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Liebe fromme Hausfrauen, liebe Newsletterempfängerinnen, liebe Schwestern,

ich komme gerade von einem Spaziergang über die Felder mit Malo. Früh wird es dunkel. Die Bauern haben noch einmal Sonnenblumen gesät, die nun in voller Blüte stehen. Ich kann mich kaum satt sehen an dem Feld voller gelber Gesichter vor dem herbstlichen Wolkenhimmel. Auf dem Markt habe ich heute Pfifferlinge und Grünkohl gekauft. Ich bin im Herbst angekommen. Jetzt zieht mich mein Schreibtisch wieder magisch an. Ein Glas Wein, eine feine Nussmischung, und los geht der Streifzug durch das vergangene Jahr, zu dem ich euch gern mitnehme:


Vergangenen Herbst




Unsere älteste Tochter erwartet ihr erstes Kind. Seit Monaten erlebe ich hautnah das große Warten mit. Vier Wochen vor dem Geburtstermin überrascht uns in der Familiengruppe die Nachricht: „Wir sind gerade im Kreissaal angekommen. Bis jetzt ist alles gut!“ Das Abenteuer Geburt überwältigt mich wieder. Mir kommen die Tränen, ich halte die Luft an, meine Nerven flattern und hören damit auch nicht mehr auf, bis Stunden später die erlösende Nachricht kommt: „Wir haben eine gesunde Lara in den Armen!“ So werden heute wesentliche Nachrichten überbracht! Freudentränen, erleichtertes Aufatmen, schallendes Gelächter, tieftiefe Dankbarkeit  - ein historischer Moment! Annas Baby ist ein Wunder, das aufstrahlt in ihrem Leben und alles verändert. Es zeugt vom Geheimnis des Lebens: der Liebe.
Ich liebe es, meinen Töchtern zuzusehen, wie sie zu Müttern werden. Ich freue mich an den Parallelen und staune über Neues, was ich früher auch schon gern gewusst und besser gemacht hätte. Vor allem aber tauche ich wieder ein in die bezaubernde Welt der Säuglinge und Kleinkinder und wieder empfinde ich, dass es wenig Faszinierenderes gibt.

Gleichzeitig beschäftigt mich ein Buch, das ich Vati als junge Frau leichten Sinnes geschenkt habe, der nie gelesen und alle Bücher weggeworfen hat. Dieses nicht. „Die letzten Tage in Ostpreußen - Augenzeugenberichte über das Grauen der Vertriebenen. Bald jährt sich sein Sterben und alles ist noch so frisch als wäre ein Jahr keine Zeit. Manchmal glaube ich ihn zu sehen, wenn mir ein alter roter Mercedes begegnet oder ein älterer Mann im Seemannspullover. Wir renovieren sein Haus, gehen darin ein und aus, überstreichen seine Spuren, regenerieren alles. Das fühlt sich gut und verboten zugleich an.

Er war sieben, als Oma Henriette Czisolek mit ihren vier verbliebenen Kindern auf einem Einspänner aus Ostpreußen floh. Sie hat es geschafft, alle durchzubekommen, erst heute wird mir das Ausmaß ihrer Leistung bewusst und ich fange an, mich nach ihr zu sehnen. Ich war dreizehn, als sie starb und hatte keine tiefe Beziehung zu ihr aufbauen können. Sie hatte im Krieg ihr Gehör verloren und konnte sich nie mit mir unterhalten. Wenn sie mich begrüßte, weinte sie, weil ich sie an ihre ertrunkene elfjährige Tochter Waltraud erinnerte. Ihr Klagen irritierte mein kindliches Herz. Sah ich ihr denn wirklich so ähnlich? Ein Mutterherz täuscht sich nicht …
Der Krieg beraubt auch mich noch. Wer war meine Oma? Wie hätte mein Leben als Enkelin sein können, wenn ich von allen vier Großeltern etwas gehabt hätte?
Da irrt meine eine Oma durch die Kriegsgräuel, verliert alles, rettet ihr Leben. Derweil meine andere Oma ihren Mann in Russland verliert und mit ihrer Hände Arbeit kämpft gegen den Hungertod. Beide bringen vier Kinder durch. Und dann finden sich Vati und Mutti. Wie wenig ich weiß von ihrer Kindheit ...
 
