Liebe Mitmütter,
ich brauche mal Euren Rat.
Meine Tochter (übermorgen 8) ist schon immer ein langsames Kind gewesen. Das heißt, wenn sie es will, kann sie sehr schnell machen. Aber meistens sieht sie halt keinen Grund zum Beeilen.
Nun hat uns vor ein paar Wochen ihre Lehrerin angesprochen, dass Sophie zu langsam arbeitet in der Schule und deswegen die Arbeitszettel etc. oft nicht schafft. Nächstes Jahr kommt sie in die dritte Klasse und wird wohl vermutlich schlechte Noten kassieren, wenn sie die Blätter nicht fertig bekommt. Den Stoff hat sie verstanden, da hatte sie von Anfang an keine Probleme mit.
Wir hatten nun vereinbart, dass die Lehrerin jeden Freitag eine kleine Notiz an uns schreibt, ob Sophie schnell gearbeitet hat. Das machen wir jetzt ca. 6-8 Wochen so, aber meistens steht da: Sophie bemüht sich, ist aber immer noch zu langsam.
Auch hier zuhause kann sie endlos bummeln, trödeln etc.
Was ist nur los? Ist sie überfordert? Oder wächst sich das noch aus? Sollen wir sie einfach auflaufen lassen (morgens zu spät zur Schule kommen, schlechtere Noten in der 3. Klasse, zu spät zu Verabredungen kommen)? Wer hat auch so ein Bummelinchen zuhause und wie läuft das so bei Euch?
Bin so ratlos,
Anja777

Liebe Anja
Tönt mir nach ADS-h.
Das sind Träumer, leben in ihrer eigenen Welt. Sind langsam, aber wenn sie wass brennend interessiert kaum zu bremsen.
Wenn Eure Sophie selber darunter zu leiden beginnt. Alle Bemühungen etwas ändern zu wollen daneben gehen, weil zwar der Wille da ist aber es nicht gelingt, würde ich das Kind möglichst rasch bei einem guten Kinderpsychiater abkären lassen!
Liebe Grüsse Iris

Liebe Anja,
habe auch ein "langsames" Kind. Unser Großer war schon im Kiga immer der Letzte beim Anziehen und so ziemlich bei allem. Was Simons Ursache war, war recht kompliziert und ich will Dir die Details ersparen. Jedenfalls hatte er Koordinationsstörungen und auf der gesamten linken Körperhälfte zu schwach ausgebildete Muskeln. Dadurch hatte er rein körperlich schon mal schlechte Voraussetzungen für schnelles Arbeiten. Nach 4 1/2 Jahren Krankengymnastik und Ergotherapie (seit einem Jahr sind wir inzwischen Therapiefrei - Hurra) ist er jetzt so weit, dass er zwar immer noch recht langsam, aber für den Schulalltag ausreichend schnell ist (meistens jedenfalls...). Kann mich also nur Iris anschließen: lass es abklären. Deine Kleine leidet wahrscheinlich selbst auch drunter (wer täte das nicht, wenn er permanent spürt, dass er den Anforderungen der Umwelt nicht gerecht wird) und wenn sich Sophie bemüht, dann würde ich sie dafür loben und mit den Fortschrittserwartungen mich noch zurückhalten. Wünsche Dir einen langen Atem und viel Weisheit.
Herzliche Grüße
Elisabeth

... und was gibt es dann für Therapiemöglichkeiten bei Ads h ??
Wahrscheinlich kommt das Problemm ab September auch auf mich zu.
Gruß Doris

Hallo Anja,
ich habe auch drei Schulkinder, die in der Grundschule nicht zu den "Schnellsten" gehörten, aber bei schriftlichen Klassenarbeiten doch fast immer mitkamen. Die beiden Großen sind jetzt am Gymnasium und der Dritte wechselt im Sommer dorthin. Leider leben wir in einer Leistungsgesellschaft, in der immer alles sehr schnell gehen muss und Menschen mit einer inneren Ruhe und Gelassenheit oft untergehen. Mir ist es wichtiger, dass mein Kind konzentriert ist und möglichst alles richtig macht, als wenn es schnell, husch, husch ´zig Flüchtigkeitsfehler einbaut. Auch das Bummeln bei den Hausaufgaben hat sich bei den Großen schon relativiert un bei meinem Dritten arbeiten wir daran. Auffällig ist ja, dass Sachen ,für die sich die Kinder interessieren, erheblich weniger Zeit beanspruchen.

Liebe Grüße Claudi



Bearbeitet von - Claudi am 01/07/2003 12:35:45

Bearbeitet von - Claudi am 01/07/2003 12:38:47

Liebe Anja!

