Fromme Hausfrau - Newsletter - Newsletter-Archiv - Newsletter vom 29.11.06 



Sechs Frauen mit Ziehwägelchen, Rucksäcken, Nordic Walking Stöcken, Plastiktüten voller Rosen, Feuerwerk, schrillen Brillen und Perücken, Hunderten von Kosmetikproben, sieben Eglifiguren mit Eisenfüßen, 36 gusseisernen Kronen, einer Wirbelsäule, einem Becken und einer Bandscheibe – sechs Frauen 900 Kilometer lang gemeinsam unterwegs, vom wilden Süden zum hohen Norden. Ihre Vision: Sie wollen 36 Frauen verwöhnen an Geist, Körper und Seele und ihnen helfen, in ihre Berufung hinein zu wachsen, damit sie neu ausgerüstet und aufgerichtet in ihren Alltag zurück kehren können und dort ihre Welt verändern :-)

Wir reden über unsere Ängste. Jede hat ihre ganz eigenen Befürchtungen. Ich habe Angst vor dem Reden in der Öffentlichkeit. Susanne fragt, einer Intuition folgend, ob dies meine ersten Referate seien. Ich bejahe. Sie guckt mich mitfühlend an: „Du Arme!“ Fühle mich zwar verstanden, aber mir wird nicht leichter… Aber dann sagt sie, ich rede so gehaltvoll, wenn ich meine Angst mal überwunden habe, würde ich vielleicht sogar Freude daran gewinnen. Das macht Mut…“Gehaltvoll“ – schönes Wort :-) Erwischt mich in meiner Liebessprache „Lob und Anerkennung“.

Die Woche nimmt ihren Lauf und eins fügt sich zum anderen.

Wo ich gehe, wuselt mir eine von uns entgegen. Elisabeth an der Rezeption. Sibylle mit dem Getränkewagen, Susanne mit Kabeln in der Hand, Micha mit einem Stapel Handtüchern auf den Armen. Sie verwandelt den Saunabereich in eine Oase der Ruhe. Man weiß kaum, wie einem geschieht, wenn man die Tür öffnet. Düfte, Klänge, Farben, Wohlgefühl. Das Essen im Hotel ist großartig. Frauen lieben es, wenn für ihre Seelen gesorgt wird.

Ein Jahr lang haben wir geplant und vorbereitet. Dass die Woche sooo rund werden würde, damit haben wir trotzdem nicht gerechnet. Alles was wir uns überlegt haben „funktioniert“, wird von Gott gesegnet und von den Frauen dankbar angenommen. Muss immer an die paar Fische denken, die Jesus so froh vermehrt hat. Die Tage bauen wunderbar aufeinander auf. Referate und Workshops zu Lebensthemen, Sport, Kreativität, Massage, Wellness, Gesprächstermine. Alles hat Gott längst vorbereitet, wir müssen nur noch in diesen Werken „wandeln“.
Vielen Frauen wird neu bewusst, dass sie in der Würde von Königstöchtern leben, dass Gott jubelt über sie, dass er sie ansieht und sagt, es ist gut, dass sie aufrecht gehen dürfen.

Ich mache lauter Sachen, die ich noch nie gemacht habe, die ich erfolgreich seit zehn Jahren ablehne. In mir ist so ein Frieden. Ist Gott nicht wunderbar?
Abends lese ich „mein Dünenhofgedicht“, das jeden Tag aufs Neue ausdrückt, wie ich wankend den Weg des Vertrauens wage, immer einen nächsten Schritt auf das Wasser:

Im Schatten der Angst
Der Hoffnung trauen
Im Nicht-mehr
Und Noch-nicht
Zwischen gestern und morgen
Das Heute bejahen
Machtlos zulassen
Dass ich nicht leisten muss
Was ich nicht leisten kann
Aufhören mir zu beweisen
Dass ich es doch könnte
Grenzen spüren
Und ihnen erlauben zu sein

Ahnen
Dass die Zerrissenheit
Mich öffnet für Neues
Der Angst vor Schwäche und Versagen
Offen ins Auge sehen

Die verheißungsvolle Zukunft
Nicht mit Befürchtungen erschlagen
Schritt für Schritt suchen
Und suchen und weitergehen

Mich von Gottes Zumutung
Wandeln lassen
Wachsam sein
Für Gottes alltägliches
Ich-bin-da-für-dich

Im Schatten der Angst
Der Hoffnung trauen
Und mich Tag für Tag
Entscheiden fürs Leben

Jesus verleiht uns Flügel. Hier und da bricht ein Lebensschmerz auf. Heilungsströme fließen. Aufbruch.

Immer öfter bleibe ich ungeschminkt. Die Masken fallen.
Mit das Aufregendste in meinem Leben als Christ: ist zu erleben, dass Gott Veränderung schenkt. In dieser Woche geschieht das ständig– Veränderung an den Frauen um mich herum und an mir.