Vati wollte nie über seine Erlebnisse im Krieg reden. Mit diesem Tabu bin ich aufgewachsen. Erst an seinem Lebensende habe ich es gebrochen und ihm noch einige Details entlockt. „Lyck!“ rief er plötzlich eines Tages als wir zusammen seine Lieblingssendung im Fernsehen ansahen. „Mutter ist in Lyck geboren! Wir sind über das Haff geflohen. „Weiter, weiter!“, haben sie immer gerufen. Unser Pferd ist am Straßenrand gestorben. Jemand hat unsere Kutsche gegen einen Schlitten eingetauscht. Wenn jemand am Straßenrand erschossen wurde, haben sie uns Kindern die Augen zugehalten. Schlimm, es war schlimm. Weiter!“
Zuhause google ich Omas Heimat, ihren Fluchtweg, sehe den Dokumentarfilm „Die Flucht“. Und lese in Vatis Buch. Es ist wie eine Verpflichtung, ein Vermächtnis, jeden Abend ein Kapitel. Das ist nichts für schwache Nerven. Die Massenvergewaltigungen. Die sterbenden Kinder. Die Rache der Russen. Die systematische Vernichtung eines Volkes. Der gezielte Beschuss und das Überrollen der flüchtenden Konvois durch Panzer. Der elende Hunger. Die gnadenlose Kälte. Das unaufhörliche Geplündertwerden. Ich bin so erschüttert …
Ich tauche ein in Vatis traumatische Kindheitserlebnisse und begreife – spät und endgültig: Alles erklärt sich. All seine Ecken und Kanten. Im Gegenteil: Wie resilient er war, dass er so viel Gutes entwickeln konnte.
Heute möchte ich ihm tausend Fragen stellen. Wann seid ihr aufgebrochen? Wie hat euer Pferd geheißen? Wie viele Tage wart ihr unterwegs? Wie viele Kilometer waren es bis zu dem dänischen Auffanglager? Ich lese von den Wanzen im Lager, dem eintönigen Essen, Trockenfisch und Brot, das jahrelange Warten darauf, eine neue Heimat zugewiesen zu bekommen. Um dann dort nicht willkommen geheißen zu sein.

Manchmal stehe ich vor dem Grab meiner Eltern Grab, fassungslos, verlassen, traurig, leer. Ich lese ihre Namen, die Jahreszahlen, zwischen denen sich ihr Leben entfaltet hat, ich betrachte ihre beiden Symbole: den Schmetterling, die Wildgans – ausgeflogen… In mir drin bin ich noch ein Kind, das nun mutter- und vaterseelenallein sein Leben zu bewältigen hat. Wenn beide Eltern gestorben sind, ist keiner mehr da, der einem den Blick auf das Grab verstellt. Deutlich und begrenzt liegt mein eigenes Leben vor mir.

In wenigen Wochen wird Jan ausziehen und ich spüre einerseits seine immense Vorfreude, andererseits seinen bleibenden Assistenzbedarf, wie es so schön heißt. Lena ist mit ihrem Studium der Sonderpädagogik kurz vor dem Ziel. Sie hat sich zum Staatsexamen angemeldet und prompt ist ihre Seele wieder aus dem Lot. Es ist ein Abenteuer, als junge Mutter von zwei kleinen Kindern so einen Kraftakt zu bewältigen. Die ganze Familie ist wochenlang eingespannt mit Kinderbetreuung, um Lena Freiräume zu schaffen für den Countdown. Nach der letzten nervenaufreibenden Prüfung beginnt ihr ehrgeiziges Engagement für die Gründung einer freien demokratischen Schule hier am Ort. Das ist eine spannende Sache, vieles erinnert mich an die Gründungszeit von Sellawie.  

Das Leben ist Vertrauenssache. Nichts lohnt sich mehr als Menschen in meiner Nähe Vertrauen zu schenken – meinem Mann, meinen Kindern, meinen Freunden. Im Nachhinein auch ganz besonders meinen Eltern. Auch Gott geht es um mein Vertrauen. Ich verstehe ihn nicht. Ich begegne ihm manchmal. Aber ich weiß, dass ich auf ihn trauen kann, dass er auf rätselhafte Weise gegenwärtig ist, unberechenbar, aber zuverlässig und höchst interessiert an meinem Leben.


