Fromme Hausfrau - Newsletter - Newsletter-Archiv - Newsletter vom 24.09.2007 



Hallo Ihr Lieben,

eine Woche nach unserem Urlaub will ich versuchen, ein wenig zu erzählen, wie es war, bevor die Erinnerungen vom Alltag verdrängt werden und wegrutschen …

Ich habe ja auf der Homepage geschrieben, dass wir zwei Reisen hintereinander planten. So Gott will. Er wollte :-)
Lena hatte uns angeboten, eine Woche lang auf Jan aufzupassen. So eine Gelegenheit werden wir wahrscheinlich so schnell nicht mehr bekommen und nach einigem Zögern haben wir das großzügige Angebot angenommen.

 

Tagebuchnotiz morgens um 5 Uhr nach der Abfahrt:

„Werner fällt es schwer, Jan zurück zu lassen. Er sagt, er sei erschöpft wie noch nie im Leben. Ich dämpfe meine Erwartungen. Die ungünstige Wetterprognose tut das Ihre. Wir zelten wieder – wie früher. Ich bin gespannt, wie ich damit klarkomme. Ich habe ein mittelkleines Zelt gekauft und wir fahren nun tatsächlich ganz zu zweit nach Holland. Wie früher… Die Wohnwagen- und Faltcaravanphase liegt hinter uns.
Abschiedlich leben, abspecken, neu aufbrechen. Ohne Hänger fahren ist für Werner entlastend. Packen für eine Woche zu zweit – ein Kinderspiel. Was da alles wegfällt, wenn man nur noch für sich selbst denken muss. Habe ich 22 Jahre lang nicht mehr gemacht.“

Später:

„Stiller ist es ohne Kinder. Kein Gelächter. Keine geteilte Spannung beim Erreichen der Insel, keine kollektive Aufgeregtheit. Hm. Dafür stehen wir einander ungeteilt zur Verfügung. Etwas, das wir erst wieder schätzen lernen müssen? Ich bin gespannt! Als wir über die Zeelandbrücke fahren, habe ich zum ersten Mal kein Herzklopfen. Keine Horrorvision einer einstürzenden Brücke und ertrinkender Kinder…“

3. Tag:

„Die Insel bringt Heimatgefühle. Zehn Jahre lang haben wir als Familie einen Teil der Sommerferien mit dem Wohnwagen hier verbracht. Es fällt uns leicht, uns hier zu entspannen. Wir kennen den Wind, das Meer, die Dünen, unsere Lieblingskneipe, die schönsten Strände, die besten Radtouren. Ich sehe viele kleine Annas und Lenas. Sie sind ungefähr zwischen sechs und zehn Jahre alt, laufen lachend über den Campingplatz, schmücken ihre Haare und plaudern ernsthaft. Wenn kleine Kinder am Meer buddeln und sich im Sand kugeln, denken wir an unsere Kinder. Wir radeln an alle Orte, wo wir als Familie glücklich gewesen sind. Revivaltour, mit etwas Wehmut, aber noch viel mehr Dankbarkeit über so viel gute Familienzeit. Körperlich kommen wir uns so nah wie es mit Kindern nie möglich war. Das ist schön. Es ist ziemlich einfach, nur für sich selbst zu sorgen, unkompliziert sind alle Entscheidungen und Unternehmungen. Auch schön. Allerdings gibt es nichts zu beobachten in den eigenen Reihen. Daran muss ich mich erst gewöhnen. Das Zelten gefällt uns wieder. Wir lachen erstaunlich viel, streiten erstaunlich wenig. Wir sind die Stammzelle aus der alles hervorgegangen ist. Auch nach den Kindern wird es ein ‚Wir’ geben. Es gibt uns noch als Paar, wir haben uns nicht verloren in der großen Aufgabe, wir können einander neu finden. Eine Reise die Hoffnung macht.“

Daheim:

„Boxenstopp zum Umpacken. Zum ersten Mal Urlaub allein mit Jan. Zwei Wochen zelten in Spanien an der Costa Brava, wieder eine Zeit, auf die wir sehr gespannt sind. Wie wird es werden mit Jan und ohne seine Schwestern? Können wir auch zu dritt Urlaub machen? Ich kann es mir nur schwer vorstellen.“

Wir können.

