Heute sprach mich eine Bibelstelle an, der mich sehr nachdenklich macht:
Joh 20
21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist!
23 Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.
Folgende Auslegung dazu:
"Friede sei mit euch" heißt nicht nur, dass wir im Frieden sind, sondern, dass der Friede mit uns geht, wir ihn quasi verbreiten. Dass andere durch uns in Frieden kommen. GOTTEs Frieden, der höher ist als alle menschliche Vernunft! (Phil 4,7)
"Wie mich der Vater gesandt hat so sende ich euch". JESUS ist gekommen , um zu suchen und zu retten, was verloren ist, SEIN Leben zu geben zur Erlösung, als Arzt für die Kranken... (Lk 19, 10; Mk 10,45; Lk 3, 31) Das heißt für uns nicht, dass wir uns in Selbstgerechtigkeit unserer Erlösung freuen, sondern viel mehr zu denen gehen, die "des Arztes bedürfen". JESUS hat mit den schlimmsten Sündern gegessen und ihnen Vergebung angeboten und zwar allen - Zöllnern, Huren und Ehebrechern...Für ihn gab es keinen Unterschied zwischen größeren und kleineren Sünden, die Pharisäer mussten sich auf eine Stufe mit einer Ehebrecherin stellen lassen.
"Nehmt hin den Heiligen Geist". Das heißt für uns, dass wir den HEILIGEN GEIST brauchen, um klar zu sehen, wie JESUS die Menschen sieht, mit SEINER Barmherzigkeit und Liebe, mit SEINER Bereitschaft, das eigene Leben für die schlimmsten Sünder hinzugeben. Das geht auch nur mit der Kraft des HEILIGEN GEISTes, allein sind wir dazu gar nicht fähig, unser menschliches Urteil wird immer verurteilen. Wir sehen das Unrecht und nennen es beim Namen, wissen genau, welche Strafe der Täter verdient, wie die Opfer sich verhalten müssen. Alles klar soweit.
ABER:
Wo Menschen sagen: verloren – da sagt Gott: gefunden.
Wo Menschen sagen: gerichtet – da sagt Gott: gerettet.
Wo Menschen sagen: nein – da sagt Gott: JA!
(Dietrich Bonhoeffer)
"Wem ihr die Sünden vergebt... behaltet..." Was für eine Aussage!
Wir sind in der Lage Sünden zu vergeben, damit kommen wir schon noch klar, aber eben auch, Sünden zu behalten! D.h. Wenn ich die Aussage treffe: "Der ist eh nicht zu ändern, er wird es immer wieder tun!", bin ich ein Stück "mit schuld", dass es so bleibt / wieder wird.
Es geht hier nicht darum, "an das Gute im Menschen zu glauben" oder zu appellieren, denn das Gute im Menschen existiert nicht (1. mo 8,21). Es geht darum, einem Menschen das, was er mir (oder anderen, dazu habe ich noch weniger das Recht) angetan hat, nicht zu behalten, so dass zumindest auf meinem Konto kein Soll mehr für ihn steht. Ich kann jedem Menschen die Chance zum Neuanfang einräumen, egal wie schlimm seine Vergehen waren. Denn genau das gleiche Recht räumt GOTT mir ein! Und ich darf daran glauben, dass GOTT in der Lage ist, einen Menschen zu verändern, so dass er eben nicht der ewige Täter bleibt. JESUS verspricht einem Mörder das Paradies! (Lk 23, 43)
Das hat mich sehr bewegt!
Hier ist übrigens die Predigt zum Thema "Richtet nicht" vom letzten Sonntag aus unserer Gemeinde. Interessant ist ein Katalog von Fragen, die man sich stellen soll, ehe man ein Urteil fällt.