Letzter Winter



Ich habe viele Tagebuchseiten abgeschrieben in den letzten Jahren und bin in der Steinmetzphase, wo ich Ballast abtrage und sich herausschält was mein Leben ausgemacht hat. Ich staune unablässig. Überall begegnet mir der Kreis des Lebens. So viele Lektionen gilt es zu lernen, Phase um Phase, Prozess um Prozess durchwandere ich meine Zeit. Nie möchte ich das Rad zurückdrehen. Immer bin ich dankbar, dass Gott mich bis hierher gebracht hat und dass ich damit rechnen darf, dass er auch weiterhin an meiner Seite bleibt. Biografiearbeit – intensiv und fruchtbar.
Der Winter eignet sich hervorragend für einen Streifzug durch die alten Fotoalben meiner Eltern. Ich betrachte jedes Bild in Ruhe, manchmal mit der Lupe, reise noch einmal intensiv durch ihre und meine Vergangenheit. Wie lebendig sie waren, wie glücklich, wie fröhlich, wie sie das Leben gefeiert haben! Ich will nicht mehr das Archiv meiner Eltern sein. Ich wähle einzelne Bilder aus, aus denen ich ein neues Album mache und warte auf die Kraft, die Alben zu entsorgen.

Gestern ist Jan allein über Land dreißig Kilometer nach Neckargemünd gefahren, geleitet von seinem Handynavi, um in seiner ehemaligen Schwerhörigenschule bei einem Tag für Schulabgänger mitzuwirken. Er hat seine Arbeitskleidung vom CAP-Markt angezogen, Infomaterial mitgenommen und viermal ein Referat vor kleinen Gruppen gehalten darüber was ihm geholfen hat, ins Berufsleben einzusteigen. Es war ihm eine Ehre und Pflicht. Das Ganze ging vier Stunden, danach ist er wieder heimgezuckelt. Werner hat ihn, als das Großereignis näher rückte, mehrmals gefragt ob er mitkommen soll, darf. „Jan, das würde mir Spaß machen, ich würde so lange mit dem Hund spazieren gehen!“ Jan jedes Mal: „Brauchst du eigentlich nicht, Werner!“ Die ganze Familie hat den Atem angehalten, als er losfuhr. Nach der Arbeit bin ich heimgerast und hab um die Ecke geguckt, ob sein Auto dasteht. Er schüchtern stolz wortkarg zufrieden. Wie war es, Jan?? Gut! Hast du jemanden gekannt? Nur Frau Nees. Konntest du deinen Vortrag halten? Ja. Bist du gut mit dem Auto klar gekommen? Ja, Mama. Hast du gleich einen Parkplatz gefunden? Ja - Das musste reichen. Wenn mir das jemand vor wenigen Jahren gesagt hätte  …

Vor zehn Jahren ist Anna ausgezogen. Jetzt ist sie für ein paar Tage zu uns zurück gezogen, mit Baby im Gepäck, weil ihr Mann beruflich unterwegs ist. So kommen wir ihr und Lara sehr nah, die Anna als Baby frappierend ähnlich sieht. Meine Seele rast zurück und blickt nach vorn. Ich zeige Anna Dias aus der Zeit, als sie so klein wie ihre Tochter war. Die Ähnlichkeit ist umwerfend. Und auch in ihrem Wesen ähnelt Lara ihrer Mutter, die meine Tochter ist, unglaublich. Manchmal laufen mir die Tränen übers Gesicht, wenn ich sie auf dem Arm halte. Es ist als würde ich noch einmal Anna als Baby erleben. Verrückt.

Selbst werde ich gerade spürbar älter, als wäre ein Schalter umgekippt. In mir drin fühle ich mich oft noch wie das kleine Mädchen, das ich einmal war. Mein Respekt davor, wie duldsam und würdevoll meine Mutter alterte, steigt mit den Herausforderungen meines eigenen Alterns. Wie gern würde ich meine Omaerfahrungen mit ihr teilen.

Ich habe meine Mutter als inneres Vorbild für eine gute Oma in mir, aber mein Leben ist ein anderes. Ich werde meinen Ansprüchen nicht gerecht. Ich arbeite so viel wie noch nie in meinem Leben und bin so alt wie noch nie.
Ich schreibe wann es mir möglich ist, an der Fertigstellung meines fünften Tagebuchmanuskriptes, das an die Zeit vor 10 Jahren anknüpft. Viel viel viel hat sich seither getan, verändert. Viele Rätsel die mir das Leben damals gestellt hat, haben sich auf gute Weise gelöst. Unser Sorgensegenskind ist erwachsen, hat Arbeit, seinen Führerschein und steht kurz davor, auszuziehen. Wie oft habe ich gedacht: Wenn Jan selbständig ist, kann ich in Ruhe sterben … Wir haben drei selbständige Kinder und drei Enkel. Wir haben das Wunder von Sellawie erlebt. Das Verabschieden der Eltern war ein Riesending, das uns, schwächer werdend, hochkatapultiert an den oberen Generationenrand. Ein Elternhaus zu erben ist auch eine hochemotionale Angelegenheit und große Chance. Ich backe Weihnachtsbrötchen mit dem ältesten Enkel, denke zurück an die Zeit, als Mutti mit mir gebacken hat, dann an die Zeit, als sie mir das Brötchenbacken mit meinen Kindern abgenommen hat. Nun erlebe ich es zum dritten Mal … Meine Zeit scheint mit der abnehmenden Lebensspanne immer schneller zu rinnen, auf der einen Seite hat das etwas Abschiedliches, auf der anderen Seite habe ich noch so erwartungsvolle Gefühle dem Leben gegenüber.


