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Schuld oder Schuldgefühle?

Kategorie: FHF BBs Notizen

 

Bianka Bleier über zwei linke Hände und den Gedankendreher

Immer diese Einbrüche, wenn ich einen Fehler mache. Und ich mache so viele! Neulich in der Buchhandlung, als sich gerade mal wieder ein Kardinalfehler meinerseits abzeichnete, dachte ich aus Zerknirschung an Kündigung. Ich bin mir dann selbst so peinlich. Wenn jemand „Fehler!“ ruft, schreit mein Schuldgefühl schon prophylaktisch „Hier!“.
Manchmal war es jemand anders und ich bin erleichtert – unschuldig! Das erklärt vermutlich hinreichend das Geheimnis, warum Menschen meine Texte lesen: Sie atmen auf, weil sie nicht allein dazustehen mit solchen Unannehmlichkeiten wie Schusseligkeit, Dummheit, Bosheit, Ängstlichkeit, Begrenztheit, Unfähigkeit. Wir sind wohl alle schwarze Schafe oder zumindest alle etwas angeschmuddelt. Jesus ist für all unseren „Bockmist“ gekommen und hat uns weiße Westen geschenkt. Wir sollen nicht quengeln, was wir alles nicht können nicht hinkriegen vermasseln. „Wir fallen hin und stehen auf“, singt Cae Gauntt. „Denn wir Frommen sind nur Menschen und die fallen hin. Und stehen auf.“ Einer meiner dümmsten Fehler ist, dass ich diese Wahrheit immer wieder vergesse.
Zuhause lamentiere ich Lena in die Ohren, dass ich mir vorkomme wie Quasimodine mit zwei linken Händen und Hirnhälften. Freundlicherweis interpretiert sie das nicht als „Fishing for compliments“, sondern sagt gütig: „Immerhin hast du drei tolle Kinder groß gezogen!“ Ein schöner Gedanke vom richtigen Mensch zur richtigen Zeit…
Die Buchhandlung ist nicht nur mein Ort für Fehler, sondern auch eine Quelle guter Gaben. Beim Auspacken fällt mir ein Heftchen in die Hände namens „No more Blues – Glauben ohne Schuldgefühle“ von Harald Sommerfeld. Täglich ein Impuls und am Schluss eine Denkaufgabe. Bereits am zweiten Tag spüre ich die Wirkung.

Komplett in Ordnung

Ich lese, dass die erste Botschaft von Jesus, wenn er einem Menschen begegnete, auf die ein oder andere Weise immer gleich lautete: „Du bist okay!“ „Ich verurteile dich nicht“, sagt er zu der Ehebrecherin. „Ich lade mich bei dir zum Essen ein!“ zum stadtbekannten Betrüger. „Dich kann ich gebrauchen!“ zu Ausbeutern und Guerillakämpfern. „Auf dir will ich meine Kirche bauen“, sagt er zu Petrus, der einen Kardinalfehler nach dem andern macht.
„Für mich bist du okay“, sagt Jesus zu jedem, der sich auf ihn einlässt und es beginnt die Liebesgeschichte des Lebens. Die Frage, mit welchem Satz Jesus mich bei einer ersten Begegnung begrüßt hätte, bringt mich zum Lächeln und den Rest des Tages zum Üben. „Hi, Bianka, ich freue mich schon lange an dir! Total schön, dir zu begegnen! Ich möchte so gern Zeit mit dir verbringen. Dich hat Papa besonders gut hinbekommen! Mit dir möchte ich gern zusammen etwas Kreatives unternehmen. Du bist dafür genau richtig!“  
Kommt nicht soooo leicht über die Lippen … Aber: Schöne Vorstellung. Ich sehe mich vor Jesus stehen, bedröppelt, kleinlaut, zerknirscht mit dem versammelten Unfähigkeitsgefühl des Tages im Bauch. Ich stelle mir vor, wie er fröhlich mein Kinn anhebt und mir in die Augen schaut. Kein Vorwurf, kein Tadel. Gutmütiges Schmunzeln, liebevoller Blick: „Du bist völlig komplett in Ordnung, Bianka!“ Seufz …

Entlastung der Wirbelsäule

Statt zu verzweifeln daran, was alles misslingt, frage ich mich heute, was in meinem Leben durch Jesus gut oder besser geworden ist. Ein echter Gedankenumdreher!

Ich habe gelernt die Wahrheit zu sagen und dazu zu stehen. Jedenfalls meist.

Ich habe gelernt zu vergeben und seltener zu verurteilen.

Ich habe in meiner Ehe durchgehalten mit Jesus Hilfe.

Drei prächtige Kinder, ja, aber das ist weniger Verdienst als Geschenk.
Obwohl, es steckte doch auch jede Menge Arbeit dahinter.

Durch Jesus bin ich zum Schreiben gekommen. Er hat mir geholfen, Grenzen zu erweitern, die dabei sichtbar wurden. Und: Grenzen anzuerkennen.

Durch Jesus bin ich Adoptivkind in einer lebendigen schrägen liebenswerten Großfamilie, der Schar der Christen.

Das unangenehme dubiose Bauchgefühl, zu wenig zu beten, zu wenig in der Bibel zu lesen, zu wenig zu lieben, zu evangelisieren, zu spenden, zu helfen, mitzuarbeiten in der Gemeinde, mich zu wenig um andere zu kümmern, verflüchtigt sich. Ich richte mich auf, recke mich und spüre Entlastung in der Halswirbelsäule. Ich straffe die Schultern, pfeife ein Liedlein und ziehe in den Tag.


Christus hat uns befreit. So steht nun fest und lasst euch nicht wieder gefangen nehmen. Galater 5,1