Fromme Hausfrau - Newsletter - Newsletter-Archiv - Wo Himmel und Erde sich berühren (05/04) 



Liebe Freunde,

rechtzeitig zu meiner Lieblingsjahreszeit, zum großen Auftakt der Gartensaison, ist mein neues Buch „Wo Himmel und Erde sich berühren – Meine Gartenleidenschaft“ entstanden. Damit stehe ich am Ende eines Experiments, nämlich einen Bildband zu machen.
Im Vorfrühling 2003, zwischen meiner Schilddrüsen-Operation und Therapie, zu einem Zeitpunkt, als ich weit unten in einem Tal war und mir gerade überlegte, mit dem Schreiben aufzuhören, kam ein Anruf vom Verlag:
„Frau Bleier, wir würden gern ein Gartenbuch machen und da wir Ihre Affinität zu diesem Thema kennen, sind wir auf Sie gekommen.“
Affinität ... Hihi. Ich ahnte zwar, was das Wort bedeutete, hatte es aber selbst noch nie in den Mund genommen. Im Duden las ich „Wesensverwandtschaft von Begriffen und Vorstellungen“ und „Triebkraft einer chemischen Reaktion, Bestreben von Atomen oder Atomgruppen, sich miteinander zu vereinigen.“
Das traf dann doch genau meine Gefühle meinem Garten gegenüber, die Triebkraft, mich mit ihm oft möglichst zu vereinigen, ist groß, die Vorstellung, darüber schreiben zu dürfen, war verlockend und noch verlockender die Idee, einen Bildband zu gestalten.
Was die Herren vom Verlag nämlich nicht wissen konnten, war dass ich in der Buchhandlung, in der ich arbeite, für Bildbände, Postkartenbücher und Kalender zuständig bin und längst meine Lieblingsfotografin erspäht hatte. Ich wusste sofort, welche Fotos ich gern in so einem Bildband hätte. „Sie haben freie Hand bei der Wahl der Fotos“. Gerührt über so viel Vertrauensvorschuss hörte ich mich JA sagen...
Annette Timermann wollte tatsächlich mit mir zusammen arbeiten und eine Zeitlang war es meine schönste Sommerbeschäftigung, aus 400 Dias die 60 schönsten auszuwählen. Habe ich geträumt...
Drei meiner Lieblingsjahreszeiten (Frühling Sommer Herbst) mit hellen Sinnen begegnen, Worte sammeln für das, was in mir ausgelöst wird durch Freiluftmomente, begreifen, wie sehr Gott da am Werk ist in nächster Nähe – all das hat meiner angeschlagenen Seele so gut getan, dass ich heute dankbar bin für diese Anfrage. Immer wieder war ich froh, leben zu dürfen, glücklich, dieses Refugium Garten zu haben, wo ich aufatmen kann und Heimat finde.

Eigentlich war mein Plan ein Streifzug durch die verschiedenen Sinne, aber das Buch hat sich verselbständigt und sich – wie mein Garten – nicht an meinen Entwurf gehalten. Am Schluss wurde es eine Reise durch die Jahreszeiten.

Ich habe liebenswerte Zitate zum Thema Garten gefunden

·    Vom Blütenduft überwältigt zu werden ist eine lustvolle Niederlage.

·    Es gibt keinen besseren Nachweis für Glauben, als wenn ein Mensch auf einem Beet Samen aussät.

·    Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich wieder Gärtner – und das nächste Mal auch noch. Denn für ein einziges Leben ist dieser Beruf zu groß.

und bin auf Bibelverse gestoßen, von denen ich nicht wusste, dass es sie gibt

·    Kommt, Nordwind und Südwind, durchweht meinen Garten, tragt seine Düfte hinaus! Komm, mein Liebster, in deinen Garten und genieße die köstlichen Früchte! Hoheslied 4,16

·    Wer sich von Gott lossagt, verliert jede Sicherheit; nur wer Gott vertraut, steht fest wie ein tief verwurzelter Baum. Sprüche 12,3

Während des Schreibens wurde 5. Moses 1,21 so eine Art Leitvers für mich:

Sieh her, der Herr, dein Gott, hat dir das Land hingegeben: zieh hinauf und nimm’s ein, wie der Herr, der Gott der Väter, dir zugesagt hat. Fürchte dich nicht und lass dir nicht grauen.

