kommt hier ein kleiner Weihnachtsgruß:
Ihr Lieben,
während ich versuche, im Dezembertrubel über Wasser zu bleiben zwischen Ladentheke, Kalenderschreibarbeit, das bisschen Haushalt, dichten Familiengeschichten (mein Vater, der herzkrank geworden ist, die Schwiegeroma im Heim, Lennartbaby und Lenamama, Werner der sein Sabbatjahr beginnt …), zwischen Krankenhaus und dem kleinen gleichschenkeligen Dreihundertmeterdreieck meines Wohnortes, meines Geburtsortes und Sellawie, geschieht Weihnachten.
ich bin so dankbar dass Jesus gekommen ist – hinein in die Dunkelheit die wir versuchen mit Bauernsilber und Kerzenlicht zu erhellen, mit Zugewandheit und Erbarmen, und schaffen es doch nicht aus eigener Kraft.
2014 ist für mich ein Jahr auf dünnem Eis gewesen. Auf die Zeiten im Krankenhaus mit mir, mit Lena und Lennart und mit meinem Vater hätte ich gern verzichten können. Aber. Jedes Mal war Gott dabei. So wird es bleiben. Er ist auf unsere Erde gekommen, um zu verbinden, zu retten, mitzuleiden, zu trösten, zu stützen, von unserem himmlischen Vater zu erzählen.
Kein Raum in der Herberge - diese Woche war es voll im Sellawie. Und als ganz voll war und eigentlich niemand mehr reinpasste, kamen zwei ältere Damen die eine ganz alte Dame im Rollstuhl durch den Sturmwind schoben, vermummt bis an die Nase. Die Töchter sagten: Ist nicht schlimm, wir stehen auch draußen für einen Kaffee. Die alte Dame sagte nix, das blieb auch den ganzen Morgen sie. Draußen war die Welt erbärmlich wüst und leer. Wir trugen Gartentisch und Stühle zusammen und da saßen sie dann, vor dem Seifenregal, in der Wärme, und es war doch Raum in der Herberge, weil wir zusammen gerückt waren.
Dann wurde mein Vater krank. So krank dass er mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus musste. Ich hatte Angst, dass sich die Geschichte meiner Mutter wiederholen würde, die in der Weihnachtszeit vor fünf Jahren überraschend über Nacht im Krankenhaus starb. Es war kein Raum in der Herberge. Vati wurde als Vierter in ein Dreierzimmer geschoben. „Immerhin werden Sie behandelt, das ist das Wichtigste!“ sagte die Krankenschwester. Im Krankenzimmer herrschte großes Elend. Ich wusste nicht, worunter mein Vater litt und rechnete mit dem Schlimmsten. Wir schenkten ihm ein Handy. Gestern kam die befreiende Nachricht: „Ich komme heim, Schatzele!“ Das war mein Weihnachten. Als ich ihn abholen fuhr, kam mir der Dezember-Psalm von Hanns Dieter Hüsch in den Sinn:
„Mit fester Freude
lauf ich durch die Gegend
mal durch die Stadt
mal meinen Fluss entlang
Jesus kommt
der Freund der Kinder und der Tiere
ich gehe völlig anders
ich grüße freundlich
möchte alle Welt berühren
mach dich fein
Jesus kommt
schmück dein Gesicht
schmücke dein Haus und deinen Garten
mein Herz schlägt ungemein
macht Sprünge
mein Auge lacht und färbt sich voll
mit Glück
Jesus kommt
alles wird gut“
Es fiel mir leicht, in dem Fall auch mal Jesus durch Vati zu ersetzen. Denn es macht einen großen Unterschied, ob man einen Vater auf der Erde hat oder nicht… Und wie froh bin ich dass ich einen Vater im Himmel habe, der sich erbarmt, der herunter gekommen ist in unsere Erbärmlichkeit, um unserem Leben Hoffnung und Sinn zu geben. Welch ein Unterschied!
Ich muss euch noch dieses Gedicht aufschreiben, das für mich durch Lennart ganz nah gekommen ist:
Was uns anvertraut ist
Nicht die großen Erdbeben,
nicht die Gewalt der Stürme,
nicht die Schrecken der Gewitter
wurden uns in die Hand gegeben.
Nicht einmal Sommer und Winter,
Ebbe und Flut,
Tag und nacht
liegen in unserer Macht.
Nur was klein ist und zerbrechlich,
was aufruft zur Zärtlichkeit,
Behutsamkeit und Heilung
wurde uns anvertraut:
der Schlaf der Kinder,
die Sprachlosigkeit der Einsamen,
das Glatteis der Wagehälse,
der Zufluchtsort der Verirrten,
der Spielplatz der Liedermacher,
der Baum der Singvögel.
Was machtlos ist,
wurde uns anvertraut.
Mag sein, dass Gott,
Ewiger, Allmächtiger,
auch deswegen Kind geworden ist:
damit er sich uns anvertrauen kann.
Joop Roeland
Gesegnete Weihnachten wünsche ich Euch allen!