Jens Geburtstag



Heute schlagen wir das Kapitel Kinder im Haus zu. Jan ist ausgezogen. Alles ist noch ein bisschen hinkend und emotional. Vom Kopf her bestens. Das Herz muss noch mitkommen. Was für ein Lebensprogramm uns Eltern Gott da gibt ... Und speziell uns Müttern ... Empfangen austragen gebären hegen unser Leben investieren Federn lassen – loslassen.

Anna und Lena helfen ihrem Bruder beim schrittweisen Auszug. Er hat seinen Kühlschrank gefüllt, mit zwei Bananenkisten immer wieder sein Hab und Gut rüber geschleppt und darum gebeten, einfache Rezepte für ihn zu notieren. Ich möchte ihn festhalten, genieße so das WG-Leben mit ihm, seine Kraft, seine Stetigkeit, seine gute Laune, seine Unterstützung, bin so stolz auf seine Lebensfähigkeit. Werner geht es genauso. Uns verlässt ein wundervoller Mensch, der Bewegung und Ruhe in unser Leben bringt und eine schöne Regelmäßigkeit. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Werner und ich sind wieder allein. Jan ist stolz auf seine Wohnung im Erdgeschoss meines Elternhauses. Er freut sich auf das Eigene, darauf, eingebunden zu sein in das Leben der jungen Familie seiner Schwester, gebraucht zu werden. Ich kann mir für Jan kein schöneres Leben vorstellen als in unserem Wohnort im CAP-Markt zu arbeiten und mit Lena zusammen im Haus meiner Eltern zu wohnen.

Heute vor 28 Jahren habe ich Jan geboren. Mit 28. Heute, nach seinem ersten eigenen Geburtstagsfest in seiner Wohnung schläft er zum ersten Mal dort. Er ist eingebettet in ein starkes, familiäres Netzwerk, das sich um die Familie seiner Schwester spannt. Ich muss mich ein letztes Mal entwöhnen. Ein letztes leeres Kinderzimmer, eine weitere Aufgabe weniger, einen Hausgenossen weniger, einen Unterstützer weniger.


Februar



Mitten im tiefsten Winter erhalten wir endlich unsere heiß ersehnten E-Bikes und was soll ich sagen? Es ist eine Offenbarung! Mühelose Mobilität in der Natur, Hügel und Gegenwind kein Problem, Achselschweiß: Null, immer ein Grinsen auf dem Gesicht. Es fühlt sich an als ob Papa mich schiebt. Die E-Bikes passen perfekt in unsere neue Zweisamkeit, wir beide, nur für uns verantwortlich, welch neue Leichtigkeit in unserer Beziehung!


Frühling




Sellawie ist mein Glück und meine Herausforderung. Gerade haben wir das siebte Sellawie-Geburtstagsfest mit unseren Mitarbeitern und ihren Familien gefeiert, ein buntes Fest, das uns verdeutlicht hat, welches Kaleidoskop an wertvollen Menschen wir an unserer Seite haben. Es macht immer noch sehr große Freude hier zu wirken, und nach wie vor sind wir sehr herausgefordert. Am allermeisten Kraft geben mir all die Begegnungen, die mich beschenken und beschämen. Manchmal nervt es mich, wenn jemand etwas über die Ladentheke schiebt und fordernd sagt: „Das bekomme ich eingepackt, aber machen Sie den Preis weg!“ Aber dann stehe ich im Bücherzimmer in dieser überschaubaren Welt voller Kostbarkeiten und jemand gibt mir Einblick in seine Seele, weint, hofft, sucht und meine Arbeit fühlt sich so sinnerfüllt an. Für Werner und mich bleibt es unglaublich spannend. Oft staunen wir, wenn die Gäste gegangen sind, was alles in einen Tag passt. Ich bin Gott so dankbar, dass wir diesen Weg gehen dürfen und seine Bewahrung erleben.


