Fromme Hausfrau - Newsletter - Newsletter-Archiv - Die Ehe lebendig halten (10/02) 



Liebe Frauen,

gibt es ein Leben ohne Foren? Mir haben sie sehr gefehlt. Ich freue mich total, dass sie nun wieder da sind! Ich habe sie vor kurzem schmerzlich vermisst, als ich mich nach Zuspruch und Austausch von Menschen sehnte, die mich nicht live kennen und mich dennoch mögen – euch halt.

Werner und ich sind durch eine schwere Zeit miteinander gegangen. Ich hatte für eine Zeitlang das Gefühl, an einem Abgrund zu stehen und keinen Boden mehr unter den Füßen zu haben. Seit einigen Jahren streiten wir etwas vermehrt. Und es tut dann ziemlich weh. Das kann normal sein, wenn der gemeinsame Alltag zum Bersten voll ist und sich ständig die Anforderungen durch Kinder und Job ändern. Aber es kann auch eine Art Gärpfeife sein für Dämpfe, die – schön zugedeckelt – im Inneren gären. Seit einigen Jahren hat sich in unsere abendliche Freizeitgestaltung und die Art, wie wir körperliche Nähe ausüben, Routine eingeschlichen. Wir haben diese noch für Geborgenheit, Heimat, gute Gewohnheiten gehalten, als sie uns schon lange zu schaden begann. Liebe im Alltag bleibt eine einzige Herausforderung.

Nicht zum ersten Mal haben wir übersehen, dass wir im Begriff waren, in eben diesem Alltag füreinander abzustumpfen, für unsere eigenen Bedürfnisse und für die des anderen. Dass der Austausch flacher wurde, die gegenseitige Anerkennung geringer. Dass wir zwar gut funktionierten, aber uns auch in manchen Bereichen mehr arrangiert hatten als dass wir noch versuchten, unser Bestes zu geben. Hier und da nahmen wir Unzufriedenheit wahr, deckten sie aber zu aus Mangel an Energie und Zeit, ranzugehen, oder aus Angst, ehrlich zu sein. Es stand nicht wirklich schlecht um uns, aber auch nicht so gut, wie wir glaubten.

An Krisen wächst man, das ist eine Volksweisheit. Wachsen wollen wir, Krisen nicht. Immerhin hat uns diese hier gezeigt, dass wir immer noch viel lernen müssen und uns nie zurücklehnen können. Aber auch dass wir beide einander wirklich wichtig sind und dass es sich lohnt, immer weiter zu kämpfen. Und dass wir einiges ändern möchten, rauskommen wollen aus manch eingeschliffenem Trott. Dass wir Alltag auch anders leben können, reicher, tiefer. Dass es doch so ein Geschenk ist, dass wir uns haben.

Und Gott? Noch am Morgen, bevor es uns so schlecht ging, betete ich arglos fröhlich um seinen Segen für unsere Ehe. So schmerzhaft kann Gottes Segen vordergründig ausfallen, und das nächste Mal, wenn ich ihn darum bitte, werde ich sehr viel Respekt davor haben ...

Die nächsten Tage, als ich oft weinend um unseren kleinen See lief, um meinen Kopf irgendwie klar zu kriegen, fragte ich mich, ob Gott höhnisch war oder ob so sein Segen aussah. Das Beten fiel mir schwer, wie immer, wenn ich verzweifelt bin. Viele Worte finde ich dann nicht, eher Hilfeschreie. Aber mir fiel der Vers ein, in dem es heißt, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Das gab mir echt Hoffnung. Und Gott stieg in unser Boot und schaffte es tatsächlich, aus diesen schlechten Dingen etwas Besseres zu machen.

Heute sehe ich, wie wichtig es war, dass in einen Bereich unserer Ehe Licht fiel, der bisher im Schatten lag, den wir zuharmonisiert hatten, tabuisiert. Wir stehen jetzt an einem anderen Platz als vorher, wachgerüttelt, mit einem neuen Ja zueinander, immer noch fassungslos darüber, dass uns so eine Krise immer wieder noch einholen kann.
 
