Fromme Hausfrau - Artikel von Bianka - Family - Beiträge aus BBs Notizen 

An seinen Spuren werdet ihr ihn erkennen

Kategorie: FHF BBs Notizen

 

Sonntagmittag. Nikolausfeier vom Musikverein mit Büttenrede und Bescherung. Lena spielt im Jugendorchester mit. Als ich in die Halle gehe, ist der Himmel so verheißungsvoll blau, dass das Opfer schier unbezahlbar ist. Werner schenkt es sich denn auch von vornherein.
Als ich drei Stunden später wieder frei bin, ist es Nacht. Habe das Gefühl, den Tag versäumt zu haben, weil es schon dunkel ist. Im Sommer würden wir jetzt noch die tollsten Dinge machen. Wir haben jetzt die kürzesten Tage des Jahres, Biankas Härteprüfung.
Jetzt ist die Stunde, in der der Himmel gerade noch heller ist als die Erde. Es hat getaut, Millionen Kubikmeter Schnee sind geschmolzen und die Erde ist aufgebrochen. Nach vielen geruchslosen Tagen riecht es wieder erdig, schwer und würzig. Ich muss in den Wald nach dieser öden Rumsitzerei in der Halle.
Wunderbar, dass Charly mir ermöglicht, allein durch seine Gegenwart solche Dinge zu tun, angstfrei und ohne einen Gedanken an den schwarzen Mann. Charly ist mein Bodyguard. Stark und zuverlässig. Die Häuser um den See werfen Lichter aufs Wasser, Klein-Venedig-gleich. Ab und zu höre ich Enten leise schnattern, Lalilu auf Entensprache.
Den Weg ahne ich nur, Charly kann ich auch nicht sehen, ich weiß einfach, dass er da ist, er war ja eben noch hier, ist überhaupt immer bei mir, der Treue. Geht zwar manchmal ein Stück voraus, aber nie, ohne sich umzusehen und sich zu vergewissern, ob ich mitkomme. Wenn ich ihn riefe, wäre er gleich hier.
Am Ende des Weges, als wir aus dem Wald rauskommen, steht er da und wartet auf mich. Begleitet mich einfach. Wie Jesus. Für meine Sinne nicht wahrnehmbar und doch in meinem Leben so real. Sobald ich es wage, ihn zu bitten, mir zu helfen, wird er wahrnehmbar an seiner Wirkung.
Charly bringt die Enten zum Schnattern, schlürft Wasser und macht dabei Wellen, hinterlässt Spuren auf dem Weg, den ich gehen werde. Nimmt mir meine Angst vor dem Dunkel, gibt mir Schutz und Geleit. Auch Jesus nimmt mir immer wieder meine Angst, macht mich ruhig und gewiss. Für meine Sinne nicht wahrnehmbar und doch in meinem Leben so real, zieht sich sein Handeln wie ein roter Faden durch meine Zeit.