Urlaub in Balazuc



Nach einer unangestrengten Reise zu zweit kommen wir an Werners Traumziel an. Seit vielen Jahren höre ich ihn immer wieder sagen, wenn er am Anschlag ist: Wenn ich eines Tages einfach verschwunden bin, findet ihr mich in Balazuc in dem Café an der alten Steinbrücke.


Wir wohnen ganz in der Nähe davon in einem wunderschönen alten Steinhaus und er ist so glücklich. Wir essen auf der Terrasse mit Blick auf die Ardècheschlucht– eine atemberaubende Kulisse. Die Vermieterin empfängt uns mit einer Flasche Wein und sagt mit Blick auf meinen Bauch, die müsse Werner wohl alleine trinken. So langsam fängt das Ganze an, Spaß zu machen ...


Es dauert immer ein paar Tage, bis man in einer fremden Umgebung beheimatet ist. Dann beginnt das Durchatmen, zeigt der Abstand zu den alltäglichen Aufgaben seine wohltuende Wirkung. Abends kann ich mich intensiv dem Manuskript meines neuen Tagebuches widmen.


Werner macht mein Leben breit und bunt. Wir machen wunderschöne Radtouren. Wie wertvoll es doch immer ist, aus dem Hamsterrad zu steigen und mit Abstand auf das Leben zu sehen. Zu überlegen, wohin die Reise noch gehen könnte. Wie wollen wir alt werden? Wo? Diese Frage beschäftigt uns intensiv. Es macht uns glücklich, eine Woche lang hier leben zu dürfen mit diesem unbeschreiblichen Ausblick über die Schlucht und das alte Steindorf, dieser Geräuschkulisse von Flussrauschen, Schwalbengezwitscher, Ziegengemecker und Glockengeläut. Nachts Stille unter funkelndem Sternenhimmel und plötzlich einsetzender Lobpreis von Hunderten von Nachtigallen. Wenn es das Wetter zulässt, machen wir ausgedehnte Touren mit unseren E-Bikes, immer noch fassungslos darüber, welch neuer Aktionsradius sich uns dadurch erschließt.


Ende Mai nehme ich teil an der Teamsitzung der Zeitschrift Aufatmen. Was für ein Geschenk, hier dabei sein zu dürfen. Während mein Glaube sich oft am Rand von Zweifel, Gleichgültigkeit, Trägheit, Fatalismus und Unglaube bewegt, unterbrochen von Gnadenmomenten für meine Schatzkiste, scheinen die anderen Teilnehmer zuverlässig vertrauensvoll zu sein. Ich habe eine große Sehnsucht, Gott so innig zu erleben.


Sommer




Jan hat sich unglaublich schnell in seine eigene Wohnung eingewöhnt. Es ist ein Glücksgriff, dass er an das Leben der jungen Familie andocken darf, ein Geben und Nehmen. Er ist beliebt bei seinen beiden Neffen, hat für sie ein Kinderzimmer eingerichtet mit attraktiven Spielsachen. Meine Essensangebote schlägt er ebenso souverän aus wie die seiner sich vegan ernährenden Schwester. Stattdessen ernährt er sich von Speisen, die er in seinem geliebten CAP Markt findet.


Und wieder Herbst



Lenni badet bei uns. Bitte mit viel Schaum! Ich bin ganz damit beschäftigt, seine Spielsachen zu bringen, die rote Badeseife, das Badewannenkissen, und bitte viel Schaum! Kein Problem. Ich will ein wenig nachhelfen und Wirbel mit der Brause erzeugen. Ich stütze mich am Badewannenrand ab. Der ist sehr glitschig. Ich sinke in die Wanne. Rückwärts, hilflos, in Zeitlupe, mit voller Montur. Lenni nimmt es einfach so hin, ohne sich zu wundern. Ich könnte mich immer noch schlapplachen über meine Tolpatschigkeit.
Später sitzen wir bei Jan, ich habe Wurstsalat gemacht und die zufriedenen Männer ins Wohnzimmer entlassen, wo sie auf Sky und Jans Riesenbildschirm ein Fußballspiel von Bayern München ansehen 😊 Und ich kann schreiben…


