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Anzahl Nachrichten: 35 - Seiten (4): [1] 2 3 4
Benutzerbild Autor: anna-wehra
Erstellt: 04. Apr 2021 - 11:36
Betreff: Johannes 19, 26-28
Johannes 19, 26-28

Seit längerem beschäftigt mich schon diese scheinbar kleine Begebenheit von der ich denke, dass sie eine gar nicht so kleine Bedeutung hat. Hier erste einmal der Text:

Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Joh. 19,26+27

Ich versuche mich in die Situation hinein zu begeben: da hängt Jesus am Kreuz. Ein langer schmerzhafter Weg von Schmach, Hohn, Folter und Gewalt liegt hinter ihm und er ist dem Tod so nahe wie man es sich nur vorstellen kann.
Doch dann geschieht für mein Empfinden etwas bemerkenswertes: Jesus wendet sich an seine Mutter und sagt ihr, dass nun Johannes ihr Sohn sei und dann wendet er sich an Johannes und sagt ihm, dass Maria nun seine Mutter sei.
Das alleine ist schon schwer zu begreifen für mich, wie Jesus dazu noch Kraft findet. Aber was dahinter steht ist doch folgendes: Jesus weiß, dass eine Frau die keinen Sohn mehr hat unversorgt zurück bleibt, wenn dieser stirbt.
Ich vermute mal, dass Josef nicht mehr lebte – zumal er auch in der ganzen Leidensgeschichte unerwähnt bleibt. Darum muss Maria versorgt werden, für sie ist das existenziell.
In seiner schwersten Stunde, von Gott und der Welt verlassen, sorgt Jesus dafür, dass seine Mutter versorgt ist! Das beeindruckt mich und sagt mir: auch meine Alltagsdinge sind Jesus nicht egal! Auch in seiner Sterbestunde denkt er noch an das irdische Wohl seiner Mutter. Das ist ihm so wichtig, dass er sie nicht unversorgt zurück lassen kann!
Beeindruckend!
Doch es geht für mich noch weiter. Im folgenden Vers lese ich:

Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet.
Joh. 19, 28

Das finde ich interessant, erst als Jesus weiß, dass alles vollbracht ist kümmert er sich darum, dass die Schrift erfüllt wird (Mich dürstet). Bisher dachte ich immer, es geht um seinen Tod, sein Sterben und alles was in der Karwoche geschehen ist was zum Vollbringen gehört. Doch heute kam mir der Gedanke, dass auch die Versorgung seiner Mutter zum Vollbringen gehörte!

Wenn das so ist, bedeutet das dann nicht, dass auch diese ganzen irdischen Dinge die mich und vermutlich auch euch umtreiben Jesus so unendlich wichtig sind, dass er sich darum kümmert? Und zwar auch dann, wenn wir ihn gar nicht darum bitten?
Maria hat ja nicht gesagt: „Sohn, lass mich nicht unversorgt zurück“ – obwohl ihr die Versorgungsfrage ganz sicher zumindest Gedanken gemacht hat. Dennoch kümmert sich Jesus darum – nach meinem heutigen Verständnis als Teil des Vollbringens.

Was haben wir für einen Herrn Jesus, dem es nicht nur darum geht uns aus der Verlorenheit zu retten, sondern auch darum, dass es uns hier gut gehen darf, dass wir auch währen unserer Zeit auf der Erde versorgt sind.

Das wollte ich euch einfach mal sagen und bin gespannt auf eure Gedanken dazu.

In diesem Sinne:
Frohe Ostern! Jesus lebt! Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!

Benutzerbild Autor: wolkenschaf
Erstellt: 04. Apr 2021 - 12:40
Betreff: re: Johannes 19, 26-28
Liebe Anna-Wehra,

Vielen Dank für deine Gedanken. Ich verstehe diese Verse ganz anders, aber das entwertet deine Gedanken nicht, gell.
Ist einfach ein anderer Zugang zum Text.

Erst mal denke ich, ist das keine Szene, die sich so abgespielt hat. Die anderen drei Evangelien sind sich einig, dass keiner beim Kreuz war, außer Spötter und das Hinrichtungskommando. Also bestimmt nicht Johannes und Maria. Das wäre auch tödlich für die beiden gewesen.

