziehen zu lassen. Beim ersten Mal fanden wir sie zwar nachts alle vier gemeinsam schlafend auf der Hundematratze, aber seither ermöglichte uns der sympathische Babysitter mit Daueranstellung allabendlich kinderfreie Gesprächszeiten, weil sie das Ausgehen mit dem Hund langweilte. Kaum auszumalen, was das insgesamt für unsere Ehe und dadurch auch für unsere Familie bedeutete…

Animateur
Andererseits erlebten wir seither ausgedehnte Familienausflüge in den Pfälzer Wald, Schwarzwald oder das Elsass. Mit dem Hund wanderten die Kinder ohne es zu merken, weil immer etwas los war. Freunde, die sich einen Hund wünschten und keinen hatten, kamen gerne mit, was die Attraktivität der Ausflüge noch erhöhte.

Spielkamerad, Seelentröster, Ergotherapeut
Jan, der sich aufgrund seiner Behinderung schwer tat, Freunde zu finden, hatte mit Charly immer einen unkomplizierten Ansprechpartner, der ihn unvoreingenommen liebte. Er hat sich viele lustige Spiele mit ihm ausgedacht und seinem Selbstbewusstsein hat es sehr gut getan.
Bei Weltschmerz, Schul- und Beziehungsstress gibt es für ein Kind wenig Tröstlicheres, als seinen Kummer in die stets offenen Ohren eines geduldigen Familienhundes zu weinen. Keine Ergotherapie kann ersetzen, was es bedeutet, mit nackten Zehen durch weiches Fell zu streichen. Im Winter lag Charly am liebsten vor dem skandinavischen Ofen. Oft lag eins der Kinder hinter ihm und hielt den warmen, ruhig atmenden Hund in den Armen. Sie gaben sich gegenseitig Geborgenheit.

Bodyguard und Sportskollege
Ich liebe es rauszugehen, zu sehen, was das Wetter und die Jahreszeit machen. Danach kann ich wieder lospowern. Seit ich einen Hund habe, ist Bewegung im Freien auch bei Wind und Wetter selbstverständlich. Selbst bei Nacht gehe ich angstfrei durch den Wald. Ich verlasse mich ganz auf die abschreckende Wirkung meines Begleiters. Das erweitert meinen Handlungsspielraum als (ängstliche) Frau enorm.
Mein (einziges) Fitnessprogramm besteht darin, zweimal am Tag zwanzig Minuten in Höchstgeschwindigkeit durch den Wald zu radeln. Morgendliche Probleme mit dem Kreislauf habe ich seitdem nicht mehr. Dafür bin ich eingebunden in den Kreislauf der Natur, in Wind und Wetter, Kälte, Hitze - Reize, die ich innerhalb meiner vier Wände so nicht erlebe. Zufrieden ziehe ich meine Runde durch den Wald, immer dem gleichmäßig trabenden Hund hinterher und hänge meinen Gedanken nach.
Oft ist das meine Zeit der Stille, die Ruhe vor dem Sturm, wo ich das Gestern nachklingen lasse und mich einstimme auf den neuen Tag, meine Gedanken fließen lasse und mit Gott rede.

Komiker
Es macht ungeheuer Spaß, die Entwicklung eines Welpen zum erwachsenen Hund zu beobachten! Was haben wir uns amüsiert!
Wenn Hund sich zum Beispiel verbotenerweise in Zeitlupe ins Wohnzimmer schleicht, gaaanz langsam, gaaanz leise, vorbei an der Küche, wo wir alle sitzen und schier umkommen vor atemlosem Kichern…
Oder wenn sich Charly mit dem Charme von Benjamin Blümchen verwirrt bemüht, die kleine Herde der zwei Katzenwelpen zusammen zu halten. Nach links läuft, wenn er Teddy unter dem Tisch auftauchen sieht, sich umdreht und nach rechts trabt, Cindy hinterher, die sich unter dem Ecksofa davonmacht. Nicht mehr weiß, von welcher Seite sie wieder auftauchen wird und völlig verwirrt ist, als sich Cindy von hinten an ihn heranschleicht und seinen freundlich wedelnden Schwanz anspringt. Die ganze Familie windet sich vor Lachen…

