Fromme Hausfrau - Newsletter - Newsletter-Archiv - Besser einfach - einfach besser (06/02) 



Liebe fH’s,

na, habt ihr die Pfingstferien (falls vorhanden) gut rumgebracht? Wir sind (nach unseren Erfahrungen letztes Jahr in der Toskana) zum ersten Mal seit neun Jahren zu Hause geblieben. Das hat zu unseren veränderten Lebensumständen gepasst:

·    Die Mädchen haben keine Lust mehr auf Ferien im Ausland, sondern wollen endlich abseits von Schule Zeit für Freunde hier.
·    Wir haben seit März zwei Pflegepferde bei einem Bauernhof hinter unserem Acker, Gottes Geburtstagsgeschenk für mich.

Das Wetter war super und wir sind oft ausgeritten. Ich staune immer noch darüber, dass wir das tun. Ich werde allmählich sicherer im Reiten und im Umgang mit Pferden. Ich gewinne Vertrauen in sie und in mich und verstehe ihre Reaktionen besser. Ich bin total verliebt in Chopper, dieses große schwarze Tier mit dem samtenen Fell, und ich habe den Eindruck, das beruht auf Gegenseitigkeit. Anschließend waren wir oft auf unserem Acker, der sich von seiner fruchtbaren und stressfreien Seite zeigte im Vergleich zu sonst, wenn wir ihn vor dem Pfingsturlaub noch unter Zeitdruck bearbeiten und hinterher gleich wieder von vorne anfangen können, die Erdbeeren verpassen und Werner mit dem Heumachen kaum nachkommt. Ich habe zum Vierzigsten von all meinen Freunden zusammen einen Relaxstuhl bekommen und fühle mich damit sehr verstanden. Einmal, als ich mit Jan dort saß, die Sonne, den Wind und den weiten Horizont genoss, kamen Werner und Anna geritten, mitten durch unsere Obstbäume. Ich dachte, ich träume. Später sah ich sie dann von weitem über die abgemähten Wiesen galoppieren. Einmal sind wir Kanu gefahren, da sind unsere Mädchen gern mitgegangen, und die Jungs von Freunden auch ... Nun genieße ich nach den vollen Ferientagen das leere Haus, es lebe die Ambivalenz :-)

Immer wieder bin ich lange in unserer Homepage, mit offenem Mund. Ich staune über die Intimität und die Qualität und die "Sisterhood" - über den erfreulichen, geistlichen Umgangston. Wenn ich mich durch Pinnwand und Foren lese, bin ich echt beschenkt. Ich hätte mir das nie so lebendig und interessant vorgestellt. So viel Raum für unterschiedliche Standpunkte, Anregungen, neue Gedanken, Lebenshilfe von Frau zu Frau. Nicht abzuschätzen, wie viel neues Land hier erschlossen wird bei der einzelnen Frau. Bei mir. Das Forum über Strafen z.B. fand ich so interessant, dass ich mich nicht zurückhalten konnte. Ich begann, etwas dazu zu schreiben, und daraus ist nun ein Artikel für Family geworden.

Vor ein paar Tagen wurde ein neues Baby geboren: „Besser einfach einfach besser – Das Haushalts-Survival-Buch“ ist endlich erschienen, von dem ich allmählich dachte, dass ich mir seine Schwangerschaft nur eingebildet hätte. Jetzt liegt es vor mir, unschuldig und noch unbescholten.

Ich finde, das sieht jetzt so aus, als wäre ich eine Expertin zum Thema Haushaltsführung. Immerhin habe ich ein „Sachbuch“ darüber geschrieben. Ich habe ein Sachbuch geschrieben! Okay, wir. Birgit Schilling und ich. Es war spannend, lustig, mühselig und bereichernd, das Buch zu zweit zu verfassen. Zuerst wollten wir aus unseren Ideen eine Serie für Joyce machen. Bis uns einfiel, wie viel leichter unser Leben gewesen wäre, hätte uns jemand vor fünfzehn Jahren so ein Buch in die Hand gedrückt über alle Bereiche des Haushalts. Wie viele Räder hätten wir nicht erfinden müssen! Ich hoffe, dass es für viele so praktisch und gut ist, wie es quadratisch aussieht. Die Illustrationen von Jan-Philipp Buchheister sind jedenfalls klasse. Schon wenn der eine und andere Tipp Grundsätzliches erleichtert und dadurch Neues möglich macht, lohnt sich der Kauf des Buches.