Deshalb denke ich, dass diese Szene sich irgendwann davor oder auch erst nach der Auferstehung zugetragen hat. Sie beschreibt einerseits die Übergabe der familiären Verantwortung von Jesus auf Johannes. Das versorgt Maria, aber es gibt Johannes gleichzeitig innerhalb der Jüngerschaft und der nachösterlichen Kirche eine hervorgehobene Rolle. ER ist der Erbe Jesu. Diese besondere Rolle wird ja später im Johannesevangelium noch einmal im Vergleich zur Rolle des Petrus thematisiert.

Mir sagt die Szene: eine führende Rolle in der Gemeinde ist gekennzeichnet dadurch, dass man sorgende Verantwortung für die Menschen trägt.
Benutzerbild Autor: anna-wehra
Erstellt: 04. Apr 2021 - 14:55
Betreff: re: Johannes 19, 26-28
Danke Wolkenschaf, das finde ich auch sehr interessant! Ich empfinde es nicht als Abwertung, wenn jemand eine andere Sicht hat, sondern als Bereicherung, eben weil es einen anderen Aspekt eröffnet!
Danke dir, darüber werde ich weiter nachdenken
Benutzerbild Autor: esther h.
Erstellt: 04. Apr 2021 - 15:20
Betreff: re: Johannes 19, 26-28
Ich hab mir noch gar nicht so viele Gedanken um die Einzelheiten dieser Geschichte gemacht.
Aber auch ich dachte schon darüber nach, dass Jesus sich auch um ganz praktische und irdische Dinge (Versorgung seiner alleinstehenden Mutter) kümmert. Und ich denke, dass es auch dem Johannes helfen sollte, mit dieser Lücke, die ihm durch den Tod von Jesus entstand, zurechtzukommen.
Benutzerbild Autor: magga
Erstellt: 04. Apr 2021 - 16:55
Betreff: re: Johannes 19, 26-28
Wolkenschaf, warum wäre das tödlich für die beiden gewesen?

Anna, Danke für diese sehr wertvollen Gedanken.
Benutzerbild Autor: wolkenschaf
Erstellt: 04. Apr 2021 - 17:22
Betreff: re: Johannes 19, 26-28
Sich zu einem politischen Verbrecher zu stellen, während die römischen Soldaten noch dort sind, wäre ganz bestimmt als Unterstützung ausgelegt worden. Petrus hat ja auch nicht umsonst Angst gehabt, als er Jesus verleugnete. Und da stand er noch nicht mal direkt neben Jesus.
Benutzerbild Autor: magga
Erstellt: 04. Apr 2021 - 18:51
Betreff: re: Johannes 19, 26-28
Du meinst, da hätte es eine „Kontrolle“ gegeben, ob man Spötter, Zuschauer oder Sympathisant ist?
Benutzerbild Autor: wolkenschaf
Erstellt: 04. Apr 2021 - 19:12
Betreff: re: Johannes 19, 26-28
Sehr wahrscheinlich. Deshalb schauen ja die Frauen in den anderen Evangelien nur " von ferne" zu. Und damit waren sie schon viel mutiger als die 12.
Benutzerbild Autor: verena
Erstellt: 04. Apr 2021 - 19:31
Betreff: re: Johannes 19, 26-28
War Jesus tatsächlich als ein politischer Verbrecher gekreuzigt worden? Pilatus sagte doch, dass er keine Schuld an Ihm finden konnte? Es war doch das Volk, das die Kreuzigung gefordert hatte?
Benutzerbild Autor: suse52
Erstellt: 04. Apr 2021 - 19:33
Betreff: re: Johannes 19, 26-28
Ich glaube dem Text als Gottes Wort so wie er zu lesen ist.
Es gab manches Ungewöhnliches in Jesus Leben und Tod. Er starb z.B. ungewöhnlich schnell, ihm mussten nicht die Beine zerschlagen werden. Wenn ich mir auch vorstelle, dass Josef von Arimathia den Mut hatte, Pilatus um Erlaubnis zur Kreuzabnahme der Leiche zu bitten. Für gewöhnlich blieben Verbrecher zur Abschreckung lang dort hängen.
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