Fromme Hausfrau - Artikel von Bianka - Family - Beiträge aus BBs Notizen 

Krümelmonster

Kategorie: FHF BBs Notizen

Von: 5/2009

Ich bin gestürzt und habe mich an beiden Füßen verletzt. Es ist nichts gebrochen, wie ich in meiner schlaflosen Nacht befürchtet habe. Wo ich schon einmal hier bin, frage ich den Arzt nach Behandlungsmöglichkeiten für meine Kniearthrose. Er meint lapidar: „Da hilft nichts. Wenn es einmal angefangen hat, ist es nicht mehr aufzuhalten. Man kann höchstens etwas gegen die Schmerzen unternehmen. Schwieriges Thema.“ Künstliche Kniegelenke!?! Meine ängstliche Seele hat längst gelernt, aus einem Krümel ein Monster zu machen. Katastrophenalarm ist ein vertrautes Phänomen für mich und dementsprechend lauern mir immer wieder diverse Sorgenmonster an meinem Horizont auf.
Sorgen, das sind Befürchtungen, die meine Seele mitunter länger anhaltend bedrücken. Meine Vorstellungskraft tritt Gedankenketten (negative) los und löst Gefühle (negative) aus. Meine Aufmerksamkeit verschiebt sich auf meine düstere Zukunft, wie ich sie mir ausmale. Ich werde ruhelos, kann mich nicht mehr entspannen und bekomme Lebensangst. Wieso lasse ich es immer wieder so weit kommen? Übersorge ich mein Leben?
Ich weiß, dass ich dazu geschaffen bin, in der Gegenwart zu leben. Aber bei jedem Zipperlein werde ich hellhörig. Vielleicht womöglich bestimmt ist das das erste Anzeichen einer alarmierenden Bedrohung! Und schon lebe ich in der Zukunft. Die es ja nur in meiner Vorstellung gibt. Weder weiß ich, ob ich eine habe noch wie sie aussehen wird. Manchmal erwische ich mich dann bei verschachtelten Winkelzügen, um mich selbst zu beruhigen und zu überlisten. Das denkt sich ungefähr folgendermaßen: „Beruhige dich! Nichts weißt du. Vielleicht wirst du nicht einmal so alt werden, dass du den Verfall deiner Knochen miterleben wirst. Vielleicht stirbst du vorher an Krebs oder wirst vom LKW überfahren …“ Den Teufel mit dem Belzebub austreiben… Ich könnte ja auch denken: “Vielleicht kommt vorher die Entrückung in den Himmel …“
Die Art, wie ich mir Sorgen mache, sagt viel über mein Verhältnis zum Leben und zu meinem Glauben aus. Kommt Gott vor in meinen Zukunfts-Schreckensbildern? Lasse ich mich von den Erfahrungen, die ich bisher in Leid und Schmerz mit Gottes Gegenwart gemacht habe, führen oder dürfen mich meine Ängste tyrannisieren? Glaube ich, dass Gott es gut mit mir meint? Glaube ich, dass er mich liebt? Glaube ich??
Gott sagt: „Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir.“ Sein Name bedeutet: „Ich bin der ich bin.“ Gott heißt nicht: „Ich werde sein der ich sein werde.“ Gott ist ein Gott der Gegenwart. Petrus schreibt: „Beugt euch also unter Gottes starke Hand, damit er euch erhöhen kann, wenn die Zeit gekommen ist. Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch!“ (1 Petrus 5,7, GN). Das hat wenig damit zu tun, zaghaft zweifelnd zögernd Gott meine Sorgen anzubieten. Oder sie ihm behutsam zu übergeben, damit er gut damit umgehen möge. Es klingt eher danach, prompt und schwungvoll den Sorgen einen kräftigen Tritt zu geben, sobald ich mich ihrer bewusst werde, kindlich und fest darauf vertrauend, dass sie genau an der richtigen Stelle landen werden. Es klingt nach einer großen Befreiung: Sorgen schnell wieder loslassen! Mir eingestehen, dass mein Einfluss begrenzt ist. Ich bin Geschöpf, nicht Schöpfer. Ich muss mich nicht sorgen, ich kann es gar nicht. Gott kann es und er will es tun. Wenn ich einverstanden bin.
Neulich habe ich mir ein Sorgenbuch angelegt. Jedes Mal, wenn mir bewusst wurde, dass ich um eine Sorge kreise, schrieb ich sie auf. Jetzt hatte das Monster einen Namen, stand es vor mir, schwarz auf weiß, nicht kleiner, aber auch nicht größer. So sammelte ich eine Zeitlang meine Sorgen, sobald sie mir dämmerten.
Eines Tages blätterte ich zurück, um zu sehen, was in der Zwischenzeit mit ihnen geschehen war. Ich machte ein Plus hinter die Sorgen, die berechtigt waren. Das waren die wenigsten. Ich machte ein Minus hinter diejenigen, die sich in Luft aufgelöst hatten. Das waren die meisten. Bei vielen hatte ich vergessen, dass sie mich einmal belastet hatten.
Was für eine entlarvende Übung! Es war offensichtlich, dass ich dazu neige, mich oft und unnötig zu ängstigen. Hatte ich Sorgen oder machte ich mir welche??
Ich befinde mich damit allerdings in guter Gesellschaft. Mark Twain sagte einmal: „In meinem Leben hatte ich viele Probleme. Die meisten von ihnen haben nie wirklich statt gefunden.“ Kein Grund allerdings, in dieser Kraft, Lebensfreude und Schlaf raubenden Gewohnheit zu verharren!
Ich drehte das Buch um und schrieb dagegen: Gründe zur Dankbarkeit. Sobald mir welche einfielen. Auch das waren erstaunlich viele. Mit der Zeit lag das Gewicht eindeutig bei der Dankbarkeit, ein gutes Korrektiv. Segen zählen statt Sorgen …