Fromme Hausfrau - Artikel von Bianka - Family - Beiträge aus BBs Notizen 

Sehnsuchtsmelodie

Kategorie: FHF BBs Notizen

 

Bianka Bleier vermisst ihre Mutter und die Nähe zu Gott

Ich kaufe eine CD von Herman van Veen, nur weil ein Titel „Mama“ heißt. „Wenn ich meine Mutter vermisse, lauf ich zu C&A und probiere dort preisgesenkte graue, lange Hosen an“, schreibt er. Ich muss schmunzeln. Meine Mutter hat ihre vermisst bis ans Lebensende. Wenn es besonders schmerzte, backte sie Splitterkuchen. Ich werfe dann Kölnisch Wasser an mich und putze die Fenster wie eine anständige Hausfrau mit dem Gefühl, ihr eine Freude zu machen … Mir fehlen beide – Mutter und Großmutter -- und ich frage mich, wer ich eigentlich bin, ohne diese starken Frauen, die mir so viel Liebe gegeben haben, so viel Vorbild.
Dieses Jahr habe ich die vorösterliche Zeit in keiner Weise inhaltlich gestaltet. Das ist ungewöhnlich. Aber ich habe sieben Wochen ohne Süßigkeiten und Wein verbracht, was mir allerdings erstaunlich leicht gefallen ist. Hängt vermutlich mit dem Tod meiner Mutter zusammen, dem Gefühl von Kraft- und Freudlosigkeit, das sicher angemessen ist für so eine umwälzende Lebensphase.
Ich bete, dass Gott sich mir wieder nähern möge, weil er mir so fern ist seit den jüngsten Ereignissen. Wohl wissend, dass ich es bin, die sich nähern sollte. Ich lese den täglichen Bibelvers in den „Losungen“ und gucke erstaunt: „Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“ (Jeremia, Kapitel 23, Vers 23).
Da scheine ich ja nicht so daneben zu liegen mit meinen Empfindungen. Der unverfügbare Gott. Der unsichtbare Gott. Der rätselhafte Gott. Und doch: Gott, der aus Liebe für uns gestorben ist ... Kann ein menschlicher Verstand das je begreifen? 

Grenzerfahrungen

Mein Glaube lebt zurzeit vor allem von Sehnsucht und Hoffnung. Aber ich vertraue darauf, dass das für Gott kein Problem ist. Dass er auf mich wartet, in mütterlicher Liebe und Geduld. Er weiß ja selbst, was er mir zugemutet hat. Vielleicht gehört so eine Phase zum normalen Glaubensleben dazu, ich bin mir sogar ziemlich sicher.
Ich habe in letzter Zeit einige Grenzerfahrungen gemacht und mir ist neu bewusst: Ich habe nichts in der Hand. Ich habe keinen Anspruch auf nichts. Und das Realste auf dieser Welt ist ihre Endlichkeit. Wir sollen unser Leben gestalten angesichts dieser Endlichkeit und gleichzeitig aus dem Wissen um die Ewigkeit, auf die wir zuleben. Was für ein Zwiespalt: Gott hat Ewigkeit in unsere Herzen gelegt und uns gleichzeitig mit einem solchen Lebenshunger ausgerüstet. Wir wissen, dass unser Glaube Wirklichkeit ist, aber wir leben hier und jetzt und klammern uns an das, was wir kennen und be-greifen können.
Ich merke wie schmerzvolle Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit mir auch in Bezug auf Gott wehtun. Ich will meinem himmlischen Vater vertrauen und habe Angst vor dem, was er als nächstes tut. Ich bin ganz klein mit Hut, zweifle, ob ich den Weg gehen kann, den Gott mich führt, ob mein Vertrauen ausreicht, mein Glaube, vermischt mit Zuversicht, die ich daraus schöpfe, dass es bisher genügt hat.

Nur trinken

Voll Sehnsucht nach Halt gucke ich wieder erstaunt in die „Losungen“: „Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ (Johannes, Kapitel 4, Vers 14).
Was soll ich tun? Nichts, nur trinken. Von der richtigen Quelle. Ich muss nicht aktiv glauben, nur empfangen. Mein kleiner Glaube wird genügen. Gott wird mich und meinen Glauben erhalten.
Die Tage kommen und gehen, seltsam belanglos, und dabei ereignet sich mein Leben. Manchmal erhasche ich einen kurzen Blick hinter die Kulissen. Wenn ich jetzt gehen müsste, würde ich sagen: „Hä? Das soll es gewesen sein?“ Ich erlebe Menschen, die auch Schweres bewältigen müssen, ohne einen Ausblick auf so etwas Geniales wie den Himmel. Da macht mein kleiner Glaube einen elementaren Unterschied aus, erweist sich Hoffnung, als etwas ganz Großes.
Und ewiges Leben ist viel mehr als eine Hoffnung: Es ist Zielort, Ausrichtung und hat Auswirkungen in mein endliches Leben hinein. Gott ist unsichtbar, aber er hat uns seinen Geist gegeben, der uns Trost und Kraft und Mut spendet. Darauf will ich vertrauen, dass Gott in mir wohnt, mich tröstet, an meiner Stelle betet, für mich glaubt …