Gott liebt Teamarbeit  - und ich weiß neu, warum.
Zwischen zwei Terminen schleiche ich vor Sibylles Tür, um ihr eine Karte hinzulegen. Als ich zurückkomme, liegt eine Karte von Sibylle vor meiner Tür…
Geballte Ermutigung und Rückenstärkung. Man traut mir etwas zu. Ich muss lernen, mir etwas zuzutrauen. Es ist als klopfe Gott selbst uns durch die schwesterliche Hand auf die Schulter. Sisterhood – Vorgeschmack auf den Himmel. Heilungsströme auch bei mir.

Ich habe das Gefühl, ein (Angst-)Gefängnis zu verlassen. Wie Petrus zu erfahren: Wenn ich den einen Schritt aufs Wasser gehe, kommt mir Jesus hundert Schritte entgegen. Und zu dem einen Schritt will er mir auch noch die Kraft geben.
Menschenfurcht, Stolz überwinden - ich brauche nicht vollkommen zu sein, nicht einmal gut wie die anderen. Ich lerne, auszuhalten, dass ich in manchem nicht wirklich gut bin, aber Gott mich dort haben und gebrauchen will. Gut genug.
Gott schenkt mir große Ruhe, Frieden in meinem Herz vor meinen Einsätzen und währenddessen. Alle bekannten Symptome, die mir das öffentliche Reden normalerweise schwer machen, bleiben aus. Ich bin manchmal aufgeregt, aber nie blockiert. Ich erhalte so viel ermutigende Rückmeldung, die ich in meinem Herzen aufbewahre. Wer mich kennt, weiß, hier handelt es sich um ein Wunder.
Zeltpflöcke weiter stecken, neues, weites Land entdecken, wie aufregend und lohnend!

Gottes Dienst - die Freude am Dienen entdecken, geben ist seliger als nehmen. Großartig die Wellnesszone. Mittags massieren wir die Füße der Frauen. Mit den Füßen berühren wir ihre Herzen. Zu erleben, wie sie sich entspannen, und sie dabei im Stillen zu segnen ist eine intensive Erfahrung. Die ganze Zeit ist mir Jesus dabei so gegenwärtig.

Nach unserer Woche finde ich in den Gebetsanliegen, die mir eine Teamerin mailte:
„Meine Dünenhofanliegen: dass jede von uns in ihren Herzen Jesus nahe kommt und zuallererst selbst erfährt, geliebte Tochter zu sein.“

Genau so war es. Jede von uns hat auf sehr persönliche Weise die Bestätigung von Gott erhalten: „Du bist meine geliebte Tochter!“ Nur deshalb konnten wir es auch weiter geben.

Was gibt es Neues bei Bleiers zu Hause?

Anna hat heute ihre praktische Zwischenprüfung. (Krankenschwester). Lena war eine Woche lang in Prag und hat viele Eindrücke mitgebracht, was Europa, Frank Kafka und Konzentrationslager betrifft… Jan wiederholt die 7. Klasse, was unterm Strich bisher eine gute Erfahrung ist. Es wird immer klarer, dass Jan sich zwar sehr entwickelt hat, aber unselbstständig bleiben wird. Im Geiste bewegen wir immer wieder die Frage nach seiner Zukunft, wir haben den Eindruck, dass Gott uns vielleicht dahin führen möchte, dass wir selbst etwas für behinderte Jugendliche aufbauen, Arbeiten und Wohnen. Werner arbeitet ja in einer Werkstatt für Behinderte und hat die nötigen Qualifikationen. Und wir sind vom Leben vorbereitet. Der Netzwerkgedanke wächst in uns. Das wird noch eine spannende Zeit.
Seit vier Monaten renovieren wir Haus und Hof. Vier Monate lang hatten wir kein Wohnzimmer und litten sehr unter Entzugserscheinungen. Als ich vom Dünenhof nach Hause kam, stand das neue Sofa im frisch verputzten Zimmer, neuer Holzdielenboden, zwei weitere Fensterausschnitte, der Trennbalken in  der Mitte entfernt. Alles Dinge, die wir uns eigentlich schon vor 18 Jahren gewünscht hatten…


Was gibt es Neues von meinem Schreibtisch?


Ich habe noch keine Zeile in Mein Jahr 2007 geschrieben, da fragt mich der Mann vom Verlag schon nach meinem Coverwunsch für Mein Jahr 2008... Hab mich für etwas Maritimes entschieden. Ab 2008 wird Mein Jahr zum ersten Mal gleichzeitig in der gewohnten Buchausgabe und als Ringbuchversion erscheinen! Ein Experiment, auf das sich die Verantwortlichen vom Verlag einlassen, nachdem ich ihnen damit seit Jahren in den Ohren liege (weil ihr mir damit seit Jahren in den Ohren liegt :-) ).
 