„Innehalten. Unerreichbar sein. Einander nah kommen, körperlich, seelisch. Wenn Jan schläft, gehen wir noch einmal allein ans glitzernde Meer, über dem der Mond als Himmelslicht steht. Immer geht hier ein Wind, brechen Wellen ans Ufer. Barfuss in dem warmen zarten Sand stehen…

Mit Jan Urlaub zu machen ist eine Überraschung. Er ist ein angenehmer Reisekollege, fordert nichts, nimmt dankbar, was ihm an Zuwendung zuteil wird. Jan ist es so wert, dass wir mal so eine lange Zeit allein mit ihm verbringen. Wie oft musste er zurückstecken, Anna und Lena zuliebe, der Gemeinde zuliebe. Viel zu oft. Mit seiner Geduld und Anpassungsfähigkeit, seinen kleinen Erwartungen und seinem sich Zurücknehmen erinnert er irgendwie an Nando (unseren Hund, Jans besten Freund), er ist bezaubernd. Abends spielen wir jetzt mit ihm Rommee, der all die Jahre ins Bett musste, wenn wir diese Urlaubstradition mit den Mädchen gepflegt haben. Er genießt es mit dem Stolz eines heranwachsenden jungen Mannes. Werner hat in Jans Tagebuch, in das er seine Tagesberichte schreiben soll, aber lieber unsere Rommeeergebnisse notiert, geschrieben: ‚Hallo Jan, ich bin unsagbar stolz auf dich. Ich habe mir immer einen Sohn wie dich gewünscht. Ich habe dich sehr lieb, dein Werner.’ Ich sehe oft Werners glückliche Blicke auf Jan ruhen oder auf mir, wenn ich Blödsinn mit meinem Sohn mache und Werner sich köstlich amüsiert. Ich bin begeistert, was für einen Vater Gott für Jan ausgesucht hat.“

Irgendwann ist unser Kopf wirklich leer, schleppen wir kein Gepäck mehr auf der Seele mit uns rum, sagen die Mädchen am Telefon: „Wir vermissen euch! Ihr fehlt hier!“, können wir uns vorstellen, zurückzukehren – trotz spanischer 27 Grad und deutscher 16 Grad … Anna und Lena, die zum ersten Mal so lange zu zweit waren, hatten eine sehr gute Zeit miteinander. Es war befreiend, drei Wochen ohne Beruf und Gemeinde, wir sind erholt und wieder aufnahmebereit. Lang möge es dauern ... Ich hoffe, viele von euch hatten auch die Möglichkeit zu Erholung und Abwechslung. Urlaub ist echt Gnadenzeit! Und Zelten kann ich nur empfehlen ?

Was gibt es sonst noch in meinem Leben?

Familiär sind wir immer noch in der Zielphase: Anna ist jetzt 21, Lena 19 und Jan 16. Auf der Joycesitzung sagte eine Mitarbeiterin, sie komme sich vor, als stünde sie neben einem sehr hohen Sprungbrett, auf dem ihre heranwachsenden Kinder in waghalsigen Sprüngen rumhopsen. Sie fühle sich wie ein Coach, der ihnen gut zureden und Mut machen soll und sie immer wieder anspornen, zu springen – um dann inständig zu hoffen, dass sie das Becken treffen. Welch treffendes Bild! Ich feuere also meine Nachfahren an, den Absprung zu üben, während ich mir insgeheim wünschte, diese Zeit würde niemals enden… Habe schon mal vorbeugend in der neuen Joyce Elizabeth Domigs Artikel „Das leere Nest“ gelesen…

Ende Oktober fahre ich mit meinen fünf Kolleginnen wieder nach Cuxhaven zum Dünenhof, wo wir noch einmal eine Wellnesswoche für Geist, Körper und Seele anbieten. Die Plätze sind ausgebucht und wir freuen uns auf eine intensive Zeit miteinander.

