... und andere Traditionen.
Ein Thema, das mich immer wieder beschäftigt - und dieses Jahr besonders.
Also nicht die Neujahrsbrezel an sich, die ist nur der Anlass für diesen Thread.
Sondern Rituale und Traditionen - allgemein und überhaupt.
Vieles davon macht 'man' halt einfach, weil 'man' das immer schon so macht.
Und vieles davon erscheint mir als eine leere Hülle; ich hab aber den Eindruck, dass das, was ich als leere Hülle empfinde, anderen Menschen Halt gibt in stürmischen Zeiten.
Wie ist das bei Euch?

Ich finde, Tradition hat viel mit Erinnern zu tun!
Mein Schwiegervater war Bäckermeister und verschenkte an Ostern selbstgebackene Osterlämmer, an Silvester selbstgebackene Neujahrsbrezeln. Mein 3. Sohn hat das nach dem Tod meines Schwiegervaters einfach weiter gemacht. Wenn ich ihn am Karsamstag Morgen oder am Silvestermorgen bei uns in der Küche stehen sehe, denke ich an meinen lieben Schwiegervater zurück und freue mich darüber!
Manche Traditionen aus dem Gottesdienst z.B. sind mir von Kindheit an vertraut und daher lieb geworden.
Ich denke, die Kunst besteht darin, auch offen für Neues zu sein und auch mal auf Traditionen verzichten zu können, wenn daraus irgendwie ein Krampf wird, das Gefühl: das müssen wir jetzt so machen, weil wir das schon immer so gemacht haben!

Die Tradition sich ein gutes neues Jahr zu wünschen - finde ich ganz schön. Hat auch was sehr Verbindendes - ähnlich wie man dass an Ostern oder zu Geburtstagen macht. Dass mit der Neujahrsbrezel kannte ich nicht.

Oder an Weihnachten Lichter - Kerzen aufzustellen in den Wohnungen.

Und ich hab mich speziell in diesem Jahr, wenn ich so durch die Gegend gefahren bin, gefragt, was sich wohl hinter den traditionell geschmückten Fenstern und beleuchteten Gärten abspielt.
Es ist dieses Jahr alles anders als die Jahre zuvor und nach außen hin sah's aus wie immer.
Fassade halt.

Was meinst Du mit Fassade Esther?

Ich frage mich, wie viele Dinge nur gemacht werden, weil 'man' sie macht (oder der Nachbar sie macht) und man dann halt einfach auch mitmacht, obwohl's einem gar nicht danach ist.

Und mir gehts so, dass ich eher Mühe hab mit terminierten Grüssen weil irgend ein Datum ist. Ich freue mich über jede Whatsapp aber selbst habe ich wenig persönlich geschrieben. Irgendwie passt das nicht zu mir. Aber ich tus dafür sonst mal.

Ich bin gerne für Überraschungen gut. Traditionen sind mir zu anstrengend.

Danke für das Erklären Esther. Ich denke dass es auch jeder für sich anders empfindet z.B unser Nachbar hat jedes Jahr vor dem Haus eine Lichterkette. Fand ich gerade für dieses Jahr auch mal eine schöne Idee und so wurden einige Fenster auch mit Lichterketten ausgestattet.

Aber ich kenne auch gewisse Traditonen, die ich als Zwänge empfinde. Wobei gerade durch dass Coronajahr einige nicht statt gefunden haben.

Die Tradition an Fasching Krapfen zu speisen und in der Adventszeit Plätzchen zu essen finde ich sehr

Ich finde Traditionen gut, sie machen manches einfacher aber können natürlich auch zum starren Korsett werden. Für unsere Kinder und auch für mich sind es die Traditionen in unseren Familien, die gefüllt sind mit Erinnerungen an Menschen, Orte, Feste und Situationen.

Mich hat es zum Beispiel als Erzgebirglerin sehr verunsichert, gewundert und teilweise regelrecht geärgert, dass es in der hessischen Familie meines Mannes nur ganz wenige Weihnachtstraditionen gab oder eben viel weniger als bei uns. Aber dann auch zu sehen, dass Weihnachten "auch ganz anders geht" war auch irgendwie befreiend.