Jans Supermarkt ist auch mein Supermarkt. Ein kleiner sympathischer gut ausgewählter Supermarkt, wo immer hilfsbereite Mitarbeiter mit und ohne Handicap herumschwirren und einem liebend gerne helfen etwas zu finden. Ich gehe so gerne hin und erlebe wie integriert und tiefzufrieden unser Sohn ist. Wie erwachsen er geworden ist und wie gebraucht er sich dort fühlt. Wie viel er kann. Dass er nicht alles können muss. Dass er verstanden wird – danke an Generationen von Logopäden 😊
Malo ist ein lustiger Wegbegleiter geworden, der uns inzwischen nur noch halb so viel Kraft kostet wie am Anfang und mit seinen fast zwei Jahren sich nun gut in unser Leben einfügt. Das ganze Dorf schmunzelt, wenn Werner mit ihm mit unserem alten VW Bus auf den Acker fährt und der Hund auf dem Beifahrersitz thront. Das hat was Loriotmäßiges.


Mein neues Buch



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Bis hierher und dann weiter

 
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Endlich endlich endlich halte ich mein fünftes Tagebuch in den Händen. Noch nie habe ich so lange an einem Buch gearbeitet wie seit der Eröffnung von Sellawie. Als ich mit meinem Manuskript einigermaßen weit fortgeschritten war, verlor ich alle Notizen aufgrund eines Festplattenschadens und musste wieder von vorne beginnen. „Bis hierher und dann weiter“ knüpft nahtlos an mein letztes Tagebuch „Gezeitenwechsel“ an.
Der etwas sperrige Titel bündelt mein Staunen darüber, dass Gott mich trägt. Meine Erkenntnis, dass er mich schon mein ganzes Leben getragen hat. Und meine Hoffnung, dass er das auch in Zukunft tun wird. Eine simpel klingende, aber für mich unheimlich befreiende Erfahrung, die ich auch in der Bibel entdecke:
Ihr habt erlebt, dass ich euch getragen habe wie ein Adler seine Jungen; ich habe euch wohlbehalten hierher zu mir gebracht. 2. Moses 19,4 (GNB)
Ihr habt erlebt, wie der Herr, euer Gott, euch den ganzen langen Weg durch die Wüste bis hierher getragen hat, wie ein Vater sein Kind trägt 5. Moses 1,31 (NLB)
Ja, Herr, du wirst dich auch in Zukunft um mich kümmern, deine Gnade hört niemals auf! Psalm 138,8  (HfA)


Neues Kalendertagebuch



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Mein Jahr 2020

 
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Mein Jahr feiert sein zwanzigjähriges Jubiläum, dafür hat sich das Cover neu herausgeputzt. Es wirkt frisch und modern, klar und feminin. Nachdem das Papier neunzehn Jahre lang chamoisfarben war, musste ich mich an die neue Einfärbung erst gewöhnen, aber ich glaube, sie gefällt mir 😊
Ich freue mich gemeinsam mit der Illustratorin Ursula Stephan und meiner Lektorin Hanna Schott darüber, dass das Kalendertagebuch über so einen langen Zeitraum hinweg besteht.

Seine mittlere Schwester Sellawie mit dem flexiblen Cover erscheint zum sechsten Mal und die kleine Schwester Augenblick zum neunten Mal. Ich mag alle drei Varianten, jede hat eine andere Geschichte.

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Sellawie 2020

 
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Augenblick 2020


 
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Kalender



Auch mit den anderen Kalendern geht es weiter. Ich liebe diese Arbeit, ich brauche ein Vierteljahr, bis alle im Kasten sind und beschäftige mich während dieser Phase intensiv mit dem faszinierenden Lauf der Jahreszeiten.

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Wo Himmel und Erde sich berühren 2020 - Postkartenkalender mit 53 Gartenmotiven

 
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Das Leben feiern 2020 - Wandkalender

 
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Bei den beiden Wandkalendern gab es Ärger mit der ersten Pressung. Das Papier war von der Druckerei in falscher Richtung bedruckt worden, was zur Folge hat, dass sich die Kalender an der Wand wölbten. Es gab eine Rückrufaktion für die Buchhändler und Austausch mit neu gedruckten Kalendern. Falls ihr also sehr früh welche erstanden haben solltet dürft ihr diese umtauschen, falls dieses Phänomen auftaucht.



Nun wünsche ich euch von Herzen eine schöne Advents- und Weihnachtszeit und freue mich von euch zu hören – auf der Homepage oder per Mail 😊

Herzlich,

eure Bianka


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