Danach habe ich gestaunt, wie sich die Bilder von Annette Timmermann dazu fanden – ich konnte ganz problemlos meine Lieblingsbilder zusammen fügen mit den Gedanken und Gefühlen, die mir seit Jahren durch Kopf und Herz gehen, wenn der Garten lebt.
LEIDER sind die Fotos KEINE Abbildungen von Bleiers Garten...
Aber obwohl unser Garten weit hinter den Bildern aus dem Buch zurückbleibt, erlebe ich dennoch, worüber ich geschrieben habe. Die Komponenten sind unabhängig vom perfekten Lifestylegarten - draußen ist draußen, dort ist Natur und Luft, Farben, Düfte, Tiere, Pflanzen, weiter Himmel. Rückzug, Still-Leben, Gartenarbeit, Minutenurlaube, Gezeiten, Verheißungen und Stückwerk, Sommernachtsträume, Hundstage, Elementares,  Erntedank, Herbstwehen, Sinnes-Wandel.

Aber: Wir müssen ja nicht aufhören zu träumen, das Buch ist ein Entwurf für meinen Traum-Garten, eine Predigt an mich selbst. So haben wir auch schon völlig neu motiviert angefangen, dieses Stückchen Land neu zu gestalten, die Birke gefällt, die über uns hinausgewachsen ist, Licht und Luft herein gelassen. Bauen nun ein Steinmäuerchen, hinter das ich meine Blumen pflanzen kann, ohne dass ein Rasenmäher sie abschneidet oder ein Hund sie umpinkelt. Vielleicht gibt auch Jan irgendwann bis bald seinen Fußballrasen frei. Fragt sich dann nur noch, wessen Träume schwerer wiegen: Werners Traum von Radieschen und Gewächshaus hinterm Haus oder meiner von Rosenbogen und Sitzplatz in der Morgensonne. Oder Radieschen um Rosenbogen...

Eins meiner Lieblingszitate (was keiner in meiner Umgebung versteht) lautet: „Das Jahr geht weiter, und ehe man sich’s versieht, ist für die Tulpen, die man im Herbst nicht gesetzt hat, die Zeit gekommen, nicht zu blühen.“
Mir hat es jedenfalls einen Ruck gegeben, im November zu Schlecker zu radeln, die letzten vorrätigen Tulpenzwiebeln zu erstehen und sie bei Wind und Kälte mit klammen Fingern in Tontöpfe zu versenken. Ich wollte nicht mehr die Folgen dieses Versäumnisses aushalten müssen. Tulpen sind meine Lieblingsblumen! Ich stellte die Kübel an die Hauswand, bedeckte sie mit Laub und harrte der Dinge, die da kommen. Seit drei Wochen freue ich mich nun wie wild an der Blumengruppe von eleganten burgund farbenen hochstiligen und kleineren altrosa gefüllten Tulpen. Ich habe die Lektion verstanden...

Das Gartenbuch ist ein sehr persönliches Buch geworden und man stelle sich meine Freude vor, als der Verlag einen Vorschlag draufsetzte, den ich sofort verwirklichte: Zum Gartenbuch gibt es auch ein gleichnamiges Postkartenbuch mit den 32 schönsten Fotos – das erste Postkartenbuch, worin mir wirklich JEDE Karte gefällt :)

Herzliche Grüße von einer Gartenfreundin

Bianka Bleier

PS.: In der neuen Joyce hat Birgit Schilling (Mitautorin unseres Haushalts-Survivalbuches) einen Artikel veröffentlicht, der mich verblüfft hat. Nicht nur im Haushalt scheinen wir uns parallel entwickelt zu haben – es ist faszinierend, wie sie gärtnerische Prozesse beschreibt und auf das (geistliche) Leben überträgt, die ich auch erlebe, aber noch nie zu Ende gedacht hatte. Bezeichnenderweise trägt der Artikel den Titel „Nimm das Land ein, das deinen Namen trägt“...