Heute vor 22 Jahren sind wir mit zwei Kindern in das Mietshaus hier am Rande der Stadt gezogen- wir wohnen immer noch hier, aber nach dem Verkauf des Hauses an eine Immo-gesellschaft und der Entkernung und Sanierung sind wir im Haus nochmal umgezogen ins Dach.
3 Wochen später kam unser 3.Kind zur Welt.
Die Zeit der Wende war für uns sehr aufregend, gerade dadurch kamen wir in den Genuss einer größeren Wohnung.Und vor dem Tag der Einheit waren wir das erste Mal im Leben im kapitalistischen Ausland, in Graz in Österreich .Das ist immer noch meine größte Freude, nicht mehr eingesperrt zu sein und in Freiheit leben und reisen zu dürfen...
Im Gespräch mit einer Freundin aus den Altbundesländern musste ich aber erkennen, dass nicht alle begeistert waren über die Wende- darüber hab ich damals nie nachgedacht, denn man hatte ja immer nur die Botschaft, alle sind glücklich, endlich wieder ein Land ohne Grenze...
Viel Ärger gab es hier wie dort über verschiedene Erlebnisse, die harte Einschnitte ins Leben brachten, und damit verbunden Unverständnis..
Wie seht Ihr diesen Tag und dieses Ereignis?
Freut Ihr Euch? Habt Ihr immer noch Kummer deshalb?
Meine Freude heute ist besonders, dass ich viele neue Freunde gefunden hab, auch hier im Forum...ich winke Euch mal zu

Es ist wirklich ein unfassbares Wunder ein großes Geschenk und eine große Gnade.
Am 9 November hat Gott uns dies geschenkt obwohl Deutschland gerade am 9 November Schlimmes getan hat.
Wenn ich dran denke dass Nordkorea und Südkorea immer noch getrennt sind, können wir sehr froh sein über dieses Geschenk.

Liebe Anders, an dich habe ich heute schon gedacht - eben wegen dieses besonderen Feiertages, denn wir hätten uns ohne die Wiedervereinigung nie kennengelernt.

Für mich ist dieser Tag der einzige politische Feiertag mit einer echten Bedeutung, über den ich mich jedes Jahr erneut von Herzen freuen kann.
Sicher mussten sich Menschen in beiden Teilen erst einmal drauf einstellen, auch die blühenden Landschaften ließen auf sich warten, aber unterm Strich sehe ich deutlichen Gewinn für alle.

Ich hätte nie all die schönen, geschichtsträchtigen Orte sehen können, die jenseits der Mauer waren, nie all die wunderbaren Menschen kennenlernen können, die dort quasi eingesperrt waren. Das ist mir mehr als genug Anlass zu riesiger Freude.
Keine Sorge, natürlich habe ich nicht alle Menschen da kennen gelernt, aber doch eine ganze Anzahl.

Die Gemeinden dort konnten endlich aufatmen - wir hatten eine Partnergemeinde in Ostberlin, die ich mit einer kleinen Jugendgruppe damals auch einmal besuchen durfte…. Spannend für uns und ein bisschen gruselig irgendwie….Ich weiß noch, dass ich geweint habe, als ich in die S-Bahn zurück in den Westen stieg, und die anderen mit all ihren Fragen und sehnsüchtigem Blick auf dem ostberliner Bahnsteig winkend zurück blieben.

Die Leipziger Montagsdemos fand ich großartig und ich bin bis heute sehr dankbar für diese Menschen, die ganz friedlich letztlich diesen Umsturz bewirkten.

Fazit: Das erste Oktoberwochenende mit Erntedank und Tag der Einheit ist meins. Immer.

Gesamtdeutsche Friedensgrüsse vom
landei

Oh ja, ein ganz besonderer Tag… wir haben den Tag der Wiedervereinigung nämlich zum Tag unserer ehelichen Einheit gemacht. Wir feiern heute unseren 14. Hochzeitstag.

Zunächst denke ich an Herrn Gorbatschow, ohne den die Wiedervereinigung nicht möglich gewesen wäre, und seinen liebe- und respektvollen Umgang mit seiner Frau.
Ohne ihn hätte ich viele wunderbare Frauen, die ich nicht vermissen möchte, nicht kennen gelernt, ihre Heimat wäre mir gänzlich unbekannt. Die Orte, an denen Luther, Bach, Zinzendorf u.v.a. gewirkt haben, blieben Teilen der Welt verschlossen.
Aus 2 Hamsterrädern wurde die bunte Republik Deutschland, Gott sei Dank

In meinem Herzen bin ich unendlich dankbar für die Wiedervereinigung, habe die Grenze von beiden Seiten selbst erlebt und damit auch jedes Gedankengut auf mich einprasseln gespürt und jeder will derjenige sein, der "richtig mit den unterschiedlichen Realitäten und den Erfahrungen der anderen umgeht".
Auf dies Weise kann zwar auch mein Mann dankbar für die Wiedervereinigung beten und ich dankbar meine Erfahrungen nachspüren, aber "ein Miteinander freuen" und "Miteinander feiern" ist das nicht. Weder am Tag der Wende damals noch an jedem weiteren Jahrestag. Das schmerzt.
Deswegen kommt auch nur sehr selten ein gutes Gespräch geschweige denn fruchtbares Gedenken mit unseren Kindern und Schwiegerkindern zustande. Bestenfalls zeigen mal Einzelgespräche ein wenig Offenheit für die Erfahrungen und Gefühle des anderen.

Gunni

Flora, herzlichen Glückwunsch zum 14.Hochzeitstag
Ich bin auch froh das es die Wiedervereinigung gibt.
Dankbar über die Freundschaften die dadurch entstanden sind und über die kulturellen Möglichkeiten die uns sonst verwährt geblieben wären.
Und Gorbatschow und seine Frau gehören für mich auch dazu.
LG Susi

Ein besonderer und bedeutungsvoller Tag - aber keine ungeteilte Freude. Es gehören auch Verdruss, Sorgen und viel Enttäuschung dazu.
Und Fürbitte. Jeden Tag neu.

kantate

An Kantate hab ich auch gedacht heute.Wir waren im Grenzlandmuseum mit den Kindern.Ohne die Grenzöffnung hätte ich viele nie Kennengelernt.Ohne ein kleines Loch im Zaun Ende der 40er Jahre gäb es meine Mutter und ihre Geschwister nicht.Davon hab ich heute mal wieder meinen Jungs erzählt im Museum und als wir ein Stück an der ehemaligen Grenze entlangliefen

Ich mag eigentlich kein Fernsehen. Aber am 9./10. November habe ich dann doch geschaut. Ich war gerade mit meinem jüngsten Kind schwanger und habe immer wieder gesagt: Ich werde ein Kind haben das nur noch ein Deutschland kennt!

Und als dieses Kind etwa ein halbes Jahr alt war, hat mich geübte Atheistin dann Gott direkt angesprochen, irgendwo auf der Autobahn vor Dresden unter einem riesigen Sternenhimmel als wir auf dem Rückweg von Urlaubstagen in Prag auf dem Weg Richtung Norden waren. Irgendwie fand ich das dann total passend - Wiedervereinigung und so.