Inhaltlich finde ich das Kalendertagebuch nun so ausgereift, dass es für 2007 keine grundlegenden Änderungen mehr geben wird, nur noch Kleinigkeiten, die da sind:

Die oberste Zeile des Tagesblattes hat die Eintragung: „Das Wichtigste:“ erhalten.  Das praktiziere ich manchmal, dass ich mir die Priorität des Tages hier eintrage, oder ein Gebetsanliegen, an das ich mich erinnern möchte. So erhält der Tag eine Art Motto, eine Überschrift, das tut ihm manchmal gut.

Die Seite "Was will ich erreichen, was ist mir wichtig?" habe ich nach vorne genommen, dort macht sie mehr Sinn, denn mit Jahreszielplanung beschäftige ich mich v.a. am Jahresanfang. Zudem ist es gut, wenn ich bei der Monatsplanung immer mal wieder darauf stoße, was ich mir vorgenommen habe.

Im hinteren Teil des Buches habe ich die Seite "Dafür bin ich dankbar, das ist mir gelungen" auf zwei Seiten erweitert, die zweite heißt: "Dieses Lob tat mir gut", hier könnt ihr notieren, was euch konkret ermutigt hat für Zeiten der hängenden Flügel :-)

Der Zykluskalender hat sich verändert, hier wäre ich für Rückmeldung dankbar, ich dachte, ich tue euch was Gutes, habe aber noch nichts Gutes darüber gehört…

Das Familienbuch das ich letztes Jahr zusammen mit Martin Gundlach gestartet habe, geht in die zweite Runde. Im Prinzip sehr ähnlich wie das Pilotprojekt, nur ist der Umschlag nun maisgelb und das Buch auf vielfachen Wunsch für Familien mit vier Kindern erweitert. Ich danke allen, die sich die Mühe gemacht haben, uns Rückmeldung zu geben und bin völlig neidisch darauf, so ein Buch nicht gehabt zu haben… (Das Familienbuch ist eine Art Archiv in Buchform, worin Familien einen Querschnitt ihres Lebens im Laufe eines Jahres festhalten können.)


Und nun ist bald Advent

In meiner schlauen Wiedervorlagemappe begegnete mir heute ein Kalenderblatt des Simplifykalenders von 2005: „Hören Sie auf, alles zu organisieren. Weihnachten, so denken viele, ist vor allem ein Organisationsproblem: „Man muss dieses Jahr eben früher anfangen mit allen.“ Aber das gelingt nie. Denn Weihnachten hat primär nichts mit Organisation zu tun. Es ist ein hohes christliches Fest und ein wichtiger Fixpunkt im Bewusstsein jedes Familiensystems. Weihnachten vereinfachen bedeutet nicht, die bisherigen Tätigkeiten besser zu managen, sondern auf die wahre Bedeutung zurückzukommen und alles Unnötige wegzulassen. Vereinfachen heißt, weniger zu tun.“ Amen dazu! Ich habe dieses Jahr beschlossen, dass ich keinen Weihnachtsbaum mehr haben möchte. Lena meinte dazu nur: „Egal, die Griechen haben auch keinen. Außerdem steht an jeder Ecke einer!“ Bei uns muss der Baum schon am 30. Dezember aus Platzmangel wegen Jans Geburtstag weichen, wir mögen nur echte Kerzen, zünden sie aber nie an wegen der Gefahr… Er nadelt so vor sich hin, da billig, die Katze plündert ihn regelmäßig, er steht im Weg, weil wir sehr eng wohnen, ich mag wirklich nicht mehr, bedauere es ehrlich, aber der Aufwand steht nicht mehr im Verhältnis. Aber: Deswegen habe ich nicht „weniger“ Weihnachten.

Zum Ausgleich hat es mir gut getan, mich in den letzten zwei Jahren ausführlich mit dem Thema „Weihnachten“ zu beschäftigen. Ich habe zum zweiten Mal einen Adventskalender gestaltet. Jedes Mal habe ich eine leise Ahnung mehr von Gottes großem Masterplan, seiner majestätischen Herrlichkeit und seiner unbegreiflichen Liebe zu uns bekommen. Der diesjährige Adventskalender heißt „Aus Warten wird Freude“. Wie in „Leuchtende Tage“ wieder mit 24 heraustrennbaren Postkarten. Sich im Mai mit Weihnachten zu beschäftigen ist sehr aufschlussreich. Weihnachten ist wirklich das ganze Jahr über. Ich wünsche euch, dass ihr Momente der Stille findet, in denen sich euch das Geheimnis von Weihnachten neu aufschließt. 


Erwartung

Was erwarten wir denn?
Dass die Verwirrung zunimmt,
der Zweifel wächst,
die Angst triumphiert?

Was erwarten wir denn?
Dass die Versprechen halten,
die Lähmung abfällt,
die Hoffnung trägt?

Was können wir denn
überhaupt noch erwarten
in unserer Zeit,
wenn nicht ein Wunder?

Catarina Carsten


Von Herzen, eure Bianka