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Von der Bohnenstange zum Genussbolzen

Kategorie: FHF BBs Notizen

 

Mit den wechselnden Jahren in meinem Leben als Frau ändert sich auch meine Gewichtung. Meine Waage ist zweifelsohne auf dem Höchststand der diesbezüglichen Leistung angelangt. Nicht einmal schwanger habe ich dieses Höchstgewicht erreicht. Gleichzeitig war ich noch nie so undiszipliniert was die Tugend des Verzichts betrifft.  
Mein Unterbewusstsein scheint noch in der Zeit meiner Pubertät zu verharren, als böse Jungs mich Bohnenstange riefen und wie der Storch im Salat hinter mir herstakten. Als willkommene Abwechslung für mein weibliches Lebensgefühl liebte ich meine Rundungen und mein fülliges Gesicht während der Zeit der Erwartung. Als Bohnenstange konnte ich viele Jahre meines Lebens essen ohne Grenzen. Ich aß und genoss und entwickelte statt Selbstdisziplin Genussfreude. Diese lange Zeit ungetrübte Gabe Gottes wurde mir leider genommen. Im unbarmherzigen Licht der Umkleidekabinen entdecke ich  zunehmend in den noch unbarmherzigeren Spiegeln immer neue Wölbungen.

Diese Tatsache kommt nicht von ungefähr. Diszipliniertere Phasen meines Alltags sehen ungefähr so aus: Wenn mir jemand Süßigkeiten schenkt, spende ich sie meinen Kolleginnen, um mit ihnen Glück und Gewicht zu teilen. Fällt schwer, geht aber. Schlimmer: Wenn Jan freudestrahlend vom Kiosk meine Lieblingsschokolade bringt. Manchmal bitte ich ihn, sie zu verstecken. Er grinst dann wissend.
Ansonsten: Frühstück: Eine Scheibe Vollkornbrot mit Käse, etwas Gemüse, abgerundet durch eine Tasse ungesüßten Kräutertee. Wahlweise ein mit Obst angereichertes zuckerfreies Vollkornmüsli, Orangensaft. Überhaupt kein Problem. Fühlt sich sehr gesund an. Hält eine ganze Zeitlang an. Beim Einkaufen gehe ich tuff an den Süßigkeitsregalen vorbei. Kein Bedürfnis! Danach koche ich für meine Wenigkeit tapfer eine kleine, gemüsezentrierte Hauptmahlzeit mit mäßig viel Kohlenhydraten und wenig Fett. Total gesund! Macht fast froh. Dazwischen: Keine Zwischenmahlzeiten. Eine Kleinigkeit zum Abendessen: ein paar (hochwertige) Kohlehydrate, Salat, Eiweiß in gesunder Form. Punkt.

Wenn ich hier einen Punkt machen würde, wäre ich vermutlich heute noch eine Bohnenstange. Aber nun geht es erst so richtig los! Nach der allabendlichen inneren Ansage, dass nun die Küche geschlossen ist, die Zähne geputzt werden und der gemütliche Teil des Tages beginnt, erlebe ich hilflos eine hundertprozentige Wesensänderung. Stunde um Stunde verrinnt, bis ich endlich zu Bett gehe. So viele Stunden, so wenig Ablenkung, so viel Lebensglück, das auf mich wartet, so viel Disziplin die gefeiert werden muss! Meine innere Schweinehündin beginnt zu quengeln, mein Kleinhirn schaltet um auf frühkindlichen Modus und ich begebe mich auf die Suche. Irgendwo im Haus muss es doch etwas Essbares geben, das wirklich froh macht, Seelennahrung, die nicht nur den Körper, sondern auch meine Seele befriedigt. Kein Weg ist mir nun zu weit, kein Einsatz zu hoch. Notfalls fahre ich zu Vati, zur Tankstelle oder esse Nußnougatbrot, Rosinen, Knuspermüsli, Eis, Jogurt …

Hat Gott nicht gesagt, dass ich mich allzeit freuen soll? Wie soll das gehen ohne Süßes?? Im Bett ist die Odyssee noch lange nicht beendet. Nach dem ersten Tiefschlaf weckt mich die Sehnsucht nach dolce vita hinterrücks. Nächtliche Streifzüge führen mich an den vorsorglich leeren Kühlschrank, lassen mich meine Kellerverstecke abklappern, mit denen ich meine Sucht überlisten will, bis ich schließlich mit der Taschenlampe rumpelnd unter Jans Bett lande, jegliche Vor- und Rücksicht vergessend in meinem Heißhunger nach Glück. Jan erwacht trotz Schwerhörigkeit aus dem Tiefschlaf und meint nur tadelnd: „Also, Mama!“

So einen Heißhunger müsste ich mal auf das Lesen in der Bibel haben … Dabei verspricht Gott mir hier Nahrung, die wirklich sättigt, ein Leben ohne stressige Gier, ohne ständige Suche nach der richtigen, glücklich machenden Nahrung. Wenn Hunger aus einer Bohnenstange einen Genussbolzen macht, gilt das doch ganz bestimmt auch in meiner Beziehung mit Gott?

Ein kleiner Freund (gerade in der Pubertät) hat mir zum Geburtstag eine winzige Bibel aus Speckstein geschnitzt. Gerührt drehe ich sie hin und her, beim Auspacken des Beipackzettels dünkt mir, dass Gott mir etwas sagen will: „Ich wollte dir diese Bibel schenken um zu zeigen, dass Gott uns sein Wort gegeben hat als Anleitung für unser Leben. Die Bibel, die ich dir schenke, ist leer, aber das Wort Gottes ist voll, voll von Weisheit, Liebe und allen Dingen, die wirklich zählen.“