Ihr Lieben,
während ich versuche, im Dezembertrubel über Wasser zu bleiben zwischen Ladentheke, Kalenderschreibarbeit, das bisschen Haushalt, dichten Familiengeschichten (mein Vater, der herzkrank geworden ist, die Schwiegeroma im Heim, Lennartbaby und Lenamama, Werner der sein Sabbatjahr beginnt …), zwischen Krankenhaus und dem kleinen gleichschenkeligen Dreihundertmeterdreieck meines Wohnortes, meines Geburtsortes und Sellawie, geschieht Weihnachten.
ich bin so dankbar dass Jesus gekommen ist – hinein in die Dunkelheit die wir versuchen mit Bauernsilber und Kerzenlicht zu erhellen, mit Zugewandheit und Erbarmen, und schaffen es doch nicht aus eigener Kraft.
2014 ist für mich ein Jahr auf dünnem Eis gewesen. Auf die Zeiten im Krankenhaus mit mir, mit Lena und Lennart und mit meinem Vater hätte ich gern verzichten können. Aber. Jedes Mal war Gott dabei. So wird es bleiben. Er ist auf unsere Erde gekommen, um zu verbinden, zu retten, mitzuleiden, zu trösten, zu stützen, von unserem himmlischen Vater zu erzählen.
Kein Raum in der Herberge - diese Woche war es voll im Sellawie. Und als ganz voll war und eigentlich niemand mehr reinpasste, kamen zwei ältere Damen die eine ganz alte Dame im Rollstuhl durch den Sturmwind schoben, vermummt bis an die Nase. Die Töchter sagten: Ist nicht schlimm, wir stehen auch draußen für einen Kaffee. Die alte Dame sagte nix, das blieb auch den ganzen Morgen sie. Draußen war die Welt erbärmlich wüst und leer. Wir trugen Gartentisch und Stühle zusammen und da saßen sie dann, vor dem Seifenregal, in der Wärme, und es war doch Raum in der Herberge, weil wir zusammen gerückt waren.
Dann wurde mein Vater krank. So krank dass er mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus musste. Ich hatte Angst, dass sich die Geschichte meiner Mutter wiederholen würde, die in der Weihnachtszeit vor fünf Jahren überraschend über Nacht im Krankenhaus starb. Es war kein Raum in der Herberge. Vati wurde als Vierter in ein Dreierzimmer geschoben. „Immerhin werden Sie behandelt, das ist das Wichtigste!“ sagte die Krankenschwester. Im Krankenzimmer herrschte großes Elend. Ich wusste nicht, worunter mein Vater litt und rechnete mit dem Schlimmsten. Wir schenkten ihm ein Handy. Gestern kam die befreiende Nachricht: „Ich komme heim, Schatzele!“ Das war mein Weihnachten. Als ich ihn abholen fuhr, kam mir der Dezember-Psalm von Hanns Dieter Hüsch in den Sinn:
„Mit fester Freude
lauf ich durch die Gegend
mal durch die Stadt
mal meinen Fluss entlang
Jesus kommt
der Freund der Kinder und der Tiere
ich gehe völlig anders
ich grüße freundlich
möchte alle Welt berühren
mach dich fein
Jesus kommt
schmück dein Gesicht
schmücke dein Haus und deinen Garten
mein Herz schlägt ungemein
macht Sprünge
mein Auge lacht und färbt sich voll
mit Glück
Jesus kommt
alles wird gut“
Es fiel mir leicht, in dem Fall auch mal Jesus durch Vati zu ersetzen. Denn es macht einen großen Unterschied, ob man einen Vater auf der Erde hat oder nicht… Und wie froh bin ich dass ich einen Vater im Himmel habe, der sich erbarmt, der herunter gekommen ist in unsere Erbärmlichkeit, um unserem Leben Hoffnung und Sinn zu geben. Welch ein Unterschied!
Ich muss euch noch dieses Gedicht aufschreiben, das für mich durch Lennart ganz nah gekommen ist:
Was uns anvertraut ist
Nicht die großen Erdbeben,
nicht die Gewalt der Stürme,
nicht die Schrecken der Gewitter
wurden uns in die Hand gegeben.
Nicht einmal Sommer und Winter,
Ebbe und Flut,
Tag und nacht
liegen in unserer Macht.
Nur was klein ist und zerbrechlich,
was aufruft zur Zärtlichkeit,
Behutsamkeit und Heilung
wurde uns anvertraut:
der Schlaf der Kinder,
die Sprachlosigkeit der Einsamen,
das Glatteis der Wagehälse,
der Zufluchtsort der Verirrten,
der Spielplatz der Liedermacher,
der Baum der Singvögel.
Was machtlos ist,
wurde uns anvertraut.
Mag sein, dass Gott,
Ewiger, Allmächtiger,
auch deswegen Kind geworden ist:
damit er sich uns anvertrauen kann.
Joop Roeland
Gesegnete Weihnachten wünsche ich Euch allen!