Manchmal kann ich auch (noch?) nicht vergeben. Ich hatte mal ganz massiv Probleme damit, dass ich jemandem nicht vergeben konnte. In der Seelsorge sagte ein sehr weiser Seelsorger zu mir:
Das kannst du sowieso nicht, das kann nur Jesus in dir!

Dann erzählte er mir von Corrie ten Boom, als sie nach dem Krieg in Deutschland einen Vortrag hielt und einer ihrer ehemaligen Peiniger aus dem KZ nach der Veranstaltung auf sie zukam (er hatte sie nicht erkannt,aber sie ihn) und sie bat: "bitte vergeben Sie mir"
Da hat Corrie gedacht, das kann sie nicht und hat gebetet: "Herr ich kann ihm nicht vergeben, aber du in mir kannst das tun!"

Als sie dann die Hand ausstreckte, da konnte sie ihm plötzlich Vergebung zusprechen. Später hat sie das mit Hilfe eines Handschuhs erklärt:
Wenn ein Handschuh leer ist, dann kann der nichts tun, aber wenn man seine Hand hineinsteckt, dann folgt der Handschuh jeder Bewegung der Hand.
So ist es auch mit uns: ohne Jesus in uns können wir oft nichts tun, aber mit Jesus in uns geht das!

Ich durfte das selber erleben, wenn ich gebetet habe: "Herr ich kann nicht vergeben, das musst du in mir tun!" Da hat sich manches gelöst ......

Genau diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht..... und es ist so wohltuend wenn man später spürt wie die Last weggeht... die man getragen hat.

Es gibt in der Bibel keine Stelle, wo Gott ohne Buße des Menschen vergibt.

Ich lasse mich gerne korrigieren, wenn jemand eine Stelle findet.

Wieso soll ich also jemand vergeben, dem es nicht leid tut? Anna, Du hast Corrie Ten Boom erwähnt: Der KZ-Wächter hat sie aber um Vergebung gebeten - das ist so ein wertvolles Erlebnis! Nur dass ich als Christin immer und alles unter allen Umständen vergeben muss, bestätigt es nicht !

Nun ja, Jesus vergibt schon ohne Buße. Er bezieht die AT Ankündigung des "Gnadenjahres des HERRN" auf sich. Und dass er sich mit den Sündern abgibt, wurde ihm ja nicht ohne Grund vorgeworfen. Bei Jesus ist die reihenfolge umgekehrt: zuerst Vergebung und volle Gemeinschaft, und in der Folge tun die Menschen Buße.

Buße ist übrigens "metanoia",= anders denken. Nicht immer hat das mit Schuld und Reue zu tun.

Und das bedeutet für mich nicht, dass ich vergeben "muss". Ich muss gar nichts, ich darf. Und wenn ich es kann, dann tut es zuerst mir gut, dann meiner Beziehung zum Nächsten und zu Gott gut. Solange ich nicht vergeben will, zwingt mich keiner, auch nicht Gott. Aber es schadet mir, und es bringt mich nicht voran auf dem Weg, Jesus ähnlicher zu werden.

2. Kor 5, 18 Das alles aber [kommt] von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat; 19 weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, indem er ihnen ihre Sünden nicht anrechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte. 20 So sind wir nun Botschafter für Christus, und zwar so, dass Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott! 21 Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm [zur] Gerechtigkeit Gottes[1] würden.

Ich verstehe es so, dass Gott durch Christus die Vergebung schon bereithält, die Menschen müssen die nur annehmen. Natürlich geht das nur, wenn man sich als vergebungsbedürftig erkennt! Aber von Gottes Seite aus ist die Vergebung bereits da, heißt also, dass er keinen Groll oder Zorn oder sonstwas gegen die Menschheit hegt.

Ja, bei dem Bereit-Halten der Vergebung bin ich wieder mit dabei. Diese Bereitschaft zur Vergebung muss ich mitbringen, das sehe ich genauso. Da passt auch Corrie Ten Booms Erfahrung mit hinein.

Kein Zorn Gottes? Hm. Was ist mit der ewigen Verdammnis, wenn einer nicht die Vergebung durch Jesus annimmt?

Rotkäppchen, das ich als Christin immer und überall alles vergeben muss, meinte ich auch nicht. Mir ging es darum aufzuzeigen, dass ich aus mir heraus oft nicht vergeben kann oder will. Trotzdem kann es aber für meine .... hm sagen wir mal Seelenhygiene wichtig sein, dass ich es doch irgendwie hin bekomme. Da kann es dann nur Jesus in mir tun.

Wenn jemand um Vergebung bittet ist es natürlich besonders wichtig es tun zu können - und wenn es eben ist wie in Corries Beispiel, durch Jesus in mir.
Aber ich denke, anderen zu vergeben ist einfach auch für mich wichtig für meine seelische Gesundheit, damit ich über mir angetanes Unrecht nicht bitter werde. Auch dann kann ich es oft nur mit und durch Jesus in mir.

In meinem Leben habe ich mehrfach Dinge erlebt, die für mich wichtig waren sie zu vergeben, auch für meine psychische Gesundheit. Erst dann kann langsam Heilung geschehen

Die ewige Verdammnis ist eines der verschiedenen in der Bibel vertretenen Konzepte über die Gerechtigkeit Gottes. Nicht das Einzige und nicht das Beste.

Im AT entwickelt sich der Begriff der Ewigkeit erst, da war an ewige Verdammnis großteils noch gar nicht zu denken. Die Idee des Lebens oder des Gerichtes nach dem Tod ist sozusagen unter Einfluss der persischen Religion (im Exil) entstanden. Bis dahin vollzieht sich das Gericht Gottes auf der Erde durch Tod, Krankheit, Krieg, ...

Zu den neutestamentlichen Befund und den Schlussfolgerungsmöglichkeiten daraus gibt dieser Vortrag von Heike Breitenstein sehr gut Auskunft: https://cloud.gollatz.net/index.php/s/MtR4GaO2l0BF2mk

Wenn jemand um Vergebung bittet, muss ich vergeben, aus der Nummer kommt man als Christ nicht raus #Schalksknecht.

Ohne Bitte um Vergebung muss ich gar nix außer die Bereitschaft mitzubringen zu vergeben, sollte der Verursacher doch irgendwann Buße tun ( #verlorener-Sohn), auch wenn ich das vllt nicht mitbekomme. Mehr nicht.

Ich glaube wir vermischen da verschiedene Aspekte der Vergebung, Rotkäppchen.

Vergeben- loslassen, dass es nicht so war wie es hätte sein sollen, akzeptieren und vertrauen dass es mich nicht aus Gottes Hand reißen kann, was da geschehen ist. Gottes Perspektive auf den anderen einnehmen. Das befreit mich und das ist unabhängig davon, wie der "Übeltäter" sich verhält.
Vergeben - dem anderen Vergebung zusprechen: die Beziehung zwischen uns ist wiederhergestellt. Ich setze einen Neustart. Das kann ich zwar auch allein tun, aber in der Regel setzt es zumindest ein Mindestmaß an guten Willen (Einsicht) auch beim anderen voraus.