Liebhaber, erste Liebe, späte Liebe
Ich liebe die stürmischen Begrüßungsfeste meines Hundes, nur weil ich mal wieder vom Einkaufen zurückkomme. Seine Hundeschnauze guckt erwartungsvoll durch das Katzenloch des Hoftores. Wenn er mich kommen hört, bringt er mir mit Freudengeheul einen Schuh entgegen und umkreist mich jubelnd. Egal, wie die restlichen Familienmitglieder drauf sind, dieses eine Wesen ist zuverlässig begeistert über meine Gegenwart…

Feierabendkollege und Lebensteiler
Charly liegt vor dem Ofen, die Katzen neben ihm. Entspannt liegt er auf der Seite. Wenn wir lachen, schlägt sein Schwanz glücklich auf den Holzboden. So viele Tiere um mich herum und meine liebsten Menschen unter einem Dach – so habe ich mir als Kind mein Leben vorgestellt.

Muttersöhnchen
Kurz nach Charlys Tod zog Nando, der Schäferhund-Berner Senner-Husky-Mix, bei uns ein. Ich wusste nicht, ob ich mich noch einmal so in einen Hund würde verlieben können, aber mir fehlte das Hundeleben entschieden. Die Hitze in Nandos erstem Sommer war heftig. Manchmal nahm ich ihn auf den Arm und stellte mich zusammen mit ihm unter die sanft nieselnde Gartendusche. Ganz still lag er auf meinem Arm und seine Dankbarkeit rührte meinen Mutterinstinkt an. Bei einem Gewitter suchte er zitternd Schutz bei mir. Seine sanftmütige Art war etwas Neues für mich und ich erlebte das Wunder der zweiten Liebe. Es machte wieder Freude zu erleben, wie gut sich ein junger Hund amüsieren kann. Das Gras kitzelt in der Nase, es krabbeln Käfer drin rum, die wieder in der Nase kitzeln, wenn man sie anstubst. Anfangs musste ich immer aufpassen, wenn ich einen Schritt in der Küche zurückging, damit ich nicht auf ihn trat, so dicht war er mir auf den Fersen. Wenn ich aufstand, um irgendwohin zu gehen, stand er auch auf und folgte mir, um sich dann dort wieder niederzulassen.
Tatsächlich weckt so ein Hund das ganze Repertoire an Muttergefühlen!

Dreckschleuder, Störenfried
Ein Hund macht allerdings auch Arbeit.
Anna spielt mit Charly im Garten. Sie kippt eine Gießkanne voll Wasser über ihn. Der begossene Hund stürzt sich flüchtend in meinen Schutz und schüttelt sich bei mir in der Küche entsetzt trocken. Im Flur eine Schlammspur, die ganze Küche ist nass, Millionen feine Tropfen übersäen alle Schränke…
Mein Garten ist im Welpenjahr auch immer ungewöhnlich kahl – als Nando zahnt, beißt er alle Knospen und Blüten ab und knabbert in einer Nacht- und Nebelaktion den drei Meter hohen Ranunkelbusch auf dreißig Zentimeter herunter. Er erbricht sein Essen portionsgerecht, wenn es ihm zu viel ist und wälzt sich gern in Unaussprechlichem… Ein Welpe beschäftigt einen schon ziemlich…

Wessen Hund ist das?
Wir haben den Hund nicht wegen der Kinder gekauft, wir wollten ihn für uns. So gab es nie Frustrationen, weil die Kinder nicht genügend Verantwortung übernahmen. Und das war gut so. Dennoch sind wir eine Hundefamilie geworden.
Wichtig ist die besonnene Auswahl eines Hundes, der zu einem passt. Und es empfiehlt sich, ein halbes Jahr lang in Erziehungsarbeit zu investieren, damit man zehn Jahre lang einen gut erzogenen Hund hat, mit dem man sich in der Öffentlichkeit blicken lassen kann und der wenig anstrengend ist. Erziehen macht Spaß. Man braucht dazu nicht in einen Hundeverein zu gehen, ich habe mich immer erfolgreich an einem guten Buch entlang gehangelt. Täglich zwei-, dreimal zehn Minuten oder immer mal zwischendurch eine kleine Übung integriert genügen völlig. Aber es ist wichtig, sich über die Psychologie eines Hundes zu informieren. Wer mit der Erziehung von Kindern einigermaßen klar kommt, dem wird vieles bekannt vorkommen. Auch hier gilt: Zuwendung und Klarheit! Gutes Verhalten belohnen, schlechtes ignorieren.

Mein Ja zum Leben mit einem Hund gilt. Unter dem Strich würde ich sagen: Wenig Last und viel Lust …