Ja, man sollte den Vers im Kontext sehen.
Und ich lese auch keine Aufforderung zur Gleichgültigkeit heraus, aber die Ermutigung zur Gelassenheit.
Gerade dieses 'allzu' wirkt (nach meiner Beobachtung) oftmals ziemlich verbissen - damit kann man dann auch sich und seine Beziehungen ruinieren.
Ein verbissener Mensch wirkt (auf mich) selten sympathisch.

Allerdings beobachte ich diese Verbissenheit und Selbstgerechtigkeit nicht nur unter den Frommen, sondern ähnlich auch bei z.B. Veganern oder Umweltschützern... Gibt es sicher auch in anderen Kreisen.

Und Menschen, die immer ihre "allzu" großen moralischen Weisheiten ihrer Umwelt mitteilen, sind oftmals unerträglich.

(So geht es mir oft z.B. mit Vertretern verschiedener Kostformen, die diese permanent nach außen demonstrieren, oder auch, wenn manch andere an sich sinnvolle Sache extrem wird. (auch Umweltschutz- und auch "geistliche" Themen...)
Letztlich reduziert es den Horizont, die Vielfalt des Lebens und Denkens.

Nachtrag:- das passt ja zu meiner Vorschreiberin, soeben lese ich es.

Auf jeden Fall - es ist nicht auf Glaubensdinge beschränkt.
Und es spricht auch nicht dagegen, sich für eine bestimmte Sache zu engagieren.

"Allzu" hat eben schnell eine selbstgerechte Komponente....

Man hat ja immer bestimmte Personen vor Augen, wenn man solche Aussagen liest oder hört.
Gerade wenn man in frommen Kreisen aufgewachsen ist...

Ein krasskrasses Beispiel für "heiliger sein wollen als...", diesmal aus der jüdischen Ecke:

https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-iran-sekte-lev-tahor-1.5440630

... da schwillt mir gleich der Kamm....