Nochmal - wir werden diese Frage nicht klären können und alle Erklärungsversuche laufen früher oder später ins Leere.
Hätte Gott dem Judas nicht ein ehrliches Herz geben können?
Warum war es Judas, der nicht erwählt war?
Hatte Judas überhaupt eine Chance, sich anders zu entscheiden?
Wer wäre es sonst gewesen?
Wenn Gott weiß, wer sich für und wer sich gegen ihn entscheidet, wie können wir da noch von einem freien Willen reden?

Ich tu mich wesentlich leichter damit, dann irgendwann zu sagen 'es ist halt so', als mir an der Kombination von Vorherbestimmung und freiem Willen die Zähne auszubeißen.
Ich krieg diese beiden Aussagen nämlich nicht miteinander verknüpft.

Ich habe ja das Selbe Problem... aber ich kann es nicht einfach mal so "akzeptieren".


Carolina, also sind, wenn man das weiter denkt, manche dazu bestimmt Christen zu werden und andere einfach nicht?

Das sind keine Antworten - das sind Versuche, etwas zu erklären, was letztendlich eben nicht zu erklären ist.
Tatsache ist, dass es einen Verräter geben musste, damit die Geschichte so funktioniert, wie wir sie kennen.
Wäre es nicht der Judas gewesen, wäre es ein anderer gewesen.
Und wenn Gott weiß, wie sich ein Mensch entscheidet, kann sich der Mensch dann wirklich frei entscheiden?
Ist es dann wirklich sein freier Wille oder folgt er seiner Bestimmung?
Kennen wir nicht alle auch Situationen, die sich anders entwickelt haben, als wir es ursprünglich gewollt haben, aus denen wir aber nicht mehr rauskommen?

Ich glaube schon, dass wir uns entweder für das Gute oder für das Böse entscheiden können, Gott gibt uns die Freiheit dazu. Schon Adam und Eva hatten die Wahl, zu gehorchen oder nicht zu gehorchen. Auch zu Kain hat Gott gesagt: "Die Sünde lauert vor deiner Tür, du aber herrsche über sie". Und schon im Alten Testament stellt Gott die Menschen vor die Wahl:

5.Mose 13,15: Siehe, ich habe dir heute vorgelegt das Leben und das Gute, den Tod und das Böse.
16 Wenn du gehorchst den Geboten des HERRN, deines Gottes, die ich dir heute gebiete, dass du den HERRN, deinen Gott, liebst und wandelst in seinen Wegen und seine Gebote, Gesetze und Rechte hältst, so wirst du leben und dich mehren, und der HERR, dein Gott, wird dich segnen in dem Lande, in das du ziehst, es einzunehmen.
17 Wendet sich aber dein Herz und du gehorchst nicht, sondern lässt dich verführen, dass du andere Götter anbetest und ihnen dienst,
18 so verkünde ich euch heute, dass ihr umkommen und nicht lange in dem Lande bleiben werdet, in das du über den Jordan ziehst, es einzunehmen.
19 Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen,
20 indem ihr den HERRN, euren Gott, liebt und seiner Stimme gehorcht und ihm anhangt. Denn das bedeutet für dich, dass du lebst und alt wirst und wohnen bleibst in dem Lande, das der HERR deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat, ihnen zu geben.

Dass wir als sündige Menschen nicht in der Lage sind, ein sündenfreies Leben zu führen und uns den Himmel zu verdienen, ist natürlich klar, deshalb wurde im AT geopfert und deshalb hat Jesus sich für uns geopfert. Gott hat sich für uns zuerst entschieden, aber Er überstülpt uns seine Entscheidung nicht, sondern will, dass wir auf sein Angebot antworten, und das ist nur möglich durch Seine Gnade.
So verstehe ich es.

Ja, ich kenne diese Erklärungen alle, liebe liv.
Sie lösen nur nicht das Kernproblem.
Wie herbsblood es formuliert. Die Frage, ob der Antichrist bzw hier: ob Judas überhaupt wählen könnte, was für ein Herz er hat.
Nicht umsonst sagt Paulus, dass Gott derjenige ist, der in uns beides schafft, das Wollen und das Vollbringen.

Nein, was da warum im Detail wie läuft und was nicht, das werden wir nie wissen und nie verstehen.
Wir sind natürlich frei, uns unsere Theorien zu bauen und mit Bibelversen zu untermauern, warum auch nicht. Ich kenne einige, die spontan ganz sicher waren: Klar, der Mensch entscheidet frei, und die nach langen Denkprozessen irgendwie doch Luthers oder sogar Calvins Gedanken anhingen.
Und nicht denen Melanchthons, der ja auch damals so sehr betonte, dass es der Mensch sei, der frei entscheiden kann, ob er sein Herz dem Glauben öffnet oder nicht.
Wahrscheinlich haben sie alle unrecht und es ist in Wahrheit nochmal ganz anders. Nicht menschlich nachvollziehbar.
Wir müssen es aber gar nicht wissen.

Wissen müssen wir nur, dass wir jedem Menschen das Evangelium predigen sollen, dass Jesus für jeden Menschen gestorben ist, dass alle das Heil in Jesus brauchen und nicht zuletzt dass wir nicht beurteilen können, ob das für jemanden zum Heil führen wird oder nicht. Ich hab noch nie bei einem Menschen, den ich persönlich kenne, gedacht: Das ist vielleicht der Antichrist.
Ich muss zugeben, dass ich aber bei manch einem gedacht habe und in schwachen Momenten denke: Ich kann mir nicht vorstellen, dass der sich mal bekehren wird. Dabei weiß ich gar nicht, was Gott mit wem vor hat. Nicht alle, die eine Bekehrung erlebt haben, würden sagen können, dass sie das vorher wollten. Hinterher auf jeden Fall, klar!! Sie staunen umso mehr, denn sie erlebten - Gnade pur.

Hallo,
herbsblood, ich habe mich auch lange damit beschäftigt. Gerade auch mit dem Pharao, wo auch geschrieben steht: Gott verstockte sein Herz.
Und es wir ja auch gewarnt, dass unser Herz nicht verhärte, denn ab dann gibt es keine Chance der Umkehr. Ja, ab wann ist es so und warum kann Gott es nicht wieder "weich" machen?