Wir sind tatsächlich gewachsen. Was neu ist, ist eine mir unbekannte Verletzlichkeit, die mir mein Mann nun zeigt, eine Nahbarkeit, die ich so noch nicht kenne an ihm. Wir zeigen uns wieder bewusster, was wir aneinander schätzen. Was uns wichtig ist im Miteinander. Was wir brauchen. Wo wir unsicher sind. Wir gestalten unsere Abende öfter gemeinsam. Wir versuchen, mehr Zeit zu zweit außer Haus zu verbringen. Und: Wir beten jetzt gemeinsam.

Ich möchte nicht wieder in so einen Trott verfallen und das okay finden. Ich möchte die Abende nicht mehr so gleichgültig nebeneinander verbringen und das akzeptieren. Ich möchte mir Zeit freihalten für Gespräch, Nähe, Zärtlichkeit, Spaß, und das auch als Freiraum von den Kindern erkämpfen. Ich möchte nicht mehr resigniert denken, dass in unserer momentanen Familienphase eben wenig Zweisamkeit möglich ist. Ich möchte das auch unseren heranwachsenden Kindern vermitteln.

Habe ich etwas über mich selbst gelernt? Ich habe jedes Jahr einen Leitsatz. Etwas, was ich ändern möchte, woran ich eine Zeitlang arbeiten möchte, was mir gerade sehr wichtig ist. Das hier ist mein jetziger: „Authentisches Leben: Man wird immer weniger bereit sein, irgendwo einfach mitzumachen oder einer Sache zuzustimmen lediglich aus Angst vor Ablehnung oder um des lieben Friedens willen. Wahrhaftigkeit schließt die Bereitschaft zum Konflikt ein.“

Aber gerade in meiner wichtigsten Beziehung habe ich diesen Leitsatz ausgespart, konnte - nein wollte - ich das nicht umsetzen, waren mein Harmoniebedürfnis, mein Wunsch nach Zustimmung und meine Verlustangst am größten. Mir ist neu wichtig geworden, mich in der Partnerschaft nicht zu sehr anzugleichen, mich nicht reflexartig bei Entscheidungen zuerst mal zurückzustellen und zu sehen, was die anderen wollen, sondern auch Farbe zu bekennen, stark und schwach zu sein, Bedürfnisse zu haben, glücklich sein zu wollen. Nicht nur glücklich zu sein, wenn es meine liebsten Menschen um mich herum sind. Daran übe ich jetzt, und es fällt mir nicht in den Schoß. Ich bin bereits auf der anderen Seite vom Pferd gefallen ...

Apropos Pferd – wir überlegen gerade sehr aktuell, uns ein eigenes Pferd zuzulegen. Wir besitzen bereits ein Pflegepferd, das wir reiten dürfen, wann wir wollen, und würden gern zu zweit ausreiten. Wir haben uns verliebt in einen sechsjährigen Vollblutmischling, den wir kaufen könnten. Mir kommt das vor wie eine Lebensentscheidung und ich bin gleichzeitig elektrisiert und verängstigt. Kennt das jemand? Gibt es Tipps, die unseren Verstand erreichen, will uns jemand warnen oder ermutigen?

Und was mich noch brennend interessieren würde: Wie schafft ihr es, Ehe lebendig zu erhalten, auch bei heranwachsenden Kindern? Wie schafft ihr euch Freiraum auch für körperliche Nähe und Romantik? Was haltet ihr von Ehebüchern? Ich kann euch gleich vier empfehlen, die allesamt bei mir fruchtbar waren, jedes auf seine Weise, die mich jedoch von keiner Arbeit entheben, im Gegenteil:

Neil Clark Warren: Alles Lambada
Gary Chapman: Die fünf Sprachen der Liebe
Marion Buchheister: Mein Mann kann tun und lassen, was ich will
Steve Biddulph: Wie die Liebe bleibt

Ich grüße euch sehr herzlich

Bianka