Ich bin ja bekannt für meine Mikrofonangst und sage in der Regel NEIN zu Anfragen für Frauenfrühstückstreffen und Lesungen. Ich habe mich ein paar Mal darin probiert, aber es ist immer noch nicht meine Sehnsucht, an so exponierter Stelle zu stehen und zu reden. Viel lieber schreibe ich … Dennoch habe ich mich am Telefon neulich JA sagen hören zu einer Anfrage einer Lesung aus Gezeitenwechsel. Vor sehr vielen Frauen. Ich verstehe es bis heute nicht, aber die Erfahrung der letztjährigen Wellnesswoche hat mir gezeigt, dass Gott Grenzen erweitern kann, zu seiner Zeit. Ich hoffe inständig, er steckt hinter meinem JA.

Mein neues Baby ist erschienen: Das Leben feiern. Zum dritten Mal durfte ich aus Bildern und Gedanken ein Paket zu einem Thema schnüren, das mir am Herzen liegt. Diesmal zu dem Motto „Das Leben ist so schön, wenn es schön ist“. (Ein Satz den ich oft seufze, wenn ich tief zufrieden genieße, was Gott mir schenkt. Wobei das in Wirklichkeit in unserer beliebten badischen Mundart leicht abgeändert ungefähr so klingt: „S’ Lewa isch so schee, wenns schee isch!“) Es ist ein großer Bildband über das Leben im Hier und Jetzt, das Leben in Fülle, darüber, richtig zu leben, wirklich zu leben, Gottes großes Angebot an uns, kombiniert mit mediterranen  Fotos.
Ich habe mich auf dieses Buch gefreut, aber ehrlich gesagt war es meine schwerste Geburt. Nicht, dass der Inhalt des Paktes nicht in mir drin gewesen wäre. Aber ich habe es zu einer Zeit geschrieben, in der die äußeren Bedingungen meines Lebens alles andere als feierlich waren. Was ich geschrieben habe, stimmt dennoch zutiefst, ich habe es erlebt und große Hoffnung, es wieder ganz neu für mich erleben zu dürfen – mit den drei Urlaubswochen hat es bereits begonnen. Ich mag die Bilder sehr. Im Frühjahr werden sie als Postkartenbox herauskommen, gleichzeitig mit der Postkartenbox  „Herz was begehrst du? Meer!“, die dann auch wieder lieferbar sein wird.

Wo Himmel und Erde sich berühren ist noch einmal als Wand- und als Postkartenkalender erschienen, ebenso gibt es jetzt die dritte Ausgabe des Familienbuchs, das Martin Gundlach und ich zusammen herausgeben. Dass dieses Buch angenommen wird, freut uns sehr. Es ist so ziemlich das Coolste, das mir geschieht, wenn ich eine neue Idee habe, dass sie auch bei anderen funktioniert (die kleine hundenärrische Tochter einer Freundin sagte, als unser Hund Nando freudig alle Kunststücke, die er kann, für sie auf Kommando zeigte, begeistert: „Der funktioniert!“). Deshalb macht mir auch das Arbeiten an Mein Jahr so ungeheuer viel Freude.

Total gespannt bin ich auf Mein Jahr im Ringbuchformat, das Ende September ausgeliefert werden wird. Und ich freue mich riesig auf das Fromme Hausfrau-Lesebuch, das in diesen Tagen erscheinen wird. Das Lesen der Forenbeiträge durch die Jahre zurück war für mich eine ausgesprochen intensive Zeit, in der ich neu darüber gestaunt habe, wie Gott durch unsere Homepage handelt. So viele anregende Auseinandersetzungen zu so vielen Themen, so viele glaubensstärkende Beiträge von so vielen wundervollen Frauen, so viel Lebenshilfe, Gelächter und Tränen, so viel Sisterhood. Immer wenn ich anfange, darüber nachzudenken, komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Nun wünsche ich euch allen einen wunderschönen Spätsommer und viel Freude und Gewinn durch den Austausch mit den fHf ?

Bianka