Es gibt aber Frauen, die es besser nicht lesen. Jene zum Beispiel, für die Haushalt so eine Art Berufung ist, fast wie eine geistliche Gabe, denen er zufällt ohne Mühe. Die man morgens um elf lesend im aprilfrischen Wohnzimmer vorfindet, während vom Herd würzige Düfte strömen, die Wäsche im Wind flattert und die (sauberen) Kleinen zufrieden im aufgeräumten Kinderzimmer spielen. Ebenso wenig die, die Haushalt gerne so allumfassend haben, so immer gegenwärtig, ohne Anfang und Ende, die ihre Erfüllung darin finden, sich ganztägig mit ihm zu beschäftigen und am liebsten alles selbst machen. Oder die, die es lieben, Marmelade stets nach neuen Rezepturen einzukochen, die dreizehn Varianten von selbst gemachtem Eis beherrschen, regelmäßig ihre Familie mit aufwändigen Kreationen verwöhnen und deren Freude die tägliche Tour zu Feinkostladen, Bäcker, Marktstand ist.

Die Zielgruppe für dieses Haushaltssurvivalbuch sind Frauen, die ihren Haushalt bis zum Wohlfühlpegel führen wollen - in kürzerer Zeit und besser als bisher – und die sich danach sehnen, noch andere Dinge zu tun außer Haushalt. Die sich dem Haushalt bisher eher genervt widmen, mit seinem Sisyphoswesen und dem Undank der Familienmitglieder hadern und mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind. Die keine Lust mehr haben, täglich Berge zu bewältigen – Wäscheberge, Putzberge, Einkaufsberge, Kochberge. Die sich fragen, wie sie ihre Leute zur Mithilfe motivieren können – und wie stark sie das überhaupt dürfen. Die vor einem überfüllten Kleiderschrank stehen und weinen, weil sie nichts anzuziehen haben. Die ahnen, dass etwas nicht stimmt, weil sie sich in ihrer Küche Blasen laufen beim Arbeiten. Die wissen wollen, wie gute Zeitplanung funktioniert. Die sich über ihre Lebensziele jenseits von Hausarbeit klar werden wollen.

Zwei Dinge wollen wir mit unserem Buch nicht:

1. Frauen verärgern mit der Botschaft, Haushalt sei wertlos. Das ist er keineswegs. Er hat seinen Platz in unserem Leben, aber den möchten wir gern klar umreißen, und zwar selbst, nicht durch unsere Schwiegermütter.

2. Den Eindruck erwecken, wir hätten die Weisheit mit Löffeln gegessen und schaffen Haushalt nun locker mit links. Falls dieser Eindruck entsteht, ist er schon falsch. Zu Chaoszeiten ist das Buch eine Predigt an uns selbst, Zeichen dafür, dass wir auf dem Weg und guten Willens sind. Wobei dann der Erfolg darin besteht, dass wir uns von den Chaoszeiten nicht mehr regieren lassen, sondern sie wieder überwinden.

Heute zum Beispiel hatte ich wieder so einen Anfall von Unlust, der sich schon seit einer Woche in mein Hausfrauenleben einschleicht. Ich weiß, ich soll, muss einen Speiseplan machen und den Großeinkauf, aber ich habe das Gefühl, all die Einkauferei ist ein Fass ohne Boden, denn kaum ist der Kühlschrank voll, hat ihn die Meute schon wieder ausgeraubt. Viel lieber würde ich jetzt schreiben. Aber ich schaffe den Plan und fahre los -  nur um bei Aldi festzustellen, dass ich meinen Geldbeutel vergessen habe. Zurück. Zurück zu Aldi. Ich räume den Einkaufswagen voll und nehme außerplanmäßig noch dies und das mit, um an der Kasse festzustellen, dass mein Geld schon nach der Hälfte der aufgelegten Ware nicht mehr reicht. 50 Euro sind einfach nichts mehr wert. Zurück zur Bank, Geld abheben. Zurück zu Aldi. Zu Hause stelle ich fest, dass ich viel zu viel eingekauft habe und nun Mühe haben werde, nichts verderben zu lassen. Versagensgefühle. Wann bin ich endlich eine kluge Hausfrau?
 
Es gibt also immer wieder diese Zeiten, in denen ich chaotisch und unlustig an den Haushalt rangehe, und dann wird es auch nichts. Aber dann besinne ich mich wieder auf all das, was ich weiß und diszipliniere mich. Die größte Dankbarkeit, die mir aus Leserbriefen entgegenkommt, entspringt der Erleichterung darüber, dass ich auch nur mit Wasser koche. Ihr könnt gewiss sein, dass das auch nach diesem Buch der Fall ist :-)

Ich bin jedenfalls gespannt auf eure Stimmen! Seid ruhig kritisch, ich habe mein dickes Fell angezogen, ein Anfang von Gegenwind ist in der nächsten Joyce gemacht, denn Birgit und ich haben ungeahnte Reaktionen zu unserem Haushaltsartikel bekommen.

Herzlich, eure Bianka