Auch ich habe so ein Träumerchen.Meine Tochter ist 9 und es stand bis jetzt in jedem Zeugnis, dass ihr Arbeitstempo zu langsam ist. Bei ihr ist der Verdacht auf ADS ohne Hyperaktivität geäußert worden. Es gibt ein Buch Uta Reimann: Langsam und verträumt, finde ich grad nicht, sodass ich dir den genauen Titel und ISBN-Nr. nicht sagen kann. Es ist im Herder-Verlag erschienen. Dort wird immer wieder darauf hingewiesen, dass diese Kinder feste Regeln und Rahmen brauchen, um sich nicht ablenken zu lassen. Aber andererseits leben wir natürlich in einer schnellebigen Zeit, wo langsame Menschen schnell als nicht normgerecht angesehen werden. Wie singt doch noch mal Jürgen Werth: ... ganz egal ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur ....

Gruß, Ulrike

Für ADS-h also ohne Hyperaktivität gibt es genau wie für ADS+h keine eigentliche Therapie. Trotzdem bringt eine Psychotherapie im Sinne von Verhaltenstherapie die kombiniert mit Arbeitstechniken angewandt wird, recht viel. Allerdings brauchen manche ADSler auch eine medikamentöse Hilfe. Darauf gehe ich hier nicht ein, weil ich weiss, dass viele Eltern damit enorm Mühe haben. Auch Ergotherapie kann helfen. Aber in jedem Fall muss zuallererst eine eingehende Abklärung gemacht werden. Diese ist sehr umfassend und dauert darum mindestens 5-10Stunden. Meistens kommt das Kind dafür in Blöcken von einer Stunde zum Kinderpsychiater.
Wie Elia schreibt, kommen manche Kinder gut ohne Hilfe zurecht. Einige aber nicht, dies jedoch im Voraus zu wissen ist ja nicht so einfach. Desswegen ist eine Abklärung so wichtig; der Psychiater schaut in der Spielanalyse, ob das Kind leidet, ob es psychisch Hilfe braucht oder nicht.
Bei meinen Kindern braucht nur eines Hilfe. Auch medikamentöse. Die anderen Beiden haben bisher, weil ich mich in das Thema stark hineingearbeitet habe,keine Therapien benötigt. Ich habe einfach durch das Erste viel Arbeitstechnik und wie schon genannt Strucktur und Konsequente Erziehung in den Alltag gebracht. Davon provitieren die zwei jüngeren. Wobei noch zu sagen ist, dass sie auch nicht so ausgeprägte ADSler sind wie das erste.
Liebe Grüsse Iris

Liebe Claudi, so wie bei deinen Kindern scheint es auch bei Sophie zu sein. Sie sagt selber, dass die anderen Kindern zwar schneller sind, aber mehr Fehler haben. Sie dagegen macht wenige Fehler, arbeitet sehr korrekt. Und das ist ihr auch wichtig.
Mein Mann ist übrigens auch so ein langsamer Vertreter...vielleicht die Gene..
Werde mir auf jeden Fall das genannte Buch besorgen.
Schonmal danke für alle Beiträge!

Hallo
Unsere Große (8 Jahre) ist auch so ein langsames Kind. Habe mir auch das Buch aus dem Herder Verlag bestellt und durchgelesen. Seeeeehr hilfreich!!!!
ADS Kinder ohne Hyperaktivität fallen oft nicht so auf, weil sie uns Erwachsene nicht so nerven wie die Hyeraktiven.
Auch wir haben jetzt eine feste Struktur bei Hausaufgaben und beim Lernen eingeführt und siehe da, es wird besser. Nachmittags achte ich auf eine reizarme Freizeit (nicht ewig Fernsehen und Musik hören) dafür viel Schwimmen,Malen, Erzählen Fahrradfahren.....
Das tut uns allen gut und Maike hilfts ungemein.
Ach ja,neulich hab ich die Zeugnisse meines Mannes gefunden
Ein SCHWARZER TAG für ihn
Den Schilderungen der Lehrer nach war er ein absolute ADS Kind in der Schule und so ist er bis heute. Er hat nur gelernt, damit umzugehen und füllt seinen (praktischen) Beruf gut aus. Meine große Tochter ist im sehr ähnlich
Grüssle
Silke



Bearbeitet von - silke am 02/07/2003 21:16:08

Hallo,
ich habe inzwischen das Buch "langsam und verträumt" durchgelesen und bin mir ziemlich sicher, dass Sophie kein ADS ohne Hyperaktivität hat, auch wenn manche Punkte in schwacher Form bei ihr vorkommen. Werde aber den Spiel-Übungsteil mit ihr machen und bin gespannt, was dann so bei rauskommt.
Ich wollte noch fragen, ob jemand noch andere Bücher kennt, die das "langsame" Kind zum Thema haben (oder auch Faulheit/Bequemlichkeit bei Kindern) oder ob jemand weitere Übungen kennt, mit denen man Kindern helfen kann, schneller zu werden. Keine Sorge, will meine Tochter jetzt nicht drillen, will mich nur informieren, was es so für